Kapitel 3

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20 Minuten nachdem ich das Telefonat mit Luna beendet hatte, hatte ich geduscht, mich umgezogen und dezent geschminkt. Nun rannte ich mit einer kleinen Handtasche, in der sich jediglich mein Handy, mein Portemonnaie befanden, und dem Eimer mit dem eingeweichten Bettlaken die Treppe runter.

Unten angekommen, ließ ich meine Tasche einfach im Flur fallen und flitzte durch die Küche weiter in den Angestelltentrackt des Hauses. Dort machte ich im Wäschekeller halt, wo ich mein Bettlaken in die Waschmaschine stopfte und mir innerlich dafür auf die Schulter klopfte, dass ich mir gemerkt hatte, wie die Waschmaschine funktionierte, obwohl ich sie zuletzt vor einigen Jahren bedient hatte.

Endlich konnte ich also zum Pier-Restaurant laufen - was auch dringend nötig war, wenn ich nicht zu spät kommen wollte.

Als ich bereits wieder im Flur war und meine Tasche vom Boden aufgehoben hatte, fiel mir auf, dass ich mein Armband vergessen hatte. Das Armband, dass Simón mir zu unserem ersten Jahrestag geschenkt hatte und ohne das ich nie aus dem Haus ging.

Ich stieß genervt einen Schwall Luft aus, aber rannte trotzdem noch einmal nach oben ins Bad, um mir das Armband zu holen. Lächelnd strich ich über den Anhänger, den Simón mir gestern Abend geschenkt hatte, während ich mir das Armband überstreifte.

Allerdings lächelte ich nur, bis ich im Spiegel die Uhr entdeckte. Es war fünf vor halb elf! Meine Augen weiteren sich und ich rannte schon wieder die Treppe hinunter. Mein tägliches Workout hatte ich damit dann wohl abgedeckt.

Glücklicherweise hatte ich unserem Fahrer Gary gleich nach Ende des Telefonats Bescheid gegeben, sodass unser SUV bereits abfahrbereit vor der Haustür auf mich wartete.

Ich schnappte mir noch schnell meinen Schlüssel vom Schlüsselbrett, dann ging ich zum Auto und gab Gary das Zeichen loszufahren, noch bevor ich die Autotür hinter mir geschlossen hatte.

Ich war mir ziemlich sicher, dass Luna zu spät kommen würde und konnte mir daher eigentlich Zeit lassen. Trotzdem wollte ich nicht nach Luna am Pier auftauchen, sonst würde sie mich wirklich ewig damit aufziehen, dass sie einmal vor mir da war.

*

Irgendwie hatte Gary es geschafft, mich auf die Minute pünktlich am Pier-Restaurant abzuliefern, obwohl wir viel zu spät losgefahren waren und auf dem Weg jede einzelne Ampel rot war.

Wie nicht anders zu erwarten, war ich natürlich vor Luna da. Nach einem kurzen Blick auf mein Handy, um nachzusehen, ob Luna mir geschrieben hatte, beschloss ich, ein wenig den Pier auf und ab zu laufen, während ich wartete. Ich hatte heute noch nichts gegessen und irgendwie ein komisches Gefühl. Die Meeresluft, die mir entgegen wehte und das Geräusch der Wellen, die an den Strand schlugen, beruhigte mich da irgendwie. Außerdem war ich schon viel zu lange nicht mehr hier am Pier.

Die vielen kleinen Läden mit bunten Souvenirs und die Mariachibands sowie die Stände mit mexikanischen Spezialitäten luden regelrecht dazu ein, hier einen Nachmittag zu verbringen und ich nahm mir fest vor, dies in den nächsten Tagen auch mal wieder zu tun.

Gedankenverloren spazierte ich den Pier entlang, bis ich mich neben einer Treppe, die zum Strand hinunterführte, gegen das Geländer lehnte. Ich ließ meinen Blick über den Strand schweifen. Da momentan Sommerferien waren, war dieser um diese Uhrzeit gut besucht.Viele waren im Wasser, aber auch am Strand tummelten mindestens genauso viele Menschen zwischen dicht an dicht liegenden Strandtüchern und Sonnenschirmen.

Da entdeckte ich direkt neben der Treppe ein Pärchen, das sich küsste. Das kleine Lächeln auf meinen Lippen gerfror. Wie in Zeitlupe lief ich die Treppe nach unten, bis ich direkt hinter dem Pärchen stand.

Solo Un Beso [Laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt