Kapitel 5

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Zuhause gibt es keine Finsternis.
-Von den Bantu

»Herzlich Willkommen, Eufrosinia. Ich hoffe dir wird unser Rudelhaus und das umliegende Territorium gefallen. Du bist seit einigen Jahren die einzige Gefährtin die es hier gibt.«, begrüßt ein Werwolf uns. Es muss der Alpha Dagwin sein. Sein Erscheinungsbild passt genau zu der Beschreibung die mein Gefährte Sverre mir gegeben hat. Dagwins dunkle Augen sehen freundlich auf mich herab, zusammen mit seinem Lächeln wirkt er einfach nur wie ein freundlicher alter greis. »Wir werden uns alle, an einander gewöhnen müssen. Ich hoffe dir wird es hier gefallen. Deine kleidung wird nachher auf euer Zimmer gebracht, da das Mittagessen schon auf den Tisch steht, werden wir erst gemeinsam essen. Sverre wird dich dann allen vorstellen, die da sind.«

»Wer ist denn nicht da, Dagwin?«, möchte Sverre verwirrt wissen, legt eine Hand auf meinen Rücken und drückt mich langsam nach vorne, ins Rudelhaus. Wiederwillig betrete ich das große Herrenhaus. Sogar von hier aus kann ich den Eintopf riechen. Köstlich. Da wir unterwegs keinen Halt gemacht habe, habe ich nicht nur Hunger sondern tun meine Beine und mein hinter auch weh. Ich bin es einfach nicht gewohnt, den halben Tag auf ein Pferd zu sitzen. Es gibt Muskeln in meinen Körper von denen ich nicht einmal wusste, dass es die gibt und das diese Schmerzen können. Ich wollte aber auch nicht eingestehen, dass ich doch auf dem Karren Mitfahren.

»Die Reise zum Kriegsrudel wird wenigstens einen halben Tag dauern.«, meint mein Gefährte nachdem meine Kleidung auf einen Karren geladen wurde. Er hat sich hinter mich gestellt, eine Hand liegt auf meinen Rücken und die andere zeigt auf ein Fuchs, ein Pferd das Kupferrotes Fell hat. »Du kannst zusammen mit mir auf Randy. reiten oder mit Aegir auf dem Karren sitzen. Aegirs ross heißt Vielfraß und ist ziemlich zahm.«

»Ich reite mit dir.«, äußere ich in Sverres Richtung. Randy sieht nicht wirklich angst einflößend an und ein American Quarter Horse soll, soweit ich informiert bin, einen ruhigen Charakter besitzen. Langsam gehe ich auf Randy zu und streichle ihn am Hals. »Ich hoffe, du kannst deine Hände bei dir behalten, mein geliebter Gefährte.«

»Meine Hände haben dich bisher noch nicht unsittlich in der Öffentlichkeit berührt.«, flüstert Sverre in mein Ohr, bevor er einen Kuss auf meine Wange haucht. Erschrocken sehe ich ihn an. »Im Rudelhaus werden wir uns ein Zimmer teilen mit einem Bett. Ich werde dich zu nichts drängen, aber ich werde nicht meine Instinkte verdrängen.«

»Was genau soll das bedeuten?«, verlange ich von meinem Gefährten zu wissen und versuche dabei zu ignorieren, wie seine Nähe mich zu setzt. Ich will ihn küssen, ihn streicheln, ihn umarmen und ihn lieben. Seine Nähe macht mich verrückt.

»Meine Eufrosinia, es soll bloß bedeuten, dass ich dich nicht alleine lasse und meine Hände den weg auf deine Schultern, deinen Rücken und deinen Armen finden werden. Es wird aber nicht unsittlich sein oder soll dich verängstigen. Du bist meine Gefährtin und ich möchte mein restliches Leben mit dir verbringen, das ist alles. Meine liebste Gefährtin.«

»Und was ist wenn ich das nicht will?«, erkundige ich mich und stelle mich auf die Zehenspitzen, damit ich meinen Gefährten direkt in seine Dunkeln Augen. Ich kann seinen Atem riechen, seine Körperhitze spüren.

»Turteltauben, wir wollen gehen!«, lacht Oskar. Ich kann ihn aus den Augenwinkeln sehen, wie er auf seinem Ross sitzt und uns beobachtet mit einem Lächeln im Gesicht. »Ihr könnt euch auch unterwegs streiten. Immerhin teilt ihr ein Pferd und nachher ein Zimmer und danach das Bett!«

»Oskar, Klappe!«

»Steig auf, es wird eine lange, schmerzhafte reise für dich.«, meint Sverre mit einem Grinsen im Gesicht, nachdem er Haerviu dankend zugenickt hat.

»Es gibt ein Bad, das wir für dich aufheizen werden.«, fügt Dagwin hinzu. »Sverre zeigt, deiner Gefährtin unseren Esstisch. Ich habe noch etwas mit Oskar zu besprechen. Vor dem Abendessen gibt es eine Lagebesprechung.«

»Sicher, komm Eufrosinia ich zeigt dir das Esszimmer. Es ist nicht viel, aber es wird dir auf jeden Fall gefallen. Solange wir auf dem Territorium residieren wird jede Mahlzeit gemeinsam eingenommen. Natürlich wird es für uns jetzt einige Ausnahmen geben, wenn wir einen kleinen Ausflug machen. Aber ansonsten gilt die Regel, das wir gemeinsam essen und nicht über das Kriegsrudel und ihre Missionen gesprochen wird.«, erklärt mein Gefährte mir und führt mich dabei durch ihr Rudelhaus. Genauso wie heute Morgen, liegt seine Hand wieder auf meinen Rücken. »Die Aufgaben sind schon unter uns aufgeteilt und ich bin mir noch nicht sicher, welche du übernehmen kannst. Aber wir werden etwas für dich finden, da bin ich mir ganz sicher. Gibt es Hausarbeiten die du bevorzugst oder hasst, meine Eufrosinia?«

»Mein Vater hat dir doch schon gesagt, dass ich keine perfekt Hausfrau abgebe oder?«, erkundige ich und nehme am gedeckten Esstisch Platz. »Ich kann dir einen Blumenkranz flechten und das ist auch alles. Mein Essen ist ungenießbar, meine Wäsche wird nicht sauber und putzen lohnt sich nicht, den Dreck sehe ich nicht. Als Hausfrau eigne ich mich nicht.«

»Dann bist du also handwerklich begabt? Kannst du auch zimmern und streichen?«, erkundigt sich einer der Männer, der mir gegenüber sitzt. »Der Name ist Brandolf. Einige Türen müssen geölt werden und an einen von unseren Karren fehlt ein Rad und ein Teil der Achse. Und am Haus selber gibt es weitere Kleinigkeiten, die repariert werden müssen.«

»Ich kann auch nicht sagen, dass ich wirklich handwerklich begabt bin. Aber kleinere Reparaturen kann ich bewerkstelligen.«, meine ich leise. Vorsichtig rücke ich meinen Teller gerade und richte mein Besteck dazu. »Aber Sverre meinte, ihr hättet schon alle Aufgaben die anfallen im Haus verteilt.«

»Eufrosinia, nicht wahr? Ich bin Baldwin und dein Gefährte hat Recht, wir haben wirklich jede Aufgabe unter uns verteilt, aber wir werden etwas für dich finden.«, lacht Baldwin, durch seine Narbe verzieht sich sein Gesicht zieht zu einer Grimasse. Baldwins Narbe zieht sich von seinem Haaransatz, über seine Augenbraue zum Mundwinkel hinunter. »Wir haben schon einen Koch, jeder muss sein eigenes Zimmer putzen und genauso ist einer von uns für den Garten verantwortlich. Aber keiner von hat die Geduld um sich mit den handwerklichen Arbeiten im Haus zu beschäftigen.«

»Hört sich gut an.«, murmel ich in seine Richtung. Es ist schwer Baldwin nicht anzustarren. Seine Narbe ist angsteinflößend und lenkt die Aufmerksamkeit auf sich, im schlechten Sinne. Ich möchte Baldwin nicht im dunkeln begegnen, ich würde vor Angst aufschreien. Sverre hat sich neben mich auf den Stuhl fallen lassen und zeichnet mit seinem Finger kreise auf meiner linken Schulter.

»Guten Mittag. Es gibt Eintopf mit frisch gebackenes Brot! Ich hoffe die Untersetzer stehen bereit.«

Eure Linkszanne

Dienstag, der 27 Juli 2021

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