Kapitel 13

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Ich seufzte. "Ach Luna, ich weiß doch selber nicht, warum ich überhaupt gerade hierhin gegangen bin."

Ich klemmte mir das Handy zwischen Ohr und Schulter, um den kleinen Handspiegel aus meiner Handtasche zu ziehen und mein Makeup ein letztes Mal zu überprüfen.

"Du bist wirklich kompliziert, Ámbar." Luna am anderen Ende der Leitung klang amüsiert.

"Ich bin jetzt da, also muss ich auflegen." Die Musik konnte ich bereits hier draußen hören. "Da drin ist es zu laut zum Telefonieren. Hören wir uns morgen wieder?"

"Okay, bis morgen. Pass auf dich auf." Lunas Besorgnis meinetwegen ließ mich gerührt lächeln.

"Mach ich. Bis morgen." Mit diesen Worten legte ich schließlich auf, bevor ich um das schäbig wirkende Haus im Hafenviertel von Buenos Aires herumging und das Tor zum Hinterhof aufstieß.

Ein Geruch nach Alkohol schlug mir entgegen.

Ich hatte wirklich absolut keine Ahnung, warum ich zu diesem dämlichen Rave gegangen war. Weder hatte ich wirklich hier hin gewollt, noch war die Vorstellung besonders toll, dass meine Tante herausfand, dass ich gegen ihr nachmittägliches Ausgangsverbot verstoßen hatte und mich für diese Party schon wieder heimlich aus dem Haus schleichen musste. Der einzige Grund, warum ich doch hergekommen war, war, um Matteo zu zeigen, dass ich mich von niemandem bevormunden ließ, sondern tat, was ich wollte. Ich wusste, dass das kindisch war und Matteo deutlich geäußert hatte, dass er nicht hier auftauchen würde, weshalb er nichts von meiner kleinen Protestaktion mitbekommen würde, aber ich hatte nun mal meine Prinzipien.

Ich trat durch das Tor in den Hinterhof, während ich mein Handy in der kleinen Handtasche verstaute. Prompt stieß ich mit jemandem zusammen.

"Entschuldigung", murmelte ich schnell und trat einen Schritt zurück, bevor ich meinen Blick hob, um dem Junge ins Gesicht zu sehen.

"Kein Problem", meinte er schmunzelnd, während mein Gesichtsausdruck sich verfinsterte.

"Was machts du hier, Matteo?"

Abwehrend hob er die Hände, in denen er zwei Flaschen Bier hielt. "Ich wollte nie hier her kommen."

Provozierend funkelte ich ihn an. "Warum bist du dann trotzdem hier?"

Matteo atmete einmal tief durch und schien nach den richtigen Worten zu suchen. "Es tut mir leid, dass ich heute Nachmittag so... scheiße war. Es ist nur so... José bedeutet Ärger - immer, egal worum es geht - und ich wollte einfach nicht, dass du da mit reingezogen wirst." Er blickte mir tief in die Augen.

Abschätzend musterte ich ihn und verschränkte die Arme vor der Brust. "Das erklärt immer noch nicht, warum du hier bist."

"Herr Gott, Ámbar, du machst mich wahnsinnig!" Frustriert nahm er einen Schluck aus seiner Bierflasche, bevor er mir die andere hinhielt. Ich nahm sie entgegen. "Ich hoffe, dass ich niemals vor Gericht von dir verhört werden, wenn du Anwältin bist", sagte er ernst, schmunzelte aber dabei.

Meine Mundwinkel zuckten kurz nach oben, bevor ich ihn mit hochgezogenen Augenbrauen ansah. "Du lenkst vom Thema ab. Warum bist du hier, wenn du gar nicht hier sein willst?"

"Das Selbe könnte ich dich fragen. Du willst eigentlich genauso wenig hier sein wie ich", antwortete er bloß.

Kurz war ich sprachlos. Wusste nicht, was ich sagen sollte. Woher wusste er, dass ich nicht zu diesem Rave wollte? Dass ich eigentlich nur ihm zum Trotz hier war. Schließlich erwiderte ich das Nächstbeste, was mir einfiel: "Ich hab dich zuerst gefragt." Völlig überzeugt und mit einem hartnäckigen Funkeln in den Augen starrte ich ihn an und wartete auf eine Antwort.

Solo Un Beso [Laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt