Kapitel 4

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Eine Frau ist ein Engel mit zehn, eine Heilige mit fünfzehn, ein Teufel mit vierzig und eine Hexe mit achtzig.

-Aus England

»Das lief ja gut, trotzdem herzlichen Glückwünsch, mein Bruder!«, kommentiert Oskar während er aufsteht und auf mich zukommt. Freudig nimmt er mich in den Arm und lächelt mich an. »Dann hat dieses Abenteuer wenigstens ein gutes Ende! Da kann man die Drohung dieser komischen Hexe fasst vergessen! Aber nur fasst, die war wirklich komisch und verrückt!«

»Diese Komische Hexe war eine Geisterhexe. Eine wirklich mächtige Geisterhexe.«, belehrt Haerviu unser jüngstes Rudelmitglieder. Dieser streckt ihm nur kindisch die Zunge heraus. »Die Drohung sollten wir ernst nehmen und dem König davon in Kenntnis setzen. Es handelt sich dabei immerhin um Hochverrat.«

»Hochverrat hin oder her, es betrifft den König und sein Kind, sein bisher ungeborenes Kind. Was ist, wenn das Kind die Drohung darstellen soll. Es-«, meint Oskar besorgt.

»Es ziemt sich nicht hier darüber zu reden. Vor allem nicht nach der freudigen Nachricht von gerade eben!«, geht Aegir dazwischen.

»Einer von uns hat gerade eben seine zweite Hälfte gefunden. Das fragt doch nach einem schönen unbeschwerlichen Abend! Einen Abend den wir nicht so leicht vergessen werden, sollten wir keine Gedächtnislücken erhalten!«, lacht Oskar und wedelt wie verrückt mit den Armen. Ich kann mir ein kleines Grinsen nicht verkneifen als er meine Gefährtin erwähnt, meine Eufrosinia. Sie ist wirklich ein kleiner Wildfang.

»Du willst dir doch bloß die Kante geben. Hauptsache es gibt keinen morgen mehr an dem du früh aufstehen musst.«, erwidert Salvius auf Oskars freudige Bemerkung. Er lässt sich von ihm nicht aus der Ruhe kriegen. »Ich gratuliere dir auch, mein Bruder. Sie wird sicher ein Zuhause bei uns finden und wir werden sie beschützen als wäre sie unsere eigene Blutsschwester.«

»Salvius hat recht.«, meint Haerviu mit einem Lächeln. »Es gibt außer der Prinzessin und der Königin keine weitere Weibliche Werwölfin die mehr beschützt wird als deine Gefährtin.«

»Hallo, zurück zu dem wirklich wichtigen Thema: Saufen! Ich kann die Bemerkung nicht einfach auf mir sitzen lassen!«, meckert Oskar. »Es ist nicht immer so, es gibt durchaus Nächte an die ich mich erinnern kann. Gute sowie schlechte.«

»Und was genau sind deine schlechten Nächte?«, erkundigt Aegir unglaubwürdig und lehnt sich zurück auf seinen Holzstuhl. Er kippelt nach hinten sodass die beiden vorderen Stuhlbeinen den Boden nicht mehr berühren.

»Na, was glaubst du wohl. Die Nächte in denen Dagwin mich vorzeitig Nachhause schleppt hat. Die guten sind doch die, in denen ich nicht in meinem Bett schlafe und ein anderer Körper neben mir liegt, bevorzugt eine Weibliche.«

»Dann ist ja gut, das nicht jeder von uns solche Anforderungen hat.«, lache ich und lasse mich auf meinen Holzstuhl fallen. Die einzigen Anforderungen die er hat sind, dass der Körper nicht kalt ist und nicht über die dreißig Sommer ist. Nicht wirklich hohe Ansprüche an seinen Bettpartner.

»Du darfst jetzt gar nicht mehr mit reden, deine Gefährtin ist sicher nicht so offen für einen zweiten Partner, wenn auch nur ab und zu.«, neckt Oskar mich.

»Meine Herren«, begrüßt der Alpha Felix des Hoyde Rudel uns, nachdem er einfach die Tür aufgestoßen hat. Schon wieder er. Wer denkt er das er ist. »Meine Tochter, sie -«

»Halt die Klappe, geh wieder raus, klopft an und betritt dieses Gästehaus erst, wenn wir dich hinein bitten.«, unterbricht Haerviu unseren ungebetenen Gast. Er hält wohl genauso viel von Alpha Felix Hoyde wie ich. »Wir entstammen dem Kriegsrudels und verlangen auch so behandelt zu werden. Euer Rudel wäre nicht mehr, wenn wir nicht gekommen wären und euch von den Geisterhexen befreit hätten. Also geht raus, klopft an und wartet.«

»Entschuldige, meine Freude-«

»Ist mir verdammt nochmal egal! Geht raus, klopft an und wartet! Sofort, Alpha Felix!«, droht Haerviu dem Alpha mit lauter Stimme. Ich hebe nur die Augenbraue als der Vater meiner Gefährtin in die Runde schaut. Der hat wirklich keine Ahnung, was er sich selber abgetan hat. Hat der wirklich geglaubt, bloß weil seine Tochter meine Gefährtin ist, das er jetzt auch noch über die Höflichkeit des Klopfens steht. Aber diese Höflichkeit hat er beim ersten Mal schon vergessen.

»Wie ihr meint Krieger Haerviu«, brummt Alpha Felix zwischen Zusammen gebissen Zähnen hervor. Ich kann seine Wut riechen. Er fühlt sich unfair behandelt und das obwohl, wir über ihm stehen.

Wir die Krieger des Kriegsrudels dienen nur dem König der Werwölfe. Die Mondgöttin hat uns erschaffen um unsere Rasse zu schützen im Namen des Königs. Der ältesten Rat hat eine kleine Stimme, aber nicht über uns zu bestimmen. Sie können dem König nur in sein Ohr flüstern und hoffen, dass er es verwirklicht. Aber es ist seine Tochter, um die wir uns sorgen machen. Die kleine Prinzessin wird von einigen Ratsmitgliedern belästigt und murmeln in ihr Ohr und nicht in dem des Königs.

Wir haben noch keine Ahnung, welche Machenschaften diese Ratsmitglieder verfolgen. Zum Glück nimmt die Prinzessin diese Männer noch nicht ernst, aber ein Kind in dem Alter zu beeinflussen ist schon kaltblütig. Der König hat bisher noch nichts dagegen unternommen. Aber er ist wohl eher mit anderen Sachen beschäftigt. Seine Hoheit liebt seine Tochter, aber erlaubt ihr viel zu viel. Wir reden ihm aber nicht in seine Erziehung hinein und können nur berichten, was uns auffällt.

»Alpha Felix, bitte kommt doch herein.«, meint Haerviu mit süßlicher Stimme, nachdem der Alpha geklopft hat und mindestens fünf Minuten warten musste. Auf seiner Stirn kann man eine Wut Ader erkennen, die pocht