Denn zwar gleich ist die Furcht, doch die Zeichen der Furcht sind verschieden.
-Ovid (eigentlich Publius Ovidius Naso, römischer Epiker)
»Es ist schon so traurig, dass ich das nicht länger mit ansehen kann.«, lacht Oskar, wischt sich eine seiner lachtränen von der Wange und nimmt Salvius sein Stockbrot ab. Aus einer seiner Hosentaschen nimmt er ein Messer und kratzt die schwarzen, verbrannten stellen vom Stockbrot ab und stecht den hölzernen Stab neben seinen zurück in den Boden. Meine Gefährtin lehnt sich an mich und lacht leise. Eufrosinia hat sich in eine Decke eingekuschelt und beobachtet gespannt die Jungs. Heute Nachmittag haben wir gemeinsam das Territorium erkundet, in unserer Wolfsform. Sie hat sich entspannt, sich gehe lassen. Wir haben uns gemeinsam amüsiert und ich habe meine Gefährtin kennengelernt. Wir haben geredet und einander gesehen und uns kennengelernt.
»Ey, ich hatte es unter Kontrolle. Ich möchte mein Stockbrot gerne knusprig. Extra knusprig.«
»Knusprig? Eher verbrannt«, lacht Aegir leise und dreht sein Brot um. »Aber keine Sorge, du hast andere Talente.«
»Wie bitte? Du kleiner-«
»Meine Gefährtin ist anwesend. Also benimm dich entsprechend!«, gehe ich zwischen den beiden Streithähnen. Die beiden müssen sich auch immer ärgern. Ich ziehe Eufrosinia näher an mich heran und küsse ihr Haupt. In ihrem Haar haben sich einige Blätter verfangen.
»Es macht mir nichts aus. Ich möchte nicht, dass ihr euch verstellt.«, meint meine Eufrosinia gutmütig. »Das essen hat wirklich fantastisch geschmeckt.«
»Guter Themenwechsel, Eufrosinia.«, meint Brandolf mit einem Grinsen im Gesicht. »Vielleicht sollten wir wieder Heim gehen.«
»Ihr wollt schon gehen? Ich habe mir aber die Mühe gemacht euch den Weg zu ersparen.«, lacht eine Weibliche Stimme. »Ihr habt mich ignoriert.«
»Wer bist du?«, verlangt Dagwin mit drohender Stimme zu wissen. Wir sind sofort auf gestanden als wir ihre Stimme gehört haben. Eufrosinia steht hinter mir und eingekesselt von meinen Brüdern. Eine Hexe. Um uns herum ist es dunkel geworden, wie eine Wand aus schwarzer Seide. Ich kann nichts riechen und nichts sehen. Welche Hexe haben wir ignoriert?
»Ihr habt aber euren König Bescheid gesagt oder?«, ertönt eine zweite Stimme. Die Stimme ist wieder weiblich, aber jünger. Ein Mädchen? Es hört sich so an, als käme die von überall gleichzeitig her. Die Stimme hallt wieder von seinen seidenen schwarzen Wänden. Wann haben wir zwei Hexen ignoriert? Wir gehen jeder Hexenplage nach. Es ist unsere Aufgabe, unsere Rasse zu schützten.
»Wer bist du? Wer seid Ihr?«
»Sagst schon, wer seid ihr?«
»Was wollt ihr von uns?«
»Niemanden von Belang, aber das Mädel war beim letzten Mal nicht dabei.«
»Was können wir für euch tun?«, verlange ich laut als sie meine Gefährtin erwähnt, meine Eufrosinia. Heißt das, es ist die gleiche Geisterhexe? Aber wir haben die Hexe getötet, genauso wie ihre Sklaven. Ihre Bücher, Kräuter und alles was auch nur nach Hexe gerochen hat, haben wir verbrannt. Die Asche haben wir in alle vier Himmelsrichtungen verstreut. Haben wir eine Hexe übersehen? Es gab aber keine anderen Gerüche, die darauf hingedeutet haben, dass wir eine vergessen haben.
»Ihr habt mich ignoriert.«, wiederholt die weibliche Stimme lauter.
»Wie haben wir dich ignoriert?«, fragt Gereon mit ruhiger Stimme. Seine Stimme passt nicht zu meinem Herzschlag. Ich kann mein Blut in den Adern pumpen hören. Meine Gefährtin klammert sich an meiner Tunika, ihre Hände haben sich in den Stoff vergraben und ich kann ihre Körperwärme spüren. Sie drückt sich an mich, zittert dabei. Ich kann ihre Angst auf meiner Zunge schmecken. Sie hat noch gerade nicht angefangen zu weinen, aber die Kurzatmigkeit fängt schon an.
»Ihr handelt nicht, deswegen statte ich euch jetzt einen Besuch ab.«, lacht die Hexe mit drohender Stimme. »Ich werde nicht gerne ignoriert. Ich hasse es ignoriert zu werden. Es gibt doch nichts schlimmeres als ignoriert zu werden. Findet ihr nicht auch?«
»Wir haben den König über deine Drohung informiert.«
»Drohung?«, fragt die Hexe mit einem Lächeln. »Es ist keine Drohung, es ist ein Versprechen und ich halte meine Versprechen.«
»Dann haben wir den König über dein Versprechen informiert.«, wiederholt Gereon mit sanfter Stimme. Das Lachen hallt von den Wänden wieder. Die beiden Stimmen der Geisterhexen vermischen sich. Es ist nicht heraus zu hören, welche von beiden lauter lacht. Aber die ältere Hexe hat das sagen. Die jüngere hat bisher nur den einen Satz gesagt. Es fühlt sich so an als würde sie unsere Sinne unterdrücken. Es ist ein Zauber, das kann nicht anders. Ich kann den Wind fühlen. Sollten die schwarzen seiden Wänden dicht sein, würde ich den Wind spüren.
»Es weht.«
»Es geht also nicht nur mir so?«
»Eine Illusion.«, murmel ich über unsere Gedankenverbindung. Ich tätschle eine von Eufrosinias Händen und drücke sie leicht. Wenn es nur eine Illusion ist, sind die beiden Hexen gar nicht so mächtig. Wir müssen nur in wissen wo genau die Hexen, könnten sie sogar angreifen und gewinnen. Wir sind zu dreizehnt, vierzehn wenn wir meine Gefährtin mitzählen und die sind nur zu zweit.
»Informiert«, lacht die Hexe höhnisch. »Ich hatte die Hoffnung, ihr hattet mehr gemacht. Es ist schon eine kleine Enttäuschung, das ihr den König nur informiert habt.«
»Wir dienen dem König.«, sagt Dagwin als Alpha des Kriegsrudels. »Das Kriegsrudel beschützt die Rasse, die schwachen und dient der ganzen Rasse. Der König befehligt uns vielleicht, trotzdem sind wir noch frei und handeln nach unserem Ermessen, aber wir können genauso wenig gegen seinen Willen handeln.«
»Und was genau heißt das? Es bedeutet doch nichts anderes, dass ihr die Laufburschen des Königs seid.«, flucht die Hexe laut. Ihre Wut sorgt dafür das die ganze Illusion zittert. Ich höre wie meine Gefährtin vor angst quiekt und sich versucht, noch näher an mich heran zu drücken.
»Es ändert nichts an der Situation!«, brummt Baldwin irritiert.
»Baldwin, Klappe!«, knurrt Dagwin über die Gedankenverbindung. »Mein Rudelmitglied hat recht. Wir können leider nicht die Entscheidungen des Königs beeinflussen. Das kann nur ein seine Gefährtin oder der ältesten Rat und nicht einmal die, haben viel Einfluss auf die Entscheidungen des Königs.«
»Wie enttäuschend. Dann werde ich euch eine Lektion erteilen. Ich hoffe keiner von euch hängt an der kleinen Eufrosinia.-«
»Die kleine Eufrosinia sagt auf Wiedersehen-«
»Oder auf nie wiedersehen.«, feixen die Hexen mit einem Lachen und meine Gefährtin verschwindet hinter meinem Rücken. Panisch drehe ich mich um und sie ist weg. Wie von Zauberhand.
»Eufrosinia? Gib sie mir wieder! Gib mir meine Gefährtin wieder, du Geisterhexe!«, schreie ich verzweifelt. Sie ist weg. Meine Eufrosinia ist weg. Einfach nur weg. Ich kann sie nicht einmal riechen. Wieso habe ich mich noch nicht an sie gebunden? Warum wollte ich warten? Ich hätte nicht warten sollen. Warum musste ich unbedingt ein Teil des Kriegsrudels sein? Ich habe es noch nie gehasst ein teil des Kriegsrudel zu sein, aber jetzt gerade hasse ich es. Aus tiefstem Herzen.
»Was macht ihr mit Ihr?«
»Sie ist noch kein Teil des Kriegsrudels!«
»Eufrosinia ist nur eine Gefährtin!«
»Eine Gefährtin!«
»Ganz genau, eine Gefährtin von eurem Krieger Sverre und jetzt ist sie in meiner Gewalt. Keine Sorge ich passe gut auf mein Eigentum auf. Wir wollen doch nicht, das ihr auf dumme Gedanken kommt.«, meint die Hexe lachend. Ich stehe stocksteif da. Sie wurde entführt. Ich habe meine Gefährtin verloren und dabei habe ich mich noch nicht einmal als sie gebunden. »Sorgt dafür das der König meine Prophezeiung ernst nimmt und ich werde euch die Kleine Eufrosinia zurückgeben. Lasst euch nicht zu viel Zeit, ansonsten ist sie vielleicht schon Tod bevor der König euch glaubt.«
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Samstag, der 15 Januar 2022
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Rudelmond
WerewolfSie hat noch nie diese liebe empfunden. Er hat keine Ahnung, was er mit einer Gefährtin soll. Sie sucht noch einen Platz in seiner Welt. Er fürchtet sich vor der Gefahr die im Dunkeln lauert. Beide müssen sich aneinander gewöhnen und gemeinsam überl...