- Kapitel 3 -

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Auf dem Weg zur Bibliothek fällt mir ein, dass ich mich seit einigen Tagen schon nicht mehr bei meinen Eltern gemeldet habe. Eine SMS an meine Mutter würde nicht schaden, auch wenn es mir schwerfällt, da ich ihr das mit dem Studiumwechsel noch nicht gestanden habe.

»Hi Mom, sorry, dass ich mich kaum melde. Du weißt schon der Uni-Stress. Ich hoffe euch geht es gut. Freue mich, euch nächsten Monat wieder zu sehen. Rachel« Abgeschickt.

In der Bibliothek angekommen, zwänge ich mich durch die Flure und begebe mich direkt zu den Künstler-Biografien.

Man findet hier alles

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Man findet hier alles. Von Musikern über Schauspieler, bis zu Autoren und natürlich Malern. Bei Dalí werde ich auf mehrere Literaturen aufmerksam und fange nach und nach an mich einzulesen. Schließlich wähle ich mir davon sechs Bücher aus. Nachdem ich sie an der Rezeption erfolgreich ausgeliehen habe, packe ich sie in eine Tasche. Mit ausgesprochen guter Laune und einem zufriedenstellenden Fund, breche ich auf.

Neben dem Campus gibt es einen Starbucks, wo ich mir gerne ab und zu einen Chai Latte zum Mitnehmen gönne. Heute ist wieder so ein Tag. Ich bedanke mich bei dem netten Barista namens James, so steht es zumindest auf dem Namensschild. Ich entscheide mich dazu die Abkürzung durch den nahegelegenen Park zu nehmen und setze mich dort auf eine Bank.

Heute sind es bestimmt 15 Grad

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Heute sind es bestimmt 15 Grad. Die Sonne tut was sie verspricht und schenkt uns ihre wärmsten Strahlen. Der Chai Latte ist noch heiß, also puste ich ein wenig, um ihn schneller zu genießen. Platsch. Ich schreie auf. Ich weiß nicht ob vor Schreck oder weil dieser Kack Latte so heiß ist und mir die komplette Brühe die Hand verbrannt hat. Mich hat irgendwas getroffen. Ich versuche mich zu sammeln. „Hey, es tut mir so unendlich leid. Habe ich dich verletzt? Tut irgendwas weh?" Ich schaue hoch. Ein breit gebauter Typ mit langen Haaren steht vor mir.

„Es war auf keinen Fall mit Absicht, das schwöre ich!", er sieht ein wenig verzweifelt aus. „Hey, nein alles gut. Habe mir nur leicht die Hand verbrannt", erwidere ich kurz und knapp. Er lächelt erleichtert auf und setzt ein schönes Lächeln auf. Jetzt sehe ich auch seine Zähne, die gerader nicht hätten sein können.

„Ich bin Martinez, Aiden Martinez. Ich habe gerade ein paar Bälle geworfen mit meinen Jungs." Er hebt einen Finger und zeigt in die Richtung, wo sich ein paar College-Typen versammelt haben. Ich schätze sie sind im Football-Team. „Das musst du aber noch etwas üben, Aiden Martinez", teile ich ihm provozierend mit. Er lacht: „Ich muss es auf jeden Fall wieder gut machen und dich auf einen Kaffee einladen. Diesen konntest du ja wegen mir nicht mehr trinken." Ich lächele und schaue auf meine Hand. Ein paar sichtbare rote Flecken verteilen sich über meinen Handrücken. „Nimmst du meine Einladung an?" Ich überlege kurz: „Vielleicht ein anderes Mal Martinez", lächele ich ihn an. Eigentlich will ich nur nach Hause und meine Hand kühlen. Die Bücher, die ja in einer Tasche eingepackt sind, haben den Unfall zum Glück überlebt. Ich stehe auf und mache mich aus dem Staub. Ein letzter Blick nach hinten verrät mir, dass er schon wieder bei seinen Jungs ist und weitermacht, als wäre nie was passiert. Komischer Typ und doch ist sein Lächeln echt ansteckend.

Die Arme vollgepackt mit der schweren Tasche und mit ausgesprochen schlechter Laune begebe ich mich Richtung Parkplatz. Es ist nicht weit bis zu meinem Auto. In weniger als zwei Minuten stehe ich auch schon vor dem Kofferraum meiner neuen A-Klasse. Das war mein Geschenk zum 16. Geburtstag. Die Bücher lege ich in einen Korb im Kofferraum, welchen ich eigentlich immer zum Einkaufen verwende. Kaum betätige ich den Knopf, damit sich die Türklappe schließt, steht Mr. Bailey neben mir. Der hat mir gerade noch gefehlt. Er lächelt mich nur an und zu meinem Glück steigt er in sein Auto, welches genau neben meinem geparkt ist. Ich nicke zur Begrüßung und steige sofort ein, um endlich nach Hause zu fahren.

Mein Handy vibriert. Ich stehe an einer roten Ampel und riskiere einen Blick auf den Bildschirm.

»Hallo Süße. Wir vermissen dich und hoffen, dass das Collegeleben dich nicht so sehr mitnimmt. Grandma wird dann auch da sein, wenn du zu Besuch kommst. Sie freut sich sehr dich zu sehen. Ganz viele Küsse, Mom«

Wenn sie nur wüsste. Die Ampel wird grün und gleich nach der Kreuzung fahre ich auch schon in unsere Einfahrt und parke das Auto auf meinem gewohnten Parkplatz. Als ich zuhause ankomme, sitzt Abby in der Küche mit ihrem Laptop. Sie scheint alleine zu sein. Dann wird Franny wohl noch beim Training sein. Ich begrüße sie und gehe direkt zur Spüle. Das kalte Wasser tut meiner Hand so gut, dass ich ein leichtes Stöhnen nicht unterdrücken kann. Sie schaut mich fragend an. „Ach frag am besten gar nicht, war ein langer Tag", versuche ich sie abzuwimmeln. Sie zuckt nur mit den Schultern und gibt sich mit der Antwort zufrieden. Das liebe ich an Abby, sie versteht es, wenn ich gerade nicht reden will. Franny ist da anders. Bei ihr klingt dann alles leicht nach einem Verhör. Sie hätte sich niemals mit dieser Antwort zufriedengegeben.

Ich verschwinde schnell in mein Zimmer und schalte meinen Laptop ein. Ein verpasster Skype-Anruf von meiner Schwester. Ich binde meine Haare zusammen und rufe sie zurück. Sie geht sofort ran. „Hallo Miss Portland. Ich wusste nicht, dass man neuerdings Termine machen muss um dich mal zu Gesicht zu bekommen", sagt sie zickig. Ich kichere. „Hey Trish, wie geht's dir? Sind Mom und Dad da?", frage ich vorsichtig. Sie nickt und zeigt nach unten, das heißt dass sie wohl im Wohnzimmer sind. Trish ist nur zwei Jahre jünger als ich und ist noch auf der High School.

„Ich muss dir etwas beichten...", versuche ich ihr zu erklären. Ich fange nochmal an, da ich tief durchatmen muss: „Ich habe alles geschmissen. Mein Psychologiestudium war die reinste Hölle für mich. Mom und Dad möchten natürlich nur das Beste für mich, aber es hat mich nicht erfüllt. Ich studiere jetzt Bildende Kunst und die Thematik ist so –", ich kann meinen Satz nicht beenden, da ich unterbrochen werde. „Du hast was?!". Das ist aber nicht die Stimme meiner Schwester. Neben Trish steht jetzt meine Mutter.

Picasso am MorgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt