Das Wiedersehen

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Wie angewurzelt stehe ich neben Jade in diesem Menschen überfüllten Raum. Wie in Trance schaue ich den Platz an, an dem Y/N gerade noch stand, bevor sie die Flucht ergriffen hat. Alex hatte recht, ihr geht es nicht gut. Nach 3 Jahren hat sie immer noch zu kämpfen.

„Ist alles okay?" Ich schaue zu Jade, die mich anlächelt. Sie hatte Y/N wohl gerade nicht bemerkt. Ich nicke und setze ein falsches Lächeln auf. Ich weiß, es ist falsch...aber ich muss Y/N sprechen. Ich muss meinen Namen aus ihrem Mund hören und mich vergewissern, dass es nur eine Kurzschlussreaktion war.

„Jade dort hinten ist Daniel, unterhaltet euch doch. Ich gehe eben eine Rauchen." Sie nickt und drückt mir einen Kuss auf die Wange. Schnell husche ich zwischendurch die angetrunkenen und fröhlich feiernden Menschen und halte Ausschau nach Y/N. Meine Suche verschlägt mich nach draußen. Ich schaue umher und sehe Y/N auf einer Bank sitzen. Ihr Gesicht vergraben in Roberts Sakko. Das ist nicht richtig. Ich sollte nicht der Mann sein, der sie zum Weinen bringt. Ich sollte der Mann sein, der neben ihr sitzt und sie auffängt.

Mit leisen Schritten nähere ich mich den beiden. Robert schaut auf und sein Blick spricht Bände. Er hasst mich. Am liebsten würde er jetzt aufstehen und mir eine rein Hauen.

„Was willst du?" Seine Stimme klingt bedrohlich. Als Robert aufhört zu reden, blickt Y/N zu mir. Ihre Augen, es zerreißt mich. Sie sind rot und voller Tränen. Ihre Nase und ihre Wangen ziert eine rosa Farbe. Ihr schmerzerfülltes Gesicht zu sehen, es bringt mich um.

„Y/N können wir reden?" Ohne Robert zu beachten, schenke ich ihr meine ganze Aufmerksamkeit.

„Verschwinde, du hast genug angerichtet."

„Robert es ist okay, vielleicht brauche ich ein klärendes Gespräch." Sie lächelt ihn an und nimmt seine Hand.

Missbilligt schaut er mich an, bevor er sich zu Y/N wendet. Er küsst ihren Kopf und steht auf. „Wenn etwas ist, ruf mich. Ich warte drinnen an der Tür."

Y/N steht auf und schaut mich an. „Komm, wir reden weiter weg von den anderen." Ich gehe ihr nach. Nach ein paar Metern, die wir zwischen uns und den anderen Menschen bringen konnten, dreht sie sich zu mir um. „Wieso?" Ohne weiterzureden, wusste ich direkt, was sie von mir möchte.

„Es tut mir leid." Mehr brachte ich nicht aus mir heraus.

Sie verschränkt ihre Arme und zieht ihre Augenbrauen hoch. „Ganz ehrlich Tom, wenn du mir nicht antworten kannst, können wir das auch lassen." Mein Herz schlägt mindestens doppelt so schnell, wie es sollte.

„Ich war eine Gefahr für dich und habe dich verletzt. Seelisch wie auch körperlich und das konnte ich nicht verkraften." Ich schaue ihr in die Augen und sehe, dass es nicht die Antwort war, die sie erhofft hatte zu hören. Schwer schlucke ich. „Du hättest mich nie gehen lassen. Ich musste diesen drastischen Weg gehen, um dich zu beschützen."

Ihre Lippen spitzen sich und ihre Augen verengen sich. Mit ihrer Zunge fährt Y/N in ihrem Mund über ihre Zähne. „Ist das dein scheiß Ernst? Du dachtest du beschützt mich, indem du, ohne etwas zu sagen, auf einen anderen Kontinent fliehst? Du bist so ein verdammter Egoist und Narzisst. Du hast dir mit Sicherheit all die Jahre eingeredet, dass es das richtige war. Überraschung Tom, das war es nicht!" Sie dreht sich um.

Ihre Beschuldigungen tun weh, aber auch ich habe gelitten. Ich schließe meine Fäuste und spanne sie an. „Y/N du bist so selbstsüchtig! Ich habe auch unter dieser Entscheidung gelitten, nicht nur du."

Mit Tränen in den Augen dreht Y/N sich zu mir um und schreit mich an. „Du vergisst, dass du diese dumme Aktion alleine durchgezogen hast und dich selbst dafür entschieden hast. Du hast kein Anrecht darauf, dich schlecht zu fühlen!"

„Verdammt Y/N ich habe versucht mir das Leben zu nehmen!", schrie ich zurück.
Y/N verstummte und schaute mich fassungslos an. Bevor einer von uns etwas sagen konnte, kam Robert auf uns zu gerannt.

Er packte meine Schulter und drehte mich zu ihm um. Kurz darauf lag ich auf dem Boden und mein Gesicht schmerzt. Ich fasse mir an meine Wange und blicke zu Y/N. Mit ihren Händen vor dem Mund und aufgerissenen Augen schaut sie mich an. Dann wandert mein Blick zu Robert, der seine rechte Hand schüttelt. Langsam stehe ich auf. Der Schmerz zieht sich über mein ganzes Gesicht. Robert hatte mich tatsächlich geschlagen.

Ohne seine Zähne beim Sprechen auseinander zu nehmen, schaut Robert mich giftig an. „Halte dich von ihr fern." Schnell schaue ich zu Y/N, die sich umdrehte und wieder in die große Halle ging. Sie öffnet die Tür und verschwindet. Dafür kommt jemand anderes heraus, es war Jade. Geschockt schaut sie mich an und kommt auf uns zu.

„Was ist passiert?" Behutsam berührt sie mein Gesicht und schaut zu Robert. „Warst du das etwa?" Den Zorn in ihrer Stimme kann man nur schwer überhören.

„Sag ihm, er soll sich fern von Y/N halten." Dann dreht er sich um und geht.

„Tom? Was hat das zu bedeuten?" Ihre Arme in die Hüfte gestützt schaut sie mich fordernd an. Das kann nicht ihr Ernst sein.

Mit einer versteinerten Miene schaue ich sie an. „Jade ganz ehrlich, wie hättest du gedacht geht der Abend aus?"

„Mit Sicherheit nicht so Tom. Ich dachte, du wärst über Y/N hinweg."

Angespannt lehne ich meinen Kopf hin und her. „Das dachten wir beide, aber dem ist nicht so." Ohne weiter mit ihr zu diskutieren, gehe ich an ihr vorbei in die große Halle. Ich muss hier weg. Schnell gehe ich durch den Haupteingang wieder raus und rufe mir einen Uber.

Kurz bevor ich in das Auto einsteige, hält mich jemand fest. „Tom?"

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