- Kapitel 20 -

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Nach der Vorlesung verlasse ich den Hörsaal. Ramona dicht neben mir folgend: „Was war das gerade? Wüsste ich nicht, dass du was mit Martinez am Laufen hast, hätte ich glatt gedacht du schläfst mit unserem Professor für Kunstgeschichte!" Ich reiße meine Augen auf. Dass zwischen mir und Logan eine gewisse Sympathie herrscht, weiß ich. Aber dass es auch Anderen auffällt... Mir wird mulmig. Ich lache hysterisch: „Ja genau! Ich habe ja nichts Besseres zu tun!" Warum klingt das gelogen? Als hätte ich wirklich mit ihm geschlafen? Wir hatten ja nur ein belangloses Date und außerdem habe ich Gefühle für Aiden. Was bilde ich mir also hier ein. Ramona bemerkt die Hysterie nicht, die sich hinter meinem Lachen verbirgt und nimmt es als Sarkasmus an. Gott sei Dank.

Auf dem Weg zum Campuspark, sehe ich Aiden. Dieser steht neben zwei Mädels, diese gehen bestimmt in seinen Kurs. Er winkt mir kurz zu und dreht sich wieder zu ihnen. Okay?

Na danke aber auch für deine 2-Sekündige Aufmerksamkeit. Bloß nicht zu viel auf einmal, Martinez. Ich seufze, weil das einzige, was mir mein Ex hinterlassen hat, meine Vertrauensprobleme sind. Und diese sich gerade leicht bemerkbar machen.

Wir beschließen uns vor der nächsten Vorlesung etwas von Starbucks zu holen. Obwohl nichts Schlimmes passiert ist, fühle ich mich von ihm abgelehnt. Warum reagiert mein Herz so verletzt? Mein Kopf sagt, es ist alles in Ordnung, doch mein Herz meint es grad nicht gut mit mir. Das einzige was die Situation ein wenig aufheitert ist mein Schoko-Frappé.

Im Starbucks angekommen, entdecke ich an der Schlange einen Lockenkopf am Telefonieren. „Aber nur, weil ich ab und an mal mit dir schlafe, muss du dich doch nicht direkt in mich verlieben." Stille. „Harry, nein, ich will keine Beziehung mit dir. Bitte lösch meine Nummer" Sie legt auf. „Wessen Herz hast du schon wieder gebrochen?", frage ich sie belustigt. Da ich weiß, dass sie nicht für eine Beziehung gemacht ist. Sie dreht sich erschrocken um, woraufhin sie grinst. Ramona schüttelt dabei nur den Kopf. Sie kennt Franny noch nicht so gut, weshalb sie auf solche Situationen nicht vorbereitet ist. Franny lehnt ihren Kopf an meine Schulter: „Eigentlich mochte ich ihn, aber ich habe Angst, dass er mir weh tun könnte, also habe ich es beendet." Das kann nur für Franny Sinn ergeben. Für normale Menschen, wie wir es sind, ergibt sowas auf keinen Fall Sinn.

Wir bestellen unsere Getränke und warten auf der anderen Seite des Tresens. Franny erzählt uns, dass sie Harry vom Schwimmtraining kennt. Sie treffen sich wohl seit einem halben Jahr schon, aber nicht regelmäßig, da sie ihm von Anfang an erklärt hat, dass sie keine Beziehung eingeht. Dies war wohl für beide in Ordnung so. Leider hat er sich wohl verliebt und so wie sie es erzählt, scheint sie auch ein wenig Gefühle für ihn zu haben. „Ich hatte in der Zeit auch Andere und das weiß er, natürlich stört ihn das. Er sagt aber nichts, weil er mich nicht verlieren will." Das ist so traurig, dass sogar mein kaltes Herz für ihn Mitleid empfindet. Armer Harry. „Ich mag ihn wirklich und ich würde alle Typen für ihn aufgeben, aber die Genugtuung, dass er mir das Herz brechen könnte, gönne ich ihm nicht." Und wiedermal macht das nur in Frannys Kopf Sinn und nicht für uns Normalsterbliche. Als unsere Getränke bereit sind, laufen wir damit raus. „Franny ich glaube, du solltest dich auf ihn einlassen. Eine Beziehung zu führen hat auch positive Seiten." Sie schüttelt den Kopf und antwortet rasch: „Ich kenne nur negative. Du musst dir mit jemanden ein Bett teilen und hast nicht mehr so oft Sex wie vorher. Was soll daran gut sein?" Ich muss daraufhin lachen, weil Franny manchmal so doof ist und einfach ihre direkte Art nicht jeder auf Anhieb versteht. Selbst Ramona muss nach dem Spruch von ihr schmunzelt. „Verliebt sein ist so schön, vor allem am Anfang!", schwärmt Ramona. Ich nicke, da ich diese Erfahrung gerade auch mache. Franny verzieht das Gesicht vor Ekel und zuckt nur mit den Schultern. Daraufhin verabschiedet sich und macht sich auf dem Weg zu ihrem Englischkurs. Ich liebe sie und ihre Art einfach.

Mit unseren Frappés betreten wir wieder das Unterrichtsgebäude. Ich suche die Nummer des Abteilungsleiters meines Studienganges und erkundige mich über die Praktikumsmöglichkeiten. Er gibt mir grünes Licht, dass ich an zwei Tagen in der Woche vom Unterricht befreit bin. Diesen Stoff muss ich dann von selbst aufholen und bei Klausuren bin ich verpflichtet teilzunehmen. Als ich auflege, sage ich Ramona, dass sie doch schon mal vorgehen soll und ich gleich nachkomme.

Picasso am MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt