Eine Gefahr, die man kennt, ist keine Gefahr mehr.
-Hans Joachim von Zieten (preußischer General)
»Du bist genauso nutzlos wie dein Wissen! Hast du denn keine Ahnung, das wissen Macht ist? Nicht nur Geld ist Macht sondern auch Wissen. Wissen, womit man jemanden erpressen kann.«, knurrt die alte Hexe irritiert während sie mit ihrem Gehstock in die Feuerstelle herumstochert. »Männer halten Frauen doch für nutzlos! Wieso haben sie in deiner Anwesenheit nicht geredet? Antworte mir schon!«
»Vater hat mir nicht vertraut. Ich war nie seine liebe, unschuldige Tochter.«, beantworte ich verwirrt ihre Frage und nehme noch mehr abstand zu der Hexe. »Wieso wollt ihr überhaupt etwas über das Hoyde Rudel wissen?«
»Weil ich Alpha Felix des Hoyde Rudels in den Wahnsinn treiben möchte! Und du kannst mir nicht weiterhelfen! Nutzlos!«
»Vater hat nur Töchter und er wünscht sich einen Sohn.«, platzt es mir heraus. Mist. Wieso habe ich das gesagt? Ich will nicht das meiner Mutter und meinen Schwestern etwas passiert. Nicht das mir die anderen im Rudel egal sind, aber meine Mutter und meine Schwestern sind mir wichtiger.
»Einen Sohn?«, wiederholt die Hexe, dreht sich zu mir um und fängt an zu grinsen. »Die Luna ist schwanger, nicht wahr?«
»Keine Ahnung.«, meine ich Schulterzuckend.
»Lüg nicht! Ist sie schwanger?«, verlangt die Hexe barsch zu wissen während sie mit ihrer Hand auf mich zeigt. Die Hexe krümmt ihre Finger. Langsam aber bedacht.
Luft. Ich kann nicht atmen. Sie schnurrt mir meinen Hals zu. Es fühlt sich an als läge ein Brocken in meinem Hals. Es schmerzt.
Ihre Hand krümmt sich weiter.
Mein Hals schnürt sich weiter zu. Verzweifelt lege ich meine Hände um meinen Hals. Löse die obersten Knöpfe von meinem Kleid und wedel mir Luft zu.
»Das hilft dir nicht weiter. Also beantworte einfach meine Frage: Ist die Luna Schwanger?«, lächelt die alte Hexe liebenswürdig während ihre Hand sich weiter krümmt. Die Hand die sie zu mir ausstreckt hat sich fast zu einer Faust geballt. Der Knoten in meinem Hals wird immer größer, schwerer. Ich kann die Tränen die mir über die Wangen laufen nicht unterdrücken. Meine Sicht verschwimmt. Ich sterbe. Wie macht sie das? Verzweifelt nicke ich.
Es dauert einige Sekunden, die sich anfühlen wie Minuten bevor ich wieder verzweifelt Luft in meine Lungen saugen kann. Ich knie auf den Boden, auf allen vieren. Weinend arme ich tief ein. Ein und aus. Ein und aus. Langsam hebe ich den Kopf und sehe die alte Hexe an.
»Hör auf zu weinen, dass steht dir nicht!«, brummt die Hexe während sie mich anlächeln und ihr rechter Arm ihren Bauch umklammert. »Die Luna des Hoyde Rudels ist also schwanger und der Alpha wünscht sich um jeden Preis einen Sohn. Was wird er alles tun damit seine Gefährtin ihn einen Sohn gebärt?«
»Keine Ahnung, aber was hat er euch den getan? Ihr könnt doch nicht seine Gefährtin für seine vergehen bezahlen lassen oder sein ganzes Rudel.«, sage ich bedacht und setzte mich keuchend auf. Meine Lunge fühlt sich immer noch schwer an und in meiner Kehle herrscht ein brennendes Gefühl sobald ich zu tief einatme. Ich wische mir meine feuchten Wänden trocken mit meinem Ärmeln wobei ich mich an die Wand lehne, weit weg von der alten verrückten Hexe.
»Er muss bezahlen für seine vergehen! Ich will ihn leiden sehen! Leiden!«, schreit die alte Hexe laut, wobei sie spuckt und ihr Gehstock gegen die Wand schmeißt. Sie dreht sich zu mir um. »Und du wirst mir helfen! Mandy!«
»Herrin?«, erkundigt Mandy und kommt wie aus dem nichts um die Ecke. In den Händen hält sie drei Hühner Eier »Ihr habt nach mir gerufen?«
»Du nutzlose Gans! Du solltest die Eier doch liegen lassen! So kann das Ritual nie stattfinden! Du dämliche, nutzlose Gans! Ich hoffe du hast dich auch um die anderen Tiere gekümmert. Wir brauchen frische Milch, ein totes Kaninchen und frische Lavendel, Bartflechte und Herzgespann. Ernte auch noch Rüben fürs Abendessen.«
»Wie ihr wünscht Herrin.«, erwidert Mandy wahrend sie mir böse Blicke zuwirft. Welches Ritual braucht frische Milch, ein totes Kaninchen, Lavendel, Bartflechte und Herzgespann? Es ist hoffentlich nichts, was ich trinken muss. Ich will gar kein Teil von diesem Ritual sein vor allem nicht wenn ein totes Tier dafür gebraucht wird. Kaninchen sind ziemlich süß, solange es nicht die Weißen sind mit den unheimlichen roten Augen. Ich beobachte wie Mandy Feuerholz in die Feuerstelle wirft bevor sie uns alleine lässt.
»Steh schon auf, du bist mir jetzt keine Hilfe.«, dirigiert die alte Hexe, geht zu ihrem Gehstock und hebt ihn auf. Danach drängt sie mich zurück über den Flur in das Schlafzimmer in dem ich auf gewacht bin. »Du wirst hier warten bis ich dich rufen lasse und du gehorchst Mandy besser.«
Ohne die Tür auch nur zu berühren schließt die Hexe sie. Ich sehe mich um. Das Zimmer hat sich in der letzten Stunden nicht geändert. Das Bett ist immer noch mit dem samtig weichen Bettdecke bezogen, zwei Kissen die in der gleichen grässlichen Braunen Farbe bezogen sind liegen auf dem Boden. Ich werfe sie auf das Bett und sehe mir das Fenster an.
In dem Fensterrahmen sind Runen eingeritzt, genauso wie etliche Kreise und Vierecke. Es scheint in einem bestimmten Muster eingeritzt zu sein. Ich habe keine Ahnung von Runen, aber die hier scheinen ihren Zweck zu erfüllen. Das Fenster scheint undurchdringlich zu sein, durch eine Unsichtbare Wand aus Seide.
Weiter im Raum sind keine Runen oder andere Zeichen, die auf Hexenwerk hinweisen. Die einzelnen Bündel von Kräutern wie Salbei, Mistel und Beifuß sind überall verteilt. Jedoch habe ich keine Ahnung, was die einzelnen Kräuter gemeinsam bedeuten oder wofür sie gemeinsam stehen könnten. Salbei ist für Entzündungen im Mundbereich geeignet oder für Verdauungsbeschwerden und beim unnatürlichen Schwitzen. Misteln sollen bei Gelenkbeschwerden während Beifuß für den Magen-Darm-Trakt verantwortlich ist. Es ergibt keinen Sinn diese Pflanzen zu Bündeln zusammen zu knoten.
Zum Glück ist der Türrahmen nicht mit Runen und Zeichen verziert. Vorsichtig drehe ich am Türknauf und die Tür lässt sich öffnen. Die Hexe hat die Tür nicht abgeschlossen? Auf der anderen Seite des Türrahmens sind auch keine Kritzeleien. Vorsichtig schleiche ich mich aus dem Zimmer und gehe den Flurentlang. Ich achte auf die verfaulten Stellen im Fußboden. Die ganze Blockhütte taugt nicht zum Leben. Es wird nur noch aus Magie zusammen gehalten. Überall sind Runen und Zeichen eingeritzt. Es fällt mir erst jetzt auf, wie die Hütte verunstaltet wurde.
Draußen entdecke ich keinen Karren der mir bei der Flucht helfen kann. Es gibt hier rein gar nichts was mir bei meiner Flucht weiterhelfen kann. Ich drehe mich um meine eigene Achse und könnte vor Verzweiflung laut los kreischen. Ich habe keine Ahnung wo wir hier sind, irgendwo mitten im Wald. Von hieraus kann ich zwei weitere Hütten erkennen die für die Tiere gebaut sind.
»Herrin! Herrin die Wölfin ist entwischt!«
A/N
Hey, ich hab euch eigentlich volle Kanne angelogen. In der Mitteilung die ich am 15 Januar gepostet hatte, habe ich gesagt, dass ich jeden Mittwoch ein Kapitel hochladen werde. Aber das ist definitiv nicht der Fall! Ich bleibe beim Sonntag! Sonntag ist der Tag an dem ich dafür Zeit habe und die Chance das zu vergessen, geringer ist.Außerdem habe ich bei einigen Kapiteln noch etwas verändert, diese werde ich erst hochladen wenn auch die restlichen Kapitel hochladen sind, mit der Bezeichnung "- Überarbeitet". Für die Geschichte sind sie nicht von großem Belang.
Eure Linkszanne
Sonntag der 6 Februar 2022
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Rudelmond
WerewolfSie hat noch nie diese liebe empfunden. Er hat keine Ahnung, was er mit einer Gefährtin soll. Sie sucht noch einen Platz in seiner Welt. Er fürchtet sich vor der Gefahr die im Dunkeln lauert. Beide müssen sich aneinander gewöhnen und gemeinsam überl...