Kapitel 9

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Hinata war während der Matches sehr angespannt. Ihm scheint es sehr zuzusetzen, dass sich alle weiterentwickeln und nur er nicht weiter kommt. In einem Spiel gegen Nekoma hatte Kageyama sein Zuspiel unbewusst verändert, sodass Shoyo den Ball geradeso mit seinen Fingerspitzen übers Netz spielen konnte. Asahi und Tanaka beglückwünschten ihn zu dem erzielten Punkt. Doch Hinata schien dass nicht ganz zu gefallen, denn er meckerte unseren Setter an.
"Hey, du hast eben nachgelassen!", schrie der Knirps.
"Was?! Ich hab nachgelassen? Ist das dein Ernst, beim Volleyball?! Ich hab mich wohl gerade verhört?", Kageyama packte ihm am T-shirt.
Daichi schritt ein, bevor die Situation eskalierte. Das Team nahm daraufhin eine Auszeit.
"Das war kein Ball, wie die Anderen. Was ist los?", fragte der kleine Mittelblocker an den König gewandt.

Die restlichen Spieler des Karasuno Volleyballclubs hatten die Veränderung nicht bemerkt und waren deshalb sichtlich verwirrt über Hinata's Worte. Man kann es ihnen nicht verübeln, sie haben nicht ansatzweise so oft mit Kageyama trainiert und nehmen es daher nicht wahr. Soetwas wäre ihnen nur aufgefallen, wenn sie viel Erfahrung besitzen würden, doch das war leider nicht der Fall. Trainer Ukai durfte der Einzige aus der Mannschaft, neben mir, gewesen sein, der es bemerkt hatte. Der Grund, warum unser griesgrämige Setter die Flugrichtung des Balls verändert hatte, war, um den Knirps zu entlasten. Denn ein Angreifer, der nicht punktet, wird dadurch großen Stress ausgesetzt, da er Punkte bringen muss, um weiterhin ein Stammspieler zu bleiben. Und auch so nagt es am eigenen Selbstbewusstsein, wenn alle Anderen punkten, nur man selbst nicht. Ich kann Hinata verstehen, so eine Phase habe ich selbst auch schon durch.

Das war bevor ich das Ass wurde. Ich war noch eine unerfahrene Erstklässlerin in der Mittelschule, im Angriff war ich ziemlich ungeschickt. Ich war nicht einmal Stammspielerin und eingewechselt hat man mich auch so gut wie nie, da sie fürchteten zu verlieren. Diese Tatsache machte mich traurig, aber das wollte ich nicht auf mir sitzen lassen, weshalb ich mehr trainierte, solange bis ich meine Schlaghand nicht mehr spüren konnte. Doch auch da wollte ich noch nicht Schluss machen, jedoch hielt mich Sora an diesem Punkt auf. Sie redete auf mich ein, dass es mir nichts brachte, wenn ich den Angriff beherrsche, aber durch eine Verletzung nicht spielen kann. Sie hatte Recht, weshalb ich auch nachgab. Sie stützte meine Hand mit Verbänden und kühlte diese anschließend. Nach einer Schonfrist von anderthalb Wochen konnte ich wieder normal trainieren und meine Angriffe wurden mit der Zeit immer besser. Schließlich wurde ich auch Stammspieler, zwar war das erst zu Beginn meines zweiten Jahres, doch das störte mich nicht. Im Grunde hatte ich es Sorano zu verdanken, dass ich es soweit geschafft hatte.

Tanaka versuchte den kleinen Mittelblocker am Kragen zu den Anderen zu ziehen, die sich bereits vor Trainer Ukai versammelt hatten.
"Gib nicht auf, Kageyama!", rief er dem Größeren mit ernster Miene zu. Der Angesprochene drehte sich wieder zu Hinata und sah diesen ebenfalls entschlossen an.
Das Spiel gegen Nekoma verloren wir dennoch, weshalb die Jungs erneut eine Strafrunde absolvieren mussten.

