Nicht wie wir wollen, wie wir können, leben wir.
-Menander (eigentlich Menandros, griechischer Komödiendichter)
»Ich will dich nicht zum Gefährten haben.«, ist das erste was ich hervor bringen kann, nachdem mein Vater aus dem Gästehaus geworfen wurde. Ich zittere, meine Stimme zittert und ich fühle mich einfach nur unsicher. Ich will keinen Krieger zum Gefährten haben, vielleicht will ich gar keinen Gefährten. Wieso ist mir sein Geruch nicht aufgefallen?
In diesem Gästehaus sind fünf Krieger, fünf Männer untergebracht und mit denen bin ich jetzt alleine in einem Raum. Ich habe vielleicht eine große Klappe, aber wenn mir fünf Krieger gegenüber stehen, nicht. Alle sind mindestens um einen Kopf größer, wiegen mindestens zwei Zentner* pure Muskeln und ich kann bei jedem seinen Dolch sehen, dass dem dominanten Handgelenk prägt. Etliche dieser Krieger sind befleckt mit Körpertinte. Die Körpertinte befleckt mit den verschiedensten Zeichen, Runen und Hexenmale ihre Haut. Mein Gefährte hat auch diese Körpermalereien. Hat er den keine Idee, was er sich da antut. Körpertinte verschwindet nicht einfach, nur wenn es von einer Geisterhexe gezeichnet wurde. Haben die Krieger Zugang zu einer Geisterhexe?
»Danke, meine Eufrosinia«, fängt mein Gefährte an und legt eine dramatische Pause ein, wo seine Augen mich unverschämt begutachten als wäre ich ein Gaul. »Ich freue mich das ich dich kennenlerne. Wir wollten morgen abreisen, können das aber einen Tag verzögern. Trotzdem werden wir nach dem ersten Sonnenstrahl uns auf den Weg machen. Packe deine Sachen, verabschiede dich und schlafe dich aus. Es wird eine anstrengende Reise werden, wenn das Wetter nicht abdreht.«
»Natürlich, ich empfehle mich dann.«, murmel ich eine höfliche Floskel, drehe mich um und verlasse schnell das Gästehaus. Als ich die Tür leise schließe, sehe ich aus den Augenwinkeln meinen Vater. Er schnauft wütend, sein Kopf ist hochrot und ich kann sehen, wie sein Körper vor Wut zittert.
»Vater«, begrüße ich meinen Vater vorsichtig, nachdem ich neben ihm stehen bleibe. »Wie kann ich dir weiterhelfen?«
»Sag mir, stimmt es was dieser Krieger behauptet?«
»Ja, er ist mein Gefährte.«, bestätige ich bloß und sehe weiterhin zu Boden.
»Heißt das, dass du dich deinem Gefährten verweigert hast?«, verlangt mein Vater barsch zu wissen, zieht mich an meinem Arm zu sich und fängt an, zu laufen. Er geht in die Richtung, wo unser Zuhause steht.
»Eufrosinia, antworte!«
»Ich bin ihm vorher noch nicht begegnet, habe ihn nicht gerochen. Ich bin den Kriegern aus dem Weg gegangen.«, meine ich mit leiser Stimme. »Du weißt doch dass ich kein Interesse an den Kriegern gezeigt habe.«
»Eufrosinia, das macht es nicht besser!«, rügt mein Vater laut und zieht mich grob weiter den Weg entlang. Mein Arm wird nachher seine Fingerabdrücke zeigt. »Du bist eine Schande als Werwölfin, Rudelmitglied und als meine Tochter. Was soll das Rudel von dir, von mir denken? Du bist wirklich eine lausige Tochter!«
»Vater ich habe mich mit den Vorbereitungen für die Geburt von Florence erstes Kind beschäftigt. Und Mutter -«
»Lüg mich nicht an, Eufrosinia!«, brüllt mein Vater, drückt mich an die Hauswand und ragt über mir empor. Ich kann seinen stinkend Atem riechen, seinen Schweiß, seine Wut. »Ich weiß ganz genau, dass du dich nicht damit beschäftigt hast! Du bist mit deinem lausigem Köpfchen in den Wolken gewesen! Hast dich dort herum getrieben, wo ein Weib nichts zu suchen hat!«
»Vater, es-«, versuche ich ihm zu sagen, dass er zu fest zu drückt. Ich spüre meine Finger nicht mehr, meine Arme werden langsam taub.
»Deine Entschuldigen sind mir egal. Das ist immer nur ein Spiel für dich, Eufrosinia! Ich sage dir jetzt eins, wenn der Krieger, dieser Barbare dich zurückweist, bist du eine Einzelgängerin! Du wirst hier nicht mehr willkommen sein sobald ihr euch auf den Weg zum Kriegsrudel Territorium macht, hast du mich verstanden, meine Tochter?«
»Vater, das kannst du doch nicht einfach so sagen. Ich bin seine Tochter, deine älteste.«, meine ich schockiert und sehe ihn mit großen Augen an. Er kann das doch nicht einfach sagen. Das kann er mir doch nicht so einfach an tun.
»Ich bin dein Alpha, solange du noch hier residierst und das heißt, ich kann dir Befehle als dein Alpha geben. Du wirst deiner Mutter nichts davon sagen, du wirst eine Einzelgängerin sein, wenn der Krieger Sverre dich zurückweist.«, teilt mein Alpha, mein eigener Vater mir kaltherzig mit. Stocksteif stehe ich da. Wie kann er das so einfach sagen? Ich bin doch sein Kind, sein ältestes. »Pack deine Sachen, verabschiede dich von deinen Schwestern und deiner Mutter. Die Krieger werden morgen, weiterreisen müssen. Wir als Hoyde Rudel sollten sie nicht länger in Anspruch nehmen als benötigt, verstanden?«
Ich kann nicht anders als Vater einfach anzustarren. Er meint es wirklich ernst. Der Krieger hat mir noch einen weiteren Tag versprochen, und Vater nimmt ihn mir. Ich bin ihm egal. Für ihn bin ich jetzt wertlos.
»Eufrosinia, hast du mich verstanden? Antworte!«
»Ja, Vater habe ich. Ich werde meine Sachen packen und mich von allen verabschieden. Morgen früh, mit den ersten Sonnenstrahl. Ich sollte die Krieger informieren, sie wollten meinetwegen einen Tag länger hier verbleiben.«, flüstre ich immer noch schockiert. Ich fühle mich kalt, mein Blut pumpt zu langsam durch mein Körper und ich kann nicht richtig Luft in meine Lunge saugen. Was passiert mit mir? Warum ist mir so kalt? Kann Vater das wirklich so bestimmen? Einzelgängerin. Ich eine Einzelgängerin.
»Das werde ich tun, du wirst sofort packen! Und Teile diese freudige Nachricht zuerst mit deiner Mutter.«, weißt Vater mich an bevor er mich zur Seite schubst, sich umdreht und den Weg zurück stapft.
*Zentner:ein Zentner ist ca. 50 bis 54 kg. Das heißt die Krieger wiegen ca. 100 kg
Eure Linkszanne
Montag, der 12 Juli 2021
DU LIEST GERADE
Rudelmond
WerewolfSie hat noch nie diese liebe empfunden. Er hat keine Ahnung, was er mit einer Gefährtin soll. Sie sucht noch einen Platz in seiner Welt. Er fürchtet sich vor der Gefahr die im Dunkeln lauert. Beide müssen sich aneinander gewöhnen und gemeinsam überl...