Ich nahm einige frisch gebackene Schokokekse, die Amanda gerade aus dem Ofen geholt hatte, vom Blech und legte sie in eine Schüssel, die bereits auf einem Tablett stand. Amanda stellte noch eine Kanne mit Früchtetee und drei Tassen daneben.
"Danke." Ich lächelte sie höflich an.
"Soll ich Ihnen das Tablett auf Ihr Zimmer bringen, Señorita Ámbar?"
Ich schüttelte dankend den Kopf. "Nein danke, ich nehme es selbst mit nach oben."
Gesagt getan, nahm ich das Tablett und lief damit vorsichtig - damit ich den Tee nicht verschüttete - die Treppe nach oben aus der Angestelltenküche in mein Zimmer.
Mit dem Ellenbogen drückte ich die Türklinke nach unten, sodass sie sich mit einem leisen Quietschen öffnete.
Auf meinem Bett saßen Delfi und Jazmin und warteten bereits auf mich. Ich stellte das Tablett zwischen den beiden ab, fischte die aus der Schulbibliothek besorgten Bücher aus meinem Rucksack und legte diese ebenfalls aufs Bett, bevor ich mich ebenfalls darauf fallen ließ.
Delfi schnappte sich einen der Kekse, während sie lachend sagte: "Unglaublich, dass deine Tante uns erlaubt hat, zu euch zu kommen, obwohl du Hausarrest hast."
Jazmin nickte zustimmend. "Wie, um Himmels Willen, hast du es denn geschafft, sie dazu zu überreden?", sie runzelte die Stirn und deutete mit fragendem Blick auf die Geschichtsbücher auf dem Bett, "Und was sollen überhaupt diese ganzen Bücher auf dem Bett?"
Der Schalk in meinen Augen blitzte auf, als ich sie über den Rand meiner Teetasse hinweg anschaute und mit einem simplen Schulterzucken antwortete: "Ich hab ihr erzählt, wir drei hätten ein gemeinsames Geschichtsprojekt, das unbedingt fertig werden muss."
Delfi prustete los. "Wir drei haben doch noch nicht mal zusammen Geschichte."
Ich zuckte erneut mit den Schultern und seufzte. "Ihr wisst doch, sobald es um meine schulischen Leistungen geht, kann ich sie zu allem überreden." Ich wusste, dass ich meiner Tante egal war, solange mein Verhalten 'angemessen' war und meine Noten gut genug blieben. Irgendwie machte mich das traurig, aber ich hatte mich damit abgefunden und ehrlich gesagt waren sie und ihre Meinung mir mittlerweile ebenfalls relativ gleichgültig. Ich würde schließlich sowieso nur noch hier bei ihr bleiben, bis ich in weniger als einem Jahr mit der Schule fertig war und zum Studium zurück nach Mexiko gehen würde. Mein Motte lautete als schlicht und einfach, die verbleibende Zeit bei ihr auszusitzen und Problemen mit ihr aus dem Weg zu gehen.
Delfi schaute mich mitleidig an und auch Jazmin biss sich bedrückt auf die Unterlippe. Sie beide wussten, dass mir die Situation mit meinen Eltern und meiner Tante zu schaffen machte. Die Stimmung war gerade total in den Keller gerutscht.
Um die Stimmung wieder etwas aufzulockern und nicht mehr so von den beiden betrachtet zu werden, atmete ich tief durch, zwang mir ein kleines Lächeln auf und sagte: "Ist ja auch egal. Was meine Tante nicht weiß, macht sie jedenfalls nicht heiß."
"Okay, na dann fangen wir mal an, für unser Projekt zu recherchieren." Jazmin zwinkerte mir verschmitzt zu.
Um schnell das Thema zu wechseln und nicht mehr über meine Tante reden zu müssen, wendete ich mich an Delfi: "Wie geht es eigentlich Pedros Mutter? Ist wieder alles gut, oder hat sie was ernstes?"
Delfi schüttelte beruhigend den Kopf und winkte mit einer Hand ab. "Das war alles halb so wild. Ein anderer Autofahrer hat ihr die Vorfahrt geschnitten, sodass die zwei Autos zusammengestoßen sind, aber es ist nichts schlimmes passiert. Nur der Kotflügel war leicht verbeult und Pedros Mutter wurde nur vorsichtshalber ins Krankenhaus eingeliefert, um sie lieber doch nochmal durchzuchecken."
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Solo Un Beso [Laufend]
Romance[dt. Nur ein Kuss] *** Nachdem Ámbars Langzeitfreund Simón Alvarez mit ihr Schluss gemacht hat, steht für sie eines mit Gewissheit fest: jetzt heißt es Spaß haben, sich mit so vielen Jungs austoben wie möglich und auf gar keinen Fall wieder eine Be...