Am Abend, als sich alle wieder ihrem Zusatztraining widmeten, teilte Tobio Shoyo mit, dass er ab sofort alleine trainieren würde und dass er diesen Aufsteiger in den kommenden Spielen nicht mehr einsetzen werde. Es war eine gute Entscheidung von ihm, da es nichts brachte es immer wieder auf gut Glück zu probieren. Denn er selbst ließ sich auf dem Spielfeld von Hinata's Präsenz ablenken, weshalb er unkonzentriert versucht den Ball an seine Schlagbahn anzupassen, vergeblich wie man sehen konnte. Unser König hatte diese neue Spieltechnik nämlich selbst noch nicht ganz verinnerlicht. Der Knirps akzeptierte seine Entscheidung nach kurzem Murren und spannte stattdessen Kenma, den Setter von Nekoma, als seinen Trainingspartner ein. Tsukishima trainierte wie letztens mit den beiden Kapitänen von Fukurodani und Nekoma.

Die Aufgabenverteilung von uns Managerinnen war identisch mit den vorherigen Zusatztrainingseinheiten, was bedeutet, dass ich Asahi und Yamaguchi bei ihren Aufschlägen beobachtete. Mein Blick glitt ab und an auch zu Kageyama, der bislang immer noch vergeblich versuchte, mit dem herunterfallenden Ball, eine der fünf Plastikflaschen zu treffen. Er war fest entschlossen diesen Aufsteiger zu meistern, obwohl er ihn vor einer Weile einfach aufgeben wollte. Doch unser hyperaktiver Flummi konnte ihn umstimmen, auch wenn dies etwas gedauert hat und nicht wirklich reibungslos ablief.
Das Ergebnis ist das, was im Endeffekt zählt. Ich hoffe, Kageyama hat nun endlich begriffen, dass es in einem Team auf jeden Einzelnen ankommt und er sich deshalb wieder mit Shoyo vertragen muss, sonst nimmt das kein gutes Ende. Aber sie machen immerhin schon wieder ein paar Fortschritte, was das angeht.

Auch am nächsten Tag gelang es den Jungs nicht einen einzigen Satz zu gewinnen. Dem entsprechend trainierten sie am Abend um so verbissener. Es ist schon erstaunlich, dass sie nach all den Strafrunden noch die Kraft für das tägliche Zusatztraining aufbringen können. Trainer Ukai kam zu jedem Spieler, um zu sehen, wie weit er bis jetzt gekommen ist und was er noch verbessern könnte. Mittlerweile war er bei Kageyama angelangt, der immer noch keine einzige Flasche getroffen hatte. Ukai gab ihm den Rat, dass er sich die Plastikflaschen als Angreifer vorstellen sollte. Als er dies tat, klappte es auf einmal mit dem herunterfallenden Ball, er traf genau die Stelle, die er sollte. Das gab unserem Setter natürlich einen Motivationsschub, sodass er es gleich noch einmal probierte. Verständlich schließlich konnte es sich auch um einen Glückstreffer gehandelt haben. Doch auch dieses Mal traf er den markierten Punkt. Er wollte scheinbar nichts dem Zufall überlassen und trainierte bis spät in die Nacht, selbst als wir Anderen die Halle verließen, blieben er und Yachi zusammen mit Trainer Ukai dort.

Hinata hatte an diesem Tag mit Tsukishima bei den Kapitänen von Fukurodani und Nekoma trainiert. Beide haben sich in den letzten Tagen sehr verbessert, doch wie wird ihr Zusammenspiel aussehen, jetzt da sie sich einige neue Techniken antrainiert haben? Trauen sie es sich überhaupt zu, den neuen Aufsteiger nach ihren Auseinandersetzungen einzusetzen? Immerhin hatte Kageyama seinen Standpunkt klar ausgedrückt, nämlich, dass er den Aufsteiger nicht mehr anwenden wird. Aber vielleicht kann ihn der Knirps an unserem letzten Tag doch noch überzeugen, ihn wenigstens einmal zu versuchen. Ich bin auch gespannt wie die Anderen ihre Fortschritte in den letzten Spielen zeigen werden, bislang gingen diese Versuche in einem richtigen Match immer schief und sorgten dafür, dass der Gegner den Punkt bekam.

Volleyball war ihr Leben und könnte es wieder werdenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt