Kapitel 8

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Samstag.

Die erste Schulwoche war bereits vorbei - zum Glück. Denn jeden Tag, wenn ich die Schule betrat, befürchtete ich, dass der Unbekannte nach mir suchen und mich sogar finden könnte. Bis jetzt hatte er - zumindest nicht offensichtlich - nach mir gesucht und allmählich wurde ich entspannter. Trotzdem überprüfte ich zu Beginn jeder Pause, ob meine Markierung noch von meiner Schuluniform verdeckt wurde. Aber offenbar hatte er doch nicht so großes Interesse daran mich zu finden, wie er im Schrank vorgegeben hatte. Irgendwie enttäuschte mich das, obwohl ich gleichzeitig auch über die Maßen erleichtert war.

Außerdem war da auch noch Matteo, mit dem ich jeden Tag Unterricht hatte. Nicht nur, dass wir im gleichen Tutorenkurs Mathe waren und dort nebeneinander sitzen mussten. Wir hatten außerdem gemeinsam Spanisch, Musik und Ethik. Das macht zusammen dreizehn von dreiunddreißig Wochenstunden, die wir gemeinsam hatten. Und als ob das Schicksal mich nicht schon genug damit gestraft hätte, saßen wir aus unerfindlichen Gründen in jeder dieser dreizehn Stunden nebeneinander.

Matteo ging mir einfach nur auf die Nerven. Während ich versuchte, mich auf den Unterricht zu konzentrieren und ihn zu ignorieren, versuchte er ständig mit mir zu reden. Und obwohl ich alles versuchte, um ihn weiter zu hassen, entlockte er mir mit seinen dummen Kommentaren und Gesprächsversuchen immer wieder ein Schmunzeln.

Trotzdem war er immer noch ein Arschloch, auf das ich mich garantiert nicht einlassen würde. Ich redete mit ihm, wenn es nötig war - und das wars. Seine Party, die er heute Abend schmiss, würde ich mir allerdings trotz aller Diskrepanzen nicht entgehen lassen.

*

"Müssen wir wirklich auf diese Party?", fragte ich genervt. Ich hätte nicht gedacht, dass ich diesen Satz jemals sagen würde.

Delfi und Jazmin schauten mich verwirrt an. "Ist alles in Ordnung bei dir?", fragte Delfi amüsiert. "Sonst bist du doch diejenige von uns, die unbedingt auf jede Party will und heute mussten wir dich regelrecht dazu überreden."

"Also ich freu mich auf die Party. Matteos Partys sind immer die besten", sagte Jazmin.

Ich schüttelte den Kopf, während ich weiter mit Delfi und Jazmin die Straße entlang zum Haus der Balsanos lief. Es war nicht weit entfernt von dem Haus meiner Tante und da diese heute geschäftlich außerhalb der Stadt war, musste ich mich nicht einmal raus schleichen. 

"Das ist es nicht", begann ich, "Ich freu mich ja auch aufs Party Machen. Aber Matteo ist ein riesiges Arschloch, er flirtet mit jeder, die nicht bei EINS auf dem Baum ist - und tut sicherlich noch weitaus mehr, worüber ich jetzt nicht nachdenken will - und jetzt schmeißt er auch noch eine Poolparty? Bei der alle in Badehosen und knappen Bikinis raumlaufen? Mal ehrlich: das ist doch voll das Klischee."

Delfi sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen und geschürzten Lippen an. Sie sagte nichts und auch Jazmin versuchte nur ein Lächeln zu unterdrücken.

"Was ist?", fragte ich verwirrt nach.

Delfi und Jazmin wechselten einen kurzen Blick, bevor Delfi sagte: "Sag mal, kann es sein, dass du immer noch auf Matteo stehst?"

Entgeistert sah ich sie an. "Was? Nein!" Ich schüttelte energisch den Kopf. 

Delfi und Jazmin prusteten los. "Nein, natürlich bist du nicht in ihn verliebt", erwiderte Jazmin sarkastisch und lachte weiter.

An ihrer Stelle würde ich mir auch nicht glauben. Ich glaubte mir ja selbst nicht. Aber auch wenn ich noch Gefühle für ihn hatte - ich würde sie nicht noch einmal zulassen; erst recht nicht, nachdem Simon mich verarscht hatte.

Also atmete ich noch einmal tief durch, um mein aus unerfindlichen Gründen schneller schlagendes Herz zu beruhigen, dann hob ich meine Finger zum Schwur. "Ich schwöre bei allem, was mir heilig ist, dass ich nicht in ihn verliebt bin." Dass ich in seiner Nähe immer an alte Zeiten denken musste und mir die kleinste zufällige Berührung mit ihm immer eine Gänsehaut bereitete, sagte ich den beiden lieber nicht. Nach einer kurzen Pause fügte ich hinzu: "Und selbst wenn ich in ihn verliebt wäre, würde es keine Rolle spielen. Weil ich mich niemals auf ihn einlassen würde."

Solo Un Beso [Laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt