Kapitel 2

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Die Sonnenstrahlen fielen durch mein Fenster und ich öffnete blinzelnd die Augen. Mit einer Hand schirmte ich meine Augen ab, um nicht geblendet zu werden.

Warum hatte ich nur gestern vergessen, die Rollos runterzulassen?

Ich schmunzelte und biss mir leicht auf die Unterlippe, als ich wieder daran dachte, warum. Ich hatte letzte Nacht mit Simón geschlafen. Ich hatte ihm meine Unschuld geschenkt.

Immer noch lächelnd rutschte ich weiter auf die Bettmitte zu, um mich in Simóns Arme zu legen, aber ich konnte ihn nicht hinter mir spüren. Verwirrt zog ich die Augenbrauen zusammen, streckte meinen Arm aus und tastete das Bett hinter mir ab, aber auch jetzt konnte ich ihn nicht hinter mir finden. Ich seufzte gequält und drehte mich umständlich herum, damit ich sehen konnte, in welche Ecke des Bettes Simón sich verkrochen hatte.

Doch auch als ich mich gedreht hatte, konnte ich ihn nicht sehen. Langsam setzte ich mich auf. Wo war Simón hingegangen?

Suchend schaute ich mich in meinem Zimmer um, bevor ich mich letztendlich aus dem Bett rollte, um Simón nun auch im Bad und der Küche zu suchen.

Ich zog mir meinen patellrosanen Morgenmantel über, da ich nicht komplett nackt durch die Villa laufen wollte und schlüpfte noch in meine Schlappen, dann lief ich die Treppe runter ins Erdgeschoss, in die Küche. Aber auch hier war Simón nicht.

Also lief ich vorsichtshalber noch durch einige andere Zimmer der unteren Etage.

Simón war einfach unauffindbar. Er war definitiv nicht in der unteren Etage. In meinem Zimmer oder in meinem Bad war er auch nicht, ich hätte ihn bemerkt, als ich die Treppe runter gegangen bin. Neben meinen Zimmern befanden sich ansonsten in der oberen Etage nur noch die Schlaf- und Arbeitszimmer meiner Eltern sowie deren Bad - dort war Simón garantiert nicht und was er im Flügel der Angestellten wollen könnte, wollte mir beim besten Willen auch nicht einfallen.

Als ich meine Tour durch die untere Etage beendet hatte und bereits wieder am unteren Treppenabsatz stand, durchzuckte mich plötzlich ein Gedanke. War Simón vielleicht einfach verschwunden? Ohne sich von mir zu verabschieden oder mir eine Nachricht zu hinterlassen, wie er es normalerweise tat?

Ich rannte förmlich zur Eingangstür, wo wir gestern Abend unsere Schuhe abgestellt hatten, um meine Theorie zu überprüfen.

Und tatsächlich - meine Schuhe standen einsam neben der Eingangstür. Simón war weg.

Enttäuscht lief ich zurück zur Treppe. Warum war er einfach gegangen? Das hatte er noch nie getan. Egal wie zeitig seine Schicht am Wochende im FoodgerWeel losgegangen war oder wie spät er von einer Party nach Hause kam - egal ob wir den ganzen Tag zusammen gewesen waren oder uns nicht ein einziges Mal gesehen hatten - Simón hatte mir wenigstens eine Nachricht geschickt, dass er mich liebt und mir einen wundervollen Tag oder eine gute Nacht wünscht.

Aber vielleicht musste er so zeitig weg, dass er mich nicht wecken wollte und hatte mir doch eine Nachricht geschickt - oder einen Zettel geschrieben - die ich vorhin einfach komplett übersehen hatte!

Wieder oben in meinem Zimmer angekommen, schnappte ich mir als erstes mein Handy. Es zeigte an, dass ich fünf neue Nachrichten hatte.

Mein Herz machte einen Satz. Ich hatte mir also völlig zu Unrecht Sorgen gemacht.

Ich entsperrte den Bildschirm und öffnete WhatsApp. Das Lächeln, das sich gerade erst auf meinen Lippen gebildet hatte, erlosch wieder.

Keine der Nachrichten war von Simón. Vier der fünf Nachrichten stammten von Luna, die sich neugierig wie immer über mein Date erkundigte und unbedingt und sofort alle Details wissen wollte. Und die fünfte Nachricht war von meiner Mom, die mir geschrieben hatte, dass sie und mein Das nicht wie geplant heute Vormittag, sondern erst im Laufe des Nachmittags von einem Wohltätigkeitsevent zurück kommen würden.

Solo Un Beso [Laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt