Kapitel 14

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Mit einem erleichterten Ausatmen schloss ich die Tür der Villa meiner Tante hinter mir und lehnte mich mit geschlossenen Augen dagegen. Ich war den ganzen Weg von den Balsanos zu meiner Tante gesprintet aus Angst, Matteo würde mir folgen und eine Erklärung fordern. Denn ich hatte keine, zumindest keine logische, die ihm genügen würde.

"Ámbar Sol Smith!" Ich zuckte zusammen. Das Licht ging an und ich entdeckte meine Tante am oberen Ende der Treppe. Sie war eindeutig sehr wütend. "Wo zur Hölle warst du!? Du solltest spätestens um sechs Zuhause sein und den Peilsender hattest du auch nicht mit", stauchte sie mich zusammen.

Ich schielte zu der Uhr an der mir gegenüberliegenden Wand und stellte fest, dass es kurz nach neun und ich somit knapp drei Stunden 'zu spät' war, während ich mir im Kopf eine halbwegs plausible Ausrede zurecht legte.

"Ich", begann ich, "Ich war heute Nachmittag mit Jazmin in der Bibliothek, weil wir morgen eine Spanischklausur schreiben und habe mit ihr gelernt." Das war nicht mal gelogen. "Naja, dabei haben wir eben die Zeit vergessen, sodass uns die Bibliothekarin irgendwann rausschmeißen musste, um abschließen zu können. Als ich dann so schnell wie möglich nach Hause wollte, bin ich gestolpert und habe mir die Hand verletzt." Zum Beweis hob ich meine rechte Hand.

Noch immer schaute sie mich skeptisch an, also sponn ich meine Lüge weiter. Mein Herz raste so schnell aus Angst, dass sie mir nicht glaubte, dass ich Mühe hatte, in normalem Ton weiterzusprechen.

"Ein Fußgänger hat das gesehen und mich ins Krankenhaus gebracht, weil der Schnitt in meiner Hand nicht gut aussah..."

"Warum hast du nicht angerufen und Bescheid gesagt?!", unterbrach sie mich harsch.

Mein Gehirn lief auf Höchsttouren. Wie lange könnte ich diese Ausrede noch durchziehen? "Mein Akku war leer und ich weiß weder deine Nummer, nicht die der Angestellten."

In diesem Moment spürte ich, wie mein Handy in meiner Hosentasche vibrierte und drückte den Anruf schnell weg, ohne nachzusehen, wer es war.

Meine Tante schien zum Glück nichts gehört zu haben, also führte ich meine Erklärung schnell zu Ende. "Es tut mir Leid, dass ich zu spät bin und mich nicht gemeldet habe", sagte ich reumütig, "Aber ich war bis gerade eben in der Notaufnahme, um meine Hand untersuchen zu lassen."

Erneut vibrierte mein Handy. Wer zur Hölle musste mich ausgerechnet jetzt anrufen, wenn ich behauptete, der Akku sei leer!?

Skeptisch musterte sie mich, bevor sie in ihrem typischen, strengen Tonfall sagte: "Sorge dafür, dass dein Handy in Zukunft immer aufgeladen ist, wenn du unterwegs bist!"

Ich nickte und atmete erleichtert aus. Sie schien mir die Lüge abzukaufen. Sie drehte sich bereits zum Gehen um und auch ich wollte schnellstmöglich aus der Eingangshalle verschwinden, als sie sich doch noch einmal umdrehte. "Ach, Ámbar..."

Angewurzelt blieb ich stehen.

"Was ist jetzt eigentlich mit deiner Hand?"

Diese Frage hatte ich nicht erwartet. "Ganz gut soweit. Der Schnitt ist nicht so schlimm wie er aussieht."

Sie nickte zufrieden und verschwand endgültig in Richtung ihres Arbeitszimmers.

Ich starrte noch für einen kurzen Moment auf meine Hand, mit welcher ich Matteo förmlich noch spüren konnte. Dann verschwand ich in Richtung der Küche, wo ich Amanda bat, meine Hand noch zu verbinden.

*

Während Amanda den Verband um meine Hand wickelte, saß ich stillschweigend da. Sie hatte mich nicht gefragt, was passiert war, oder mich vorwurfsvoll angesehen, sondern nur den Verbandskasten geholt.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Oct 06, 2022 ⏰

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