Schnell ziehe ich meine Hand zurück. Das Gefühl ihn nach all den Jahren zu berühren löst in mir die verschiedensten Emotionen aus. Er dreht sich zu mir um und schaut mich gespannt an. Ich atme tief ein. „Es tut mir leid, dass Robert dich geschlagen hat." Ohne zu Antworten dreht er sich wieder um und setzt sich ins Auto. Als er die Tür zu zog, lief mir ein Schauer über den Rücken.
So habe ich mir unser Treffen nach all den Jahren nicht vorgestellt. In meiner Vorstellung sind wir uns in die Arme gefallen, waren am Weinen und am Lachen gleichzeitig. Leider ist das Leben kein Wunschkonzert. Das Auto fuhr los und schaue ihm nach.
„Ist alles okay Y/N?" Langsam kommt Robert zu mir und nimmt mich in den Arm. Ich bin mir nicht sicher, ob er das Szenario gerade mit angesehen hat, aber er wusste, was ich brauche. Eine lange, herzliche und starke Umarmung. Keine Worte drumherum, nur Körperkontakt. „Hör mal Y/N, ich würde dich ungern heute Nacht alleine lassen. Komm doch mit zu mir, ich richte dir das Gästezimmer her." Ich löste mich aus der Umarmung und stimmte Roberts Vorschlag zu.
*****
Als wir bei Robert zu Hause angekommen sind, habe ich direkt meine Schuhe ausgezogen und in die nächste Ecke gepfeffert. Mit einem leichten Grinsen schaut er mich an. „Das nächste Mal, kannst du deine Schuhe nach Tom werfen." Ich verdrehe meine Augen und schaue ihn mit verschränkten Armen an. „Ich verstehe schon. Warte kurz hier, ich besorge dir Schlafklamotten." Schnell sprintet er die Treppe nach oben. Nach wenigen Minuten war er wieder unten und drückte mir einen seiner Schlafanzüge in die Hand. Ich hielt das Oberteil nach oben und musste Grinsen.
„Sexy Schneeflocken."
Robert wurde ein wenig rot und kratzt sich verlegen am Hinterkopf. „Ja, den hat mir meine Mutter mal zu Weihnachten geschenkt."
„Ist ja niedlich." Mit diesen Worten mache ich mich auf den Weg ins Badezimmer. Schnell ziehe ich mein Abendkleid aus und schlüpfe in den Pyjama. Meinen Schmuck lege ich auf seine Ablage und wasche mein Gesicht mit Wasser ab. Nach ein paar Minuten komme ich aus dem Badezimmer.
Robert, der auf der Treppe saß, steht schnell auf und lächelt mich an. „Alles gefunden?"
„Soweit schon, nur habe ich keine Zahnbürste." Aus Angst vor Mundgeruch habe ich mir Zahnpasta von Robert auf den Finger gemacht und mir mit meinem Finger die Zähne geputzt. Nicht wirklich effektiv, aber immerhin rieche ich gut aus dem Mund.„Ich besorge dir morgen früh direkt eine."
„Schon okay, morgen bin ich wieder zu Hause.", antworte ich.
Er macht das Licht unten im Flur aus und geht die Treppe hoch. Schnell folge ich ihm nach oben. Er öffnet die Tür seines Gästezimmers und macht das Licht im Raum an. Nachdenklich schaue ich mir das Zimmer an. Schlagartig drehe ich mich zu ihm um. „Kann ich nicht bei dir schlafen?" Leicht überfordert schaut er mich an, doch willigt ein.
Ganz ohne Hintergedanken habe ich natürlich nicht gefragt. Ich mag Robert ziemlich gerne und ich weiß, dass er mich auf sehr gerne hat. Außerdem könnte ich eine kleine Ablenkung von dem heutigen Abend gebrauchen.
Wir kuscheln uns ins Bett. Mit meinem Gesicht schmiege ich mich an seine Brust. Sie war warm und auch nach einem stundenlangen Event roch Robert immer noch wie frisch geduscht. Er legt seinen Arm um mich und küsst meinen Kopf. Das war mein Zeichen. Ich lege meinen Arm um ihn und fange an seinen Rücken zu streicheln und seine Brust zu küssen. Als ich mit meinem Vorhaben anfing, hörte er auf. Ich schaue verunsichert nach oben und starre in seine blauen Augen.
Vorsichtig legt er seine Hand an mein Gesicht und schaut zwischen meinen Augen und meinen Lippen hin und her. Dann beugt er sich langsam hinunter und zieht mich zeitgleich zu sich. Unsere Lippen treffen sich und ich genoss es. Über 3 Jahre war es her, dass ich jemanden geküsst habe. Dass ich mit jemandem im Bett lag und das ich mit jemanden Intim war.
Ich setze mich auf ihn darauf und wir küssen uns weiter. Langsam öffnet er die Knöpfe des Pyjamas und streift mir das Oberteil ab. Kurz hält er inne und betrachtet meinen nackten Oberkörper. Dann umschließt er meinen Wangen mit seinen Händen und zieht mich wieder zu ihm. Leidenschaftlich küssten wir uns, als wäre es der letzte Kuss für immer. Mit einem Schwung ändert er unsere Position und ich liege unter ihm. Mit seinen Ellenbogen stützt er sich an der Matratze ab und wandert mit seinem Mund an meinem Körper hinunter. Er küsst jede erdenkliche Stelle meiner Brust und zieht mir geschickt die Hose und den Slip aus. Galant entledigt er sich seinem T-Shirt und seiner Boxershorts. Dann nahm er wie zuvor die Position über mir ein. Tief schaute er mir in die Augen und wartete auf mein Zeichen. Ich lächelte ihn leicht an. Das war sein Einsatz. Vorsichtig fügt er sich in mich.*****
Durch die Sonnenstrahlen, die durch die hellen Gardinen scheinen wurde ich geweckt. Verschlafen mache ich die Augen auf und schaue umher. Das Schlafzimmer von Robert wird durch die Sonne erhellt und strahlt bis in die kleinste Ecke. Ich drehe mich um und sehe nichts. Kein Robert, der eigentlich neben mir liegen sollte. In mir macht sich ein ungutes Gefühl breit. Ich habe ein Déjà-vu. Der Morgen, nachdem ich mit Tom das erste Mal geschlafen habe, verlief genauso. Ich wachte auf und er war nicht mehr da. Er hat sich still und heimlich rausgeschlichen.
Schnell stehe ich auf und ziehe mir den Pyjama über. Ich husche die Treppen hinunter. Ich gehe in die Küche und suche im Garten. Nirgendwo war Robert. Verletzt von seiner Reaktion schnappe ich mir meinen Schmuck aus dem Badezimmer, mein Kleid und meine Tasche mit meinem Handy drin. Schnell verlasse ich mit seinem Schneeflockenschlafanzug das Haus und rufe mir ein Taxi.*****
Bei mir zu Hause angekommen, lasse ich mich auf das Sofa fallen. Eigentlich wäre eine Dusche angebracht, doch dazu konnte ich mich momentan nicht motivieren. Ich ging auf Roberts und meinen Chatverlauf, keine Nachricht. Ich wechselte zu Instagram und scrollte ein wenig durch meinen Feed. Nichts Besonderes. Ich scrollte weiter nach unten und stoppte. Ein Foto von Tom und Jade. Gepostet von dem Veranstalter der Filmpremiere. Was Tom wohl gerade macht? Ob es ihm gut geht? Ich gehe in meine Einstellungen und entblockiere kurzerhand seinen Account.
Ich schaue mir seine Beiträge an. Kein einziges Foto mit Jade. Nur von ihm, einem schwarzen Hund und seinen Freunden. Er teilt viele Fotos aus seinen Filmprojekten. Ich scrolle wieder nach oben, um mir seine zwei Highlights anzuschauen, als plötzlich ein kleiner Kreis um sein Profilbild erscheint. Er ist live. Nervös klicke ich darauf. Zum Glück hat er keine Verletzungen von dem Schlag im Gesicht. Die Klatschpresse würde sich wieder irgendwelche verrückten Sachen ausdenken, wobei die echte Geschichte vermutlich viel interessanter ist. Auch, wenn sein Gesicht keinen Schaden erhalten hat, sieht er nicht gut aus. Traurige Blicke, wenig Interaktion mit seinen Fans. Er zupft an seiner Gitarre herum. Hin und wieder schaut er in den Chat, aber reagiert nicht auf die Fragen seiner Follower.
Als er in die Kamera schaut stellen sich meine feinen Härchen am ganzen Körper auf. Es fühlt sich so an, als würde er mir direkt in die Augen schauen. Schnell verlasse ich seinen Livestream und schließe Instagram. Ich lege mein Handy zur Seite und Kuschel mich auf das Sofa.
Die letzten zwei Tage waren Stress pur. Ich bin glücklich, über meine erste Filmpremiere. Ich bin traurig, weil ich Tom wiedergesehen habe. Ich bin wütend auf ihn und Robert. Er bringt einfach eine neue Frau zu der Premiere mit und Robert schlägt auf Tom ein. Außerdem bin ich mehr als verwirrt. Ich habe mit Robert geschlafen. Eigentlich sollte ich mich doch freuen, wenn ich mit dem Mann schlafe, den ich toll finde. Jedoch fühlte es sich nicht nach mehr an. Für mich nicht.

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Der Flirt
Fanfiction"Immer, wenn ich denke, mein Herz fängt an zu heilen, jährt sich der Tag unseres Unfalls. Der Tag, an dem er entschlossen hat, mein Vertrauen, meine Liebe und meine Hoffnung mitzunehmen." Y/N kämpft mit dem Verlust ihrer gescheiterten Beziehung mit...