Kapitel 5

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"Ámbar!"

Ich hatte gerade das Roller betreten und wollte Delfi und Jazmin suchen, da winkte mir Jazmin schon freudig zu.

Ich setzte mich zu ihr und Delfi an einen Ecktisch, nachdem ich sie zur Begrüßung umarmt hatte. Es war schön, sie endlich wiederzusehen.

"Wie lange ist es eigentlich her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben?", sprach Delfi meine Gedanken aus.

Ich zuckte mit den Schultern, dann seufzte ich. "Bestimmt schon ein halbes Jahr."

Jazmin fiel mir erneut um den Hals. "Ich bin ja so froh, dass du wieder da bist." Als sie sich von mir löste, nahm sie eine meiner Haarsträhnen und ließ sie durch ihre Finger gleiten. "Und was ist überhaupt mit deinen Haaren passiert?", fragte sie neugierig weiter.

"Das könnte ich dich genauso gut fragen", entgegnete ich amüsiert mit hochgezogenen Augenbrauen und versuchte so zu kaschieren, dass ich ausweichen wollte - dass ich nicht über Simón reden wollte. Trotzdem war ich neugierig, was mit Jazmins Haaren passiert war, denn eigentlich hatte Jazmin lange, rotbraune Haare, aber jetzt reichten sie ihr jediglich bis zur Schulter und waren nicht mehr rötlich, sondern eher hellbraun.

Sie fuhr sich zweimal durch die offenen Haare. "Schick, nicht? Das ist der neuste Trend."

Ich lächelte. "Ja, da ist es wirklich."

Delfi nickte zustimmend. "Ja, es ist hübsch. Aber du weichst aus, Ámbar." Sie sah mich über den Rand ihres Glases prüfend an. "Warum hast du deine Haare pink gefärbt?"

Delfi war einfach zu aufmerksam. Sie wusste genau, ob jemand die Wahrheit sagte, oder sie anlog.

Jazmin und Delfi hatten einen gemeinsamen YouTube-Kanal - Fab&Schick. Dabei war Delfi für sämtliche Interviews und die Informationsbeschaffung im allgemeinen zuständig, das war einfach ihre Welt. Nach der Schule wollte sie Journalismus studieren. Normalerweise staunte ich darüber, was sie alles anhand eines Gesichtsausdruck erkennen konnte und dass sie immer genau wusste, was sie zu fragen hatte. Aber jetzt gerade verfluchte ich sie für ihr Talent, da ich meine Trennung von Simón eigentlich geheim halten wollte - selbst vor Delfi und Jazmin.

Das hatte nichts mit den beiden zu tun, aber ich wollte nicht über Simón reden. Ich wollte ihn vergessen.

Aber es wäre sinnlos, mir eine Ausrede einfallen zu lassen. Jetzt war der perfekte Moment, um ihnen von Simón zu erzählen. Es wäre raus und ich könnte endgültig mit ihm abschließen.

Ich seufzte, dann strich ich mir eine Strähne hinters Ohr. Delfi musterte mich aufmerksam und auch Jazmin schaute interessiert zu mir.

"Ich hab mich von Simón getrennt", murmelte ich und starrte die Tischplatte vor mir an, die plötzlich sehr interessant war.

"Du hast WAS??!" Jazmin schrie so laut, dass sich alle in der Cafeteria des Rollers zu uns umdrehten.

"Ich hab mich von Simón getrennt", wiederholte ich lauter. Ich sah zwischen den beiden hin und her.

"Was? Wie? Warum?", Delfi sah mich fassungslos an. "Ihr wart doch immer das perfekte Paar."

"Er hat mich verarscht." Meine Stimme versagte und ich schluckte hart.

Delfi und Jazmin sahen mich sprachlos an. Tränen bildeten sich in meinen Augen. Ich schaute wieder auf den Tisch, damit Delfi und Jazmin sie nicht bemerkten.

Stille.

Keiner von uns sagte ein Wort. Nicht einmal Jazmin, die normalerweise in den unpassendsten Momenten drauf los plapperte.

Solo Un Beso [Laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt