Prolog

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"Ich kann wirklich nicht glauben, dass Simón und du heute euren zweiten Jahrestag feiert."

Schmunzelnd drehte ich mich zu Luna um, bevor ich mich wieder meinem Kleiderschrank widmete.

Munter erklärte sie weiter:"Als wir uns kennengelernt haben, hätte ich nie gedacht, dass du überhaupt eine längere Beziehung eingehen würdest. Und dann ausgerechnet mit meinem besten Freund."

"Ich verstehe es ja selbst nicht", antwortete ich verträumt, während ich in Gedanken in der Zeit zurück ging.

Zu Luna, Simón und mir sollte man dazu vielleicht folgendes wissen:

Meine Eltern sind erfolgreiche Geschäftsleute, die ihr eigenes Unternehmen führen. Der Hauptsitz dieser Firma ist in Buenos Aires, Argentinien, wo ich auch geboren wurde.

Das Geschäft meiner Eltern lief sehr gut, weshalb ich meine Kindheit in einer großen Villa, in einem der nobelsten Viertel von Buenos Aires, verbrachte.

Ich hatte eine unbeschwerte, glückliche Kindheit und auch wenn meine Eltern oft unterwegs waren, wusste ich, dass sie mich liebten. Außerdem lernte ich im Kindergarten zwei meiner besten Freundinnen, mit denen ich heute noch durch dick und dünn gehe, kennen. Wir wuchsen praktisch zusammen auf. Besuchten den gleichen Kindergarten, die gleiche Schule und verbrachten jeden Nachmittag gemeinsam.

Aber als ich fünfzehn Jahre alt war, veränderte sich für mich alles, da meine Eltern mit mir nach Cancun in Mexiko zogen. Hier erfuhr ich auch von meiner ein Jahr jüngeren Cousine Luna Valente, von der ich zu Anfang gar nicht begeistert war. Sie war mir viel zu laut, viel zu bunt und viel zu fröhlich.

Ich wollte ihr und ihrem Freund Simón Alvarez, der immer an ihr hing wie eine Klette, aus dem Weg gehen. Aber Luna ließ nicht locker. Sie half mir dabei, mich in diesem neuen Land zurecht zu finden und wurde so über kurze Zeit von meiner nervigen, kleinen Cousine zu meiner neuen besten Freundin.

Weil ich fast jeden Nachmittag etwas mit ihr unternahm, lernte ich auch ihren besten Freund Simón besser kennen, mit dem ich mich auf Anhieb gut verstand.

Es kam, wie es kommen musste. Simón und ich verliebten uns ineinander und wurden nach einigen Wochen bereits ein Paar.

Mittlerweile ist diese ganze Geschichte über zwei Jahre her. Mein altes Leben in Argentinien vermisse ich kaum. Nur Delfi und Jazmin nicht mehr täglich zu sehen ist traurig, aber ich besuche sie so oft wie möglich in den Ferien und wir skypen jeden Tag.

Darüber hinaus ist es heute auf den Tag genau zwei Jahre her, dass Simón und ich zusammen gekommen sind.

"Was habt ihr eigentlich für heute geplant?", fragte Luna interessiert.

Bei ihren Worten hielt ich inne. Geheimnisvoll lächelnd wendete ich mich ihr zu, bevor ich mich ihr gegenüber in einen der Sessel fallen ließ. Ich spielte etwas nervös an dem silbernen Armband mit dem kleinen Herzanhänger, das Simón mir zu unserem ersten Jahrestag geschenkt hatte.

"Wir wollen erst ins Corazón De Mexico essen gehen und dann fahren wir noch zu Simón." Ich zögerte kurz. Sollte ich ihr wirklich alles erzählen?

Neugierig wie sie war, nahm Luna mir diese Entscheidung allerdings ab. "Und was willst du ihm dieses Jahr schenken?"

"Mich", antwortete ich kanpp und versuchte cool zu bleiben, obwohl ich ausnahmsweise wirklich nervös war.

Ich wusste, dass Simón schon länger den nächsten Schritt in unserer Beziehung gehen wollte, bis jetzt war ich jedoch einfach noch nicht bereit. Aber heute, zu unserem zweiten Jahrestag, hatte ich mich dazu entschlossen, ihm meine Jungfräulichkeit zu schenken und somit eine komplett neue Ebene unserer Beziehung zu erschließen.

Luna schien zu bemerken, wie aufgeregt ich war - sie war schließlich meine beste Freundin - denn sie erhob sich von ihrem Sessel, setzte sich stattdessen auf die Kante von meinem und legte beruhigend ihren Arm um meine Schulter. "Ganz ruhig. Kein Grund aufgeregt zu sein. Simón liebt dich und du liebst ihn."

"Danke." Ich zog sie für eine Umarmung an mich. "Ich wüsste nicht, was ich ohne dich machen würde."

Ich spürte, wie Luna lächelte.

"Ok, Schluss mit der Gefühlsduselei", meinte ich nach kurzer Zeit und ließ Luna wieder los.

Diese rollte mit den Augen. "Wie kann man nur so unsensibel sein? Einmal hast du einen lichten Moment, in dem du Angst zeigst und im nächsten Moment baust du wieder deine Mauer auf."

Es wirkte nicht wie ein Vorwurf, eher wie eine reine Feststellung. Trotzdem trafen mich ihre Worte hart. Weil es stimmte.

Ich war noch nie gut darin, meine Gefühle zu zeigen. Deshalb war es für mich wirklich neu, mich auf Simón einzulassen, und mich ihm anzuvertrauen. Zuvor schaffte ich das nur bei meinen Eltern, Delfi und Jazmin. Aber seit ich in Mexiko bin, bin ich dank Luna und allen voran Simón besser darin, meine Gefühle zu zeigen und mit ihnen umzugehen - zumindest in meinen 'lichten Momenten', wie Luna es immer nannte. Die Momente, bevor ich mir der Situation bewusst wurde und wieder abblockte.

Mit hochgezogenen Augenbrauen schaute ich sie vorwurfsvoll an.

"Okay, okay." Abwehrend hob sie die Hände, "Schon gut. Themawechsel: Was willst du anziehen? Und die größte Frage: Welche Unterwäsche willst du anziehen?"

Ich schmunzelte, bevor ich einen edlen, schwarzen Karton aus meinem Kleiderschrank holte.

Begeistert klatschte Luna in die Hände. "Super! Wenn ich Simón wäre, könnte ich meine Finger nicht mehr von dir lassen!"

Ich prustete laut los und Luna stimmte nach einigen Sekunden mit ein.

💋💋💋💋

Ein kurzes, verfrühtes Weihnachtsgeschenk von mir für euch.

Eigentlich sollte 'Solo un beso' ja erst 2020 starten, aber irgendwie hatte ich Lust zu schreiben. 🤗😘

Solo Un Beso [Laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt