Kapitel 1

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"Wow... Du siehst... Du... Wow", stammelte Simón, als er mich gegen sieben bei mir zu Hause abholte.

Luna und ich hatten uns nach einiger Diskussion auf ein roséfarbenes Kleid mit durchsichtigen, langen Ärmeln und glitzernden Blumenstickereien geeinigt. Meine Haare fielen mir in leichten Wellen um mein Gesicht und meine Füße steckten in ebenfalls roséfarbenen Highheels.

Ich lächelte ihn an, bevor ich ihm verführerisch ins Ohr flüsterte:"Du siehst auch wow aus."

Simón legte seine Hand an meine Wange, um mich für einen innigen Kuss an sich zu ziehen. "Ich liebe dich", murmelte er in den Kuss hinein. Eigentlich wäre das der Moment, in dem ich wieder die Schmetterlinge im Bauch haben müsste, die ich bei jedem Kuss spürte, aber irgendwas war heute anders. Ich hatte irgendwie das Gefühl, Simón war nicht ganz bei der Sache.

Trotzdem ließ ich mir nichts anmerken. Vielleicht war er einfach nur nervös, oder ich bildete mir sein Verhalten nur ein, weil ich nervös war.

"Weiß ich doch." Ich umschloss seine Hand, die mein Gesicht umfasste, mit meiner eigenen, um sie ineinander zu verschränken.

"Wollen wir?", fragte Simón.

Ich nickte zustimmend. "Wir wollen."

Hand in Hand liefen wir zum Auto. Dort angekommen öffnete Simón mit gentlemanlike die Tür und drückte mir noch einen Kuss auf den Mund.

Ich lächelte, bevor ich vor ihm auf die Rückbank des Taxis rutschte. Keine Person außer Simón schaffte es, mich innerhalb kürzester Zeit so oft zum Lächeln zu bringen.

"Alles Gute zum Jahrestag", meinte Simón, als er neben mir im Taxi saß. Er gab dem Fahrer ein Zeichen loszufahren, bevor er mir eine kleine, rote Schatulle entgegenstreckte.

Vorsichtig öffnete ich den Deckel, nachdem Simón mir die Schatulle übergeben hatte. Zum Vorschein kam ein filigraner, silberner Anhänger, der die Form eines Schlüssels hatte.

Ich erkannte sofort, dass dies ein weiterer Anhänger für das Armband war, das er mir letztes Jahr geschenkt hatte. 

Freudestrahlend fiel ich ihm daraufhin um den Hals. "Danke!"

Ich spürte seinen Atem meine Haut streifen, als er ausatmete.

Ein mulmiges Gefühl machte sich in meiner Magengegend breit, das ich mir allerdings nicht ganz erklären konnte.

Eigentlich war alles perfekt. Eigentlich. Denn irgendwie hatte ich schon wieder das Gefühl, dass Simón sich seltsam benahm, als ob er nicht ganz bei der Sache war oder mir etwas verheimlichte.

Aber das bildete ich mir wahrscheinlich nur ein, versuchte ich mir zumindest einzureden. Simón liebte mich und ich liebte ihn, alles andere war unwichtig.

*

Meine Erwartungen an unseren Jahrestag wurden völlig übertroffen.

Als Simón sich bei mir einhakte und mich so in das Restaurant führte, wo wir von einem Kellner zu unserem Tisch geführt wurden, stockte mir vor Überraschung der Atem.

"Simón... Das ist... Das ist..." Ich fand keine Worte, um meine Freude auszudrücken. "Danke", hauchte ich letztendlich einfach, bevor ich ihn küsste.

Ein Lächeln umspielte seine Mundwinkel, aber anstatt mir zu antworten, zog er nur einen der beiden Stühle zurück und deutete mir an, mich darauf zu setzen.

Simón hatte sich wirklich bemüht, damit der Abend perfekt wurde. Unser reservierter Tisch befand sich etwas abseits der anderen Tisch auf der Terrasse des Restaurants, die direkt am Meer lag. Überall um den Tisch waren Rosenblätter und Kerzen verteilt, die in der Dämmerung geheimnisvoll flackerten.

Solo Un Beso [Laufend]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt