Der dritte Jahrestag

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Mit einem mulmigen Gefühl im Magen wache ich schweißgebadet auf. Seit 3 Jahren träume ich jedes Jahr, am selben Tag den gleichen Traum.

Tom und ich steigen nach einem wunderbaren Abend in sein Auto. Wir sind verliebt und glücklich. Hals über Kopf fragt er mich, ob ich bei ihm einziehen möchte. Natürlich antworte ich nicht...ich war überwältigt. Der Anfang unseres Kennenlernens war ein reinstes Gefühlschaos. Durch meine Freundin Alexandra kurz Alex bin ich mit Tom in den Kontakt gekommen. Sie war seine Agentin und seit Jahren an seiner Seite. Wie es das Schicksal wollte, hat er sich in Alex verliebt und natürlich wird ihm das erst bewusst, nachdem ich ein Auge auf ihn geworfen hatte. Dieses hin und her zwischen uns hat uns kaputt gemacht. Ich war mir unsicher, wie ich auf seine Frage antworten soll. Ich habe ihn mit jeder Zelle meines Körpers geliebt, doch ging mir dieser gemeinsame Schritt in eine Wohnung zusammen zu ziehen zu schnell. Tom war daraufhin natürlich nicht erfreut. Das Letzte, woran ich mich erinnern kann, ist sein enttäuschter Blick, als er zu mir sah. Daraufhin wurde alles schlagartig Hell um uns herum. Mit schmerzen, welche sich über meinen ganzen Körper zogen, bin ich im Krankenhaus aufgewacht. Alex war bei mir. Tom war es nicht. Als sie mir erzählte, dass wir einen Autounfall hatten und ich Tom nicht neben ihr sitzen sah, sind mir die schlimmsten Gedanken durch den Kopf geschossen. Ist Tom verletzt? Liegt er hier im Krankenhaus? Hat er es überlebt? Schnell klärte Alex mich auf. Tom ist weg. Er hat mich verlassen.

Nachdem ich mein Bewusstsein verloren habe, hat er um Hilfe geschrien. Er hat sich darum gekümmert, dass ich schnellstmöglich in ein Krankenhaus komme und die beste Behandlung genieße. Tom selber, ist nicht ins Krankenhaus gekommen. Er hat seine Sachen gepackt und ist nach England abgehauen. Ohne ein Wort zu sagen. Ohne sich zu nach mir zu Erkundigen. Ohne Abschied zu nehmen. Immer, wenn ich denke, mein Herz fängt an zu heilen, jährt sich der Tag unseres Unfalls. Der Tag, an dem er entschlossen hat, mein Vertrauen, meine Liebe und meine Hoffnung mitzunehmen.

Ein ganzes Jahr nach unserem Unfall habe ich nicht gewusst, wie es Tom geht, wo er lebt oder ob er überhaupt noch lebt. Er hatte sich komplett aus den sozialen Netzwerken zurückgezogen. Letztes Jahr traf es mich jedoch wie ein Schlag ins Gesicht. Alex war bei mir, wir haben uns einen entspannten Abend zu zweit gemacht. Sie wollte mich von dem Datum und den Geschehnissen ablenken. Das funktionierte auch, eine gewisse Zeit. Bis zu dem Zeitpunkt, als mein Handy aufblinkte und Instagram mir vorschlug, in T22felton's Livestream beizutreten.

Entgeistert schaue ich Alex an, die direkt zu mir eilte. Ich entsperrte sofort mein Handy und trat dem Livestream bei. Da war er. Tom. Der Mann, der mir das Herz gebrochen hat. Mit seiner Ukulele sitzt er vor seinem Handy und trällert ein paar Lieder in die Kamera, als wäre nichts gewesen. Seine Fans sind überglücklich und zeigen dieses auch im Chat. Auch Tom scheint glücklich zu sein. Er lächelt, lacht und reißt einen Witz nach dem anderen. Es freute mich zu sehen, wie glücklich er ist, jedoch zugleich machte es mich auch traurig. Ich saß Tag ein Tag aus vor meinem Handy und starrte unsere Bilder an. Schrieb ihm jeden Tag, doch bekam keine Antwort. Plötzlich hörte ich eine Frauenstimme im Hintergrund und die Worte -alles klar mein Darling- aus seinem Mund. In diesem Moment hätte ich schwören können, dass in mir wieder eine Welt zusammen gebrochen ist. Rasant wandelten sich meine Gefühle ihm gegenüber. Aus Trauer um ihn, wurde Hass. Seit diesem Tage an hasse ich Tom. Tom Felton, der Mann, der mich zerstört hat.

Schnaufend stehe ich auf. Mein erster Weg geht ins Badezimmer. Schnell springe ich unter die Dusche, um mir den kalten Schweiß vom Körper zu waschen. Nach dem Vorfall letztes Jahr habe ich Tom auf sämtlichen Social-Media-Kanälen von mir blockiert. Ich möchte keine Bilder von ihm sehen. Seine Stimme nicht hören. Keinen Gedanken an ihn verschwenden. Mit einem Handtuch um den Körper gewickelt gehe ich in mein Schlafzimmer. 3 Verpasste Anrufe von Alex. Kurzerhand wähle ich ihre Nummer und rufe zurück.

Y/N: Hey Alex, du hast angerufen?

Alex: Guten Morgen Y/N! Ich wollte dir nur Bescheid sagen, dass du heute Nachmittag eine Anprobe für die Premiere deines Filmes hast.

Y/N: Perfekt, ich danke dir!

Schnell lege ich auf und in meinem Gesicht macht sich ein breites Grinsen bemerkbar. Es ist immer noch so surreal, wie das Leben und das Schicksal mit einem spielen. Ich verliere die Liebe meines Lebens und bekomme den Karrierekick meines Lebens. Vor ca. eineinhalb Jahren hat Alex mich zu dem Vorsprechen von dem Film -Tenet- geschickt. Ich habe mir nicht viel erhofft, doch wie das Schicksal wollte, bekam ich eine der Hauptrollen.

Ohne diese Ablenkung die letzten Monate wäre ich in ein schwarzes Loch gefallen. Alex war mir eine große Stütze, doch die größte war vermutlich Robert. Der damalige glitzernde Vampir. Durch unsere gemeinsame Zusammenarbeit bei dem Film sind wir uns näher gekommen und ich möchte ihn nicht mehr missen in meinem Leben. Er half mir über die Sache mit Tom hinwegzukommen; soweit das möglich ist. Das Gute daran Robert als Seelenheiler zu haben? -Auch er kennt Tom. Er hat viel Zeit mit ihm am Set von Harry Potter verbracht. Immer, wenn ich niedergeschlagen war, hat er mich aufgepäppelt.

Seit geraumer Zeit reißen sich die Medien um uns beiden. Schlagzeilen wie -Ist das Pattinson neue Freundin?- oder -Y/N und Robert, läuft da mehr als Freundschaft?- zieren die Amerikanische Klatschpresse. Wir lächeln die Behauptungen einfach beiseite. Wir sind nur Freunde, mehr nicht.

Später am Nachmittag treffe ich mich mit Alex in der Boutique für meine Anprobe. Das Kleid, welches meine weiche Haut umhüllt, ist in einem kräftigen dunkel Rot gefärbt. Länge, Ausschnitt, Ärmel, alles war einfach perfekt. Meine erste richtige Premiere. So Aufgeregt war ich schon lange nicht mehr. Wie in einem Film drehe ich mich umher. Ich fühle diesen Augenblick. Mit einem großen Lächeln schaue ich zu Alex. Blass wie ein Gespenst schaut sie mich mit großen Augen an und hält mir ihr Handy vor die Nase. Ich nehme es in die Hand und schaue darauf. Gänsehaut breitet sich über meinen ganzen Körper aus. Unkontrolliert verliere ich ein paar Tränen.
„Alex, sag mir, dass es nicht wahr ist!"
Mit einem leichten Kopfschütteln schaut sie mich an. „Zusammen schaffen wir das Y/N..."

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