Kapitel 2

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Sie strömen in die Welt, wie einst die Krieger aus dem Bauch des Trojanischen Pferdes.
- Guillaume Fichet (französischer Gelehrter, errichtete mit Johannes Heynlin die erste Druckerpresse in Frankreich errichtete)

»Und du bist dir sicher, mein Freund?«, erkundigt Oskar sich, gleichzeitig lehnt er sich so weit nach vorne, dass ich die Sommersprossen auf seiner Nase erkennen kann und sogar seinen Atem riechen kann. »Weißt du wer es ist?«

Wir sitzen gemeinsam in dem Gästehaus des Rudels. Es ist klein, muffig und ist definitiv nicht für Krieger gedacht. Wir sind vielleicht nicht Luxus gewöhnt, aber jeder von uns hat sein eigenes Zimmer, wo wir schlafen, Baden und Akten vervollständigen. Die Hütte Besitz nur eine Feuerstelle mit drei weiteren Zimmern. Viel zu eng für uns fünf. Wir alle brauchen unsere Freiheiten und sind auch daran gewöhnt.

»Hast du ihm nicht zugehört?«, fragt Aegir ihm mit einem Kopfschütteln. Ich kann erkennen wie Aegir sich innerlich aufregt. »Sverre sagte doch, dass er den Geruch nur ganz kurz geschnuppert hat. Du solltest dir öfter die Ohrenwaschen und denk dran, dich zwischen den Zehen zu waschen. Vielleicht sollten wir eine Hausdame bezahlen, damit sie dich daran erinnert zu baden oder besser noch sie dich badet.«

»Was? Ich wasche mich täglich!«, hält Oskar lautstark dagegen.

»Jeden zweiten, wenn überhaupt.«

»Salvius hat recht und Aegir auch, wasch dich besser und pflege dein Ross und äff mich nicht nach, Oskar! Ich warne dich junge! Oskar!«

»-besser und pflege dein Ross und äff mich nicht nach, Oskar! Ich warne dich junge! Oskar!«, murmelt Oskar gleichzeitig mit Haerviu, der ihm die Leviten liest. Oskar ist der jüngste von uns und hat immer die beste Laune, aber seine Ohren funktionieren nicht immer. Er überhört sehr gerne, die wirklich wichtigen Details. Dagwin meint, dass er noch wachsen wird, er ist jung und muss noch kein Stock im Arsch haben. Aber Persönlich würde ich es bevorzugen wenn er einen Stock im Arsch hätte, ab und zu reicht mir völlig. Wenigstens wäre keiner von uns dann ein unfreiwilliges Opfer seiner streiche.

Manche sind noch lustig, aber etliche seiner Streiche gehen zu weit. Das schlimmste ist aber, dass Oskar sich nicht nur auf uns bezieht sondern auch gerne die Rudelmitglieder der Rudel mit einbezieht bei denen wir zu Gast sind. Er ist nicht nur für einen Streit zwischen dem Rudel das wir besuchen und uns verantwortlich. Ich bin mir sicher, dass Dagwin einige Schatztruhen des Kriegsrudels plündern musste damit sie Oskar nicht töten.

»Ey, vergisst nicht das der Alpha noch vorbeikommen möchte. Seine oh so schüchterne Tochter wollte sich noch bei uns bedanken. Wie viele hat der Kerl eigentlich?«

»Vier glaube ich, aber seine Gefährtin ist wieder schwanger soweit ich gesehen und gerochen habe.«, meint Haerviu nachdenklich.

»Nein, es sind fünf Töchter und ja sie ist schwanger. Er hofft jetzt auf einen Sohn. Aber so wie ich den Alpha einschätze, wird er seine Gefährtin solange schwängern bis sie ihm einen Sohn gebärt oder stirbt.«, hält Aegir dagegen. »Aber es wäre eigentlich egal ob sie ihm eine Tochter oder einen Sohn gebärt. Er hat so viele Töchter, dass er sich auch einen ihrer Gefährten aussuchen kann der seinen Titel erbt.«

»Die Mondgöttin hat ihn bisher mit Töchter gesegnet, wieso sollte sie ihn jetzt noch einen Sohn schenken.«, meine ich bloß, zucke mit den Schultern und lehne mich in meinem Stuhl zurück. Ich verstehe solche Wölfe nicht. Sollte man nicht zufrieden damit sein, überhaupt ein gesundes Kind gezeugt und zur Welt gebracht zu haben.

»Die älteste Tochter soll aber bisher ihren Gefährten noch nicht gefunden zu haben. Dafür ist aber seine jüngste Tochter schon ihren Gefährten begegnet und auch schon schwanger.«, informiert Aegir uns. »Es soll wohl ihr erstes Kind sein. Er-«

»Meine Herren ich hoffe alles ist zu eurer Zufriedenheit? Meine älteste Tochter, Eufrosinia, wollte sich bei euch bedanken. Dafür dass Sie das Dorf beschützt haben. Sie ist ziemlich scheu und hat sich bisher nicht getraut, es persönlich zu machen. Eufrosinia komm doch rein.«, unterbricht der Alpha Aegir nachdem er, ohne anzuklopfen die Tür öffnet. Wer glaubt er eigentlich, wer er ist? Widerwillig betritt seine Tochter nach ihm die kleine Hütte.

»Mein.«, knurre ich und stehe hastig auf, mein Stuhl fällt nach hinten um. »Meine Gefährtin.«, füge ich hinzu und gehe auf sie zu. Den Alpha ignoriere ich, drücke ihn zur Seite und sehe mir meine Gefährtin genauer an. Sie ist um einiges kleiner als ich erwartet hatte, aber dafür umso schöner.

»Krieger Sverre seid ihr euch auch sicher?«, hinterfragt der Alpha mit Zweifelhafter Stimme. »Sie kann auch nur den Geruch eurer eigentlichen Gefährtin tragen, Krieger.«

Verwundert sehe ich ihn an. Ich höre wie Oskar hinter mir sein Lachen unterdrückt. Aegir und Haerviu kichern leise bevor auch sie sich wieder Unterkontrolle haben.

»Ich soll mich täuschen?«, erkundige ich mich mit kühner Stimme und baue mich vor dem Alpha auf. Er schluckt einmal, geht aber keinen Schritt nach hinten. Also ist er nicht dämlich genug um jetzt seine Angst zu zeigen. »Wollt ihr mir sagen, dass ich meine eigene Gefährtin nicht erkennen würde? Das ich dazu nicht in der Lage bin? Ihr vergisst wohl, wer euch gerettet hat vor den Geisterhexen. Wer-«

»So war das nicht gemeint, Krieger Sverre.«, unterbricht der Alpha Felix mich schnell mit entschuldigenden Worten. »Meine Tochter umgibt sich mit vielen Rudelmitglieder und ich möchte bloß, dass ihr euch sicher seid. Meine Eufrosinia ist nicht gerade eine Frau, die ihren Platz kennt.«

»Ihren Platz kennt?«, wiederhole ich die Worte des Alpha vom Hoyde Rudel. Das sagt er also über seine eigene Tochter. Ich will gar nicht wissen, wie er über seine Gefährtin denkt.

»Nun wie soll ich es erklären?«, fängt Alpha Felix an.

»Sagt einfach nur das, was ihr gemeint habt.«, spottet Oskar mit höhnsicher Stimme. Er hat es sich auf seinem Holzstuhl bequem gemacht und lächelt den Alpha belustigt an. Seine Wut ist ihm deutlich anzusehen. Dagwin meinte, das er es als Kind nicht leicht hatte und er deswegen in so einem jungen Alter von der Mondgöttin gesegnet wurde. Oskar ist der festen Überzeugung, dass kein Kind, keine Frau und kein Mann gedemütigt werden dürfen, weil sie schwächer sind und sich nicht verteidigen können.

Aus den Augenwinkeln kann ich sehen, wie meine Gefährtin sich auf den Lippen beißt. Ihr Körper hat sich abgespannt und sie sieht nachdenklich zwischen ihrem Vater und mir hin und her.

»Meine Tochter ist sehr vorlaut, dickköpfig und keine gute Hausfrau, Krieger Oskar.«

»Aha, dass zeigt doch, dass ihr als Vater versagt habt. Wie wollt ihr euer Rudel kontrollieren, wenn ihr nicht einmal ein Kind, eine Frau bändigen könnt.«, lacht Haerviu, schläft auf den Tisch und steht auf. Sein grinsen ist teuflisch. Langsam geht er um den Tisch herum. »Es ist kein Wunder, dass wir euch helfen mussten und es ist auch kein Wunder, dass eure Gefährtin euch keinen Sohn schenkt. Die Mondgöttin sieht alles, und sie hat erkannt, das eure Blutline keinen weiteren Sohn verdient.«

»Wie könnt-«

»Ich bin ein Krieger des Kriegsrudels. Die Mondgöttin hat uns gesegnet und jetzt verlasst dieses Haus, Alpha Felix des Hoyde Rudels.«, knurrt Haerviu, packt den Alpha an seinem Kragen und wirft ihm aus dem Gästehaus. Meine Gefährtin sieht ihn mit großen Augen an und dann die Tür.

»Das wäre geklärt. Ich kann ihn jetzt noch weniger leiden als vorher.«

Eure Linkszanne

Sonntag, der 4 Juli 2021

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