Kapitel 15

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Wie angekündigt sammelte Takeda-sensei unsere Hausaufgaben ein. Ich hatte eigentlich gedacht, er hätte dies nur gesagt, um uns Druck zu machen, aber er tut es ja tatsächlich. Ein Glück, dass ich sie gestern noch gemacht habe.
Auf ihnen lag ein enormer Druck, denn sie mussten alle Spiele gewinnen, wenn sie zu den nationalen Meisterschaften nach Tokio wollten. Somit begann das Frühlings-Turnier.
Die Jungs, aber vor allem, Asahi, Yamaguchi und Hinata, waren aufgeregt, einigen konnte man die Nervosität ganz gut ansehen. Der kleine Mittelblocker war dafür ein Paradebeispiel, sein gesamter Körper war angespannt und er zitterte. In diesem Zustand war nicht nur sein Magen sehr empfindlich, sondern er selbst auch, er nimmt sich in diesen Momenten alles sehr zu Herzen und macht sich unnötig viele Gedanken, die ihn noch nervöser machten. Es ist immerhin nicht mehr ganz so schlimm, wie früher. Anderen hingegen sah man es überhaupt nicht an, wie Tsukishima, bei seiner gelangweilten Miene konnte man nicht einmal sagen, ob ihm eine Niederlage viel ausmachen würde. Damals bei ihrer Niederlage gegen Seijoh war jeder am Boden zerstört, nur ihn schien das Alles nicht sonderlich mitzunehmen.

Das Spiel gegen die Ohgiminami gewannen sie haushoch, da die Verteidigung, so wie ihr Kampfgeist, zu wünschen übrig ließ. Sie strahlten von Anfang aus, dass sie nicht an einen Sieg glaubten, dementsprechend wenig Mühe haben sie sich während des Matches gegeben. Während des zweiten Satzes haben sie sich auf einmal doch bemüht, aber für den Sieg reichte dies nicht.
Die Kakugawa machte es den Jungs schon schwieriger. Aber das lag hauptsächlich an ihrem zwei Meter großen Ass, der ohne Probleme über unseren Dreierblock spielen konnte. Der Rest war eher durchschnittlich. Als es Karasuno gelang das unaufhaltsamscheinende Ass zu durchschauen, konnten sie punkten und sogar ihren Aufsteiger bringen. Wenn die Kakugawa sich nicht nur auf den Riesen stützen würden, sondern versuchen würden ihn ins Team zu integrieren, dann könnten sie eine echte Herausforderung werden. Allerdings muss ihr Ass an seiner Defensive arbeiten, wenn er weiterhin nur auf den Angriff fokussiert bleibt, werden er und sein Team es nie weit schaffen.

Damit war die Karasuno eine Runde weiter und würde das nächste Mal gegen die Jozenji antreten, aber erst im Oktober, das gab ihnen genug Zeit, um sich darauf vorzubereiten. Sie hatten sich in der vergleichsweise kurzen Zeit, die sie im Trainingscamp verbracht hatten, wirklich weiterentwickelt.

Als alle den Heimweg antraten, entschloss ich mich zusammen mit Daichi, Asahi und Sugawara zu gehen. Da ich noch etwas mit dem grauhaarigen Setter zu klären hatte. Nachdem sich das Ass und der Kapitän von uns verabschiedeten, war ich mit dem besagten Oberschüler allein.
"Wieso hast du mich gestern zu dem Spiel eingeladen und bist sofort danach gegangen?", konfrontierte ich ihn aus dem Kalten heraus.
"Na ja, ich hatte Angst, dass du ablehnst und das wollte ich nicht, denn ich würde wirklich gern mit dir dorthin gehen", lächelte er nervös.
"Aber wenn du nicht willst, musst du nicht mitkommen, ich will dich ja schließlich nicht zwingen", ein trauriger Ausdruck machte sich in seinen braunen Iriden breit.
"Schon okay, ich geh mit", seufzte ich.
Irgendwie konnte ich ihm diese Bitte nicht abschlagen.
"Das freut mich sehr", die Traurigkeit war wie weggeblasen und sein Grinsen ist deutlich größer geworden.
Wir vereinbarten noch Uhrzeit und Treffpunkt, ehe wir uns beide voneinander verabschiedeten.

Der Samstag kam schneller, als gedacht und so trafen wir uns, wie vereinbart, an der Bushaltestelle, um mit dem Bus zur Sporthalle, in der das Spiel stattfand, zu fahren. Wir waren relativ früh da, dementsprechend leer waren die Tribünen. Doch die Zuschauerränge begannen sich, nach einer Weile, allmählich zu füllen, während sich die beiden Mannschaften aufwärmten. Die japanische Nationalmannschaft der U18, in der auch Ushijima mitspielt, würde heute zwar nur ein Freundschaftsspiel austragen, dennoch schien reges Interesse beim Publikum zu bestehen.
Kaum dass das Spiel angepfiffen wurde, waren die Anfeuerungsrufe zu hören.

Meine Brust zog sich dabei schmerzhaft zusammen, denn diese Szene erinnerte mich an früher. Unser Volleyballclub hatte die Tradition, die Spieler, die unser Team verlassen mussten, sei es durch einen Schulwechsel oder den Eintritt in die Oberschule gewesen, weiterhin zu unterstützen, in dem wir bei all ihren Spielen waren. Das setzte einige von ihnen ganz schön unter Druck und ich muss zugeben, dass ich erleichtert bin, dass mir dies erspart geblieben ist. Ich weiß nicht, wieso mich diese Erinnerung gerade jetzt einholt, schließlich ist es nicht das erste Mal, dass ich bei einem Spiel zusah.
Das Ass der Shiratorizawa holte souverän die ersten Punkte und ließ zusammen mit seiner Mannschaft nicht zu, dass das gegnerische Team diese zurückerkämpfen konnte.
Meine Hand verkrampfte sich leicht um das Geländer, als ich, während einer Pause, meinen Blick durch die Menge schweifen ließ.

Volleyball war ihr Leben und könnte es wieder werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt