- Kapitel 21-

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Nach dem lustigen Mittagessen und der Aussprache, zahle ich unser Essen. Wir verabschieden uns bei der Bedienung und verlassen das Restaurant. Da ich noch Unterricht habe, fahre ich zum Campus zurück und Abby trifft sich mit Derek zum Lernen.

Am Campus angekommen laufe ich direkt zum Kursraum, da ich pünktlich sein möchte. Wir bekommen heute die Ergebnisse der Hausarbeit in Kunsttheorie und ich bin sehr gespannt, ob ich es wenigstens auf 80% schaffe. „Denk doch nicht immer so negativ!", mault mich Ramona von der Seite an. Leichter gesagt als getan, wenn man so gute Noten wie Ramona hat. Die Mappen werden verteilt und ich schlage sofort die erste Seite auf. Dort sind oben rechts in einem Kasten zwei Ziffern in Rot gekennzeichnet. Es ist die Zahl: 94%. Ich schrecke kurz auf. Nach drei Wochen schon so ein Ergebnis, wer hätte das gedacht! Ramona schreit kurz auf und freut sich mit mir: „Siehst du! Du hast es geschafft!"

Nach dem Unterricht, laufe ich schnell zum Auto, da ich zu dem Termin mit Emma nicht zu spät kommen möchte. Um 15:20 Uhr komme ich zuhause an und mache mich kurz im Bad frisch. Da weder die Mädels noch Besuch da ist, renne ich im BH durch die Wohnung. Aus einem Wäschekorb fische ich mir eine Bluse raus und bügele die Ärmelenden mit meinem Glätteisen glatt. Normalerweise benutze ich dafür den Bügeleisen, aber ich weiß nicht wo dieses steckt. Da keiner von uns ihn jemals auf seinen Platz legt, ist das Bügeleisen immer in einem unserer Zimmer zu finden. Angesichts des Zeitdrucks, muss halt die Notlösung her. Ich binde meine Haare zu einem hohen Zopf und ziehe statt der Stiefel ein paar weiße Sneakers an.

Schon renne ich durch den Hausflur raus, in den Innenhof, zu meinem Auto. Ich muss mich beeilen, weshalb ich direkt ins Auto springe. Vor lauter Eile habe ich glatt vergessen mich anzuschnallen. Erst nachdem mein Auto ein lautes Signal von sich ergibt, fällt es mir auf und schnalle mich daraufhin an. Wo ist nur dein Kopf Rachel?

Nach 15 Minuten komme ich am Atelier an. Ich finde davor keinen Parkplatz. Verdammt, das hat gerade noch gefehlt. Hinter dem Gebäude finde ich doch einen Platz und parke schnell in die große Lücke. Ein kurzer Blick in den Spiegel und etwas Lipgloss später, steige ich aus dem Auto und laufe zum Atelier. Dort angekommen treffe ich die wunderschöne Frau von der Ausstellung. Emma ist mindestens 1,75m groß und hat lange blonde Haare, die mit einem leicht verfranzten Pony geschmückt sind. Ihre dunklen, braunen Augen geben dem ganzen einen tollen Kontrast. Sie trägt eine lockere grüne Bluse und dazu eine enge Jeans, was sie wie ein Model aussehen lässt. Sie müsste so alt wie Logan sein, da sie ja Beide zur gleichen Zeit studiert haben. Also schätze ich sie auf 26 Jahre.

„Dieses Gesicht erkenne ich doch wieder! Hallo Rachel!", begrüßt sie mich herzlich in ihrem Atelier. „Vielen Dank Ms. Tristen für diese tolle Chance, ich freue mich, dass es so schnell geklappt hat!", bedanke ich mich bei ihr. Sie bitte mich darum sie Emma zu nennen. Sie stellt mir den Rest des Teams vor. Da wäre einmal Luke: ein Auktionator, Lisa, die für die Marketingabteilung zuständig ist, dann George, der die Hausführungen macht und noch Tina, diese macht das bürokratische Zeug. So viele Namen auf einmal, ich merke wie mein Kopf leicht anfängt zu brummen.

„Deine Aufgaben werden sein: Assistenz der Atelierleitung zu sein, also mir. Die Mithilfe bei der Organisation von Projekten, z.B. die Ausstellung nächsten Monat. Du warst ja bei der letzten dabei, dann weißt du wie sowas ungefähr aussieht. Catering, Musiker, Techniker etc., das volle Programm eben. Dann die Erstellung von Flyer und Newsletter. Das zeigt dir dann Lisa, die ist dafür zuständig. Dann natürlich diverse Büro- und Archivarbeit mit Tina. Da ich oft auf Geschäftsreise bin, um neue Künstler anzuwerben, bin ich seltener im Büro, weshalb ich jemanden brauche, der ihr da ein bisschen unter die Arme greift.Und Logan kennst du ja bereits, er hilft bei den Führungen mit und beim Planen der Ausstellung." Ich lächele, das klingt nach viel Verantwortung. Das ist genau das was ich brauche. „Logan teilte mir mit, dass du beim letzten Fortgeschrittenen Kurs mitgeholfen hast, dies kannst du gerne weiterhin machen. Dafür wirst du natürlich auch vergütet. Da du aber dein Studium noch nicht abgeschlossen hast, darfst du bei solchen Kursen nur aushelfen und leider nicht selbst leiten. Wir hatten mal geplant einen Kinderkurs zu machen, wenn du soweit bist, kannst du gerne diesen leiten und planen. Ich würde mich freuen." Innerlich springe ich auf, aber um besonders professionell zu wirken, lasse ich mir meine Glücksgefühle nicht anmerken. 

„Das Atelier ist von Montag bis Samstag offen und einmal im Monat ist eine große Ausstellung. An welchen Tagen wäre es für dich am angenehmsten?" Ich überlege kurz.

„Ich kann gerne zwei Mal unter der Woche kommen und gerne auch an Samstagen", teile ich ihr mit. Sie lächelt zufrieden.

Ich folge Emma zu ihrem Büro, dort setzen wir uns an einem Konferenztisch. „Wäre für dich Dienstag und Donnerstag möglich? Und dann der Samstag je nach Bedarf." Ich nicke. Sie setzt einen kleinen Vertrag auf. „Lies dir zuhause alles durch und schick ihn mir per Mail, dann unterschrieben zurück. Hier eine Visitenkarte von mir." Ich nehme diese und den Vertrag entgegen. Abby soll da mal drüber gucken, die liest immer das Kleingedruckte mit.

Wir verabschieden uns und machen dann aus, dass der nächste Dienstag mein erster Arbeitstag ist. Sehr gut, dann habe ich Zeit für meine Hausarbeit in Selbstmarketing. Wenn ich da Fragen habe, kann ich mich bestimmt an Lisa aus der Marketingabteilung wenden, solange sie natürlich nicht anderweitig beschäftigt ist. Jackpot.

An meinem Auto finde ich einen Strafzettel. Super, ganz toll! Schnaubend und genervt steige ich in mein Auto und fahre nach Hause. Dort angekommen parke ich mein Auto, wie gewohnt, auf meinem Stellplatz. Zu meiner Verwunderung steht dort ein altes Cabrio. Um genau zu sein ein roter Oldtimer, ein Ford Mustang.

Ich öffne die Tür und im Flur überkommt mich ein bekannter Duft

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Ich öffne die Tür und im Flur überkommt mich ein bekannter Duft. Ich folge dem Geruch, der zu meinem Zimmer führt. Bei der Parfümwolke hätte jeder Maulwurf die Fährte verfolgen können. Aiden liegt kauend auf mein Bett und schaut sich irgendwas auf Netflix an. Während er sich die nächste Ladung Chips in den Mund stopft, räuspere ich mich kurz, um mich bemerkbar zu machen. „Hola Hermosa", begrüßt er mich. „Fühl dich wie zuhause Hermano", antworte ich lachend. Franny hat ihn wohl reingelassen, da Abby bestimmt noch am Lernen ist. „Rachel nenn mich nie wieder Bruder", er wälzt sich im Bett und täuscht einen Herzinfarkt vor. Ich lache laut auf. „Hast du Lust auf eine Spritztour? Ich habe mir das Auto meines Vaters geborgt", fragt er mich mit seinen großen Augen. „Gerne, aber vorher müssen wir etwas nachholen," lasse ich ihn wissen. Er grinst und ich verschließe dir Tür hinter mir.

Nach dreißig Minuten liegen wir beide verschwitzt und außer Puste im Bett. Sein Arm liegt auf meiner Brust. Ich schaue auf die Decke, während seine Augen auf mir ruhen. Sein warmer Atem, den ich am Hals spüre, verlangsamt sich. „Woran denkst du?", frage ich ihn. Jetzt drehe ich mich zu ihm, damit wir uns in die Augen schauen können. Seine langen Wimpern klimpern vor sich hin und wieder habe ich etwas an ihm gefunden, dass einfach nur perfekt aussieht. Jeder Augenaufschlag ist zum Verlieben. Er lächelt mich zufrieden an: „Ich danke demlieben Gott da oben, für die tollen Orgasmen, die du mir verschaffst."

Ich haue ihn daraufhin: „Aiden!" Manchmal kann er mit seiner Art echt unausstehlich sein. Er fängt an zu lachen, dabei verschluckt er sich und hustet wie verrückt. „Möchtest du etwas trinken?", frage ich besorgt. Er schüttelt den Kopf und führt fort: „Nein, ich habe darüber nachgedacht, dass du echt eine Traumfrau bist und ich echt dankbar bin, dich zu haben." Seine Worte bringen mich zum Schmunzeln. Wenn er nur wüsste, wie ich ihn sehe. Wenn er sich selbst durch meine Augen sehen könnte.

Wenn er sich durch meine Augen sehen könnte, dann könnte er verstehen, warum mein Herz singt und es mir Freude bringt ihn anzusehen. Dass ich seine Schönheit von innen, aus ihm regelrecht leuchten sehe.

Aber ich sage nichts von alldem.

„Du bist auch nicht schlecht Martinez", überspiele ich meine Gedanken.

Picasso am MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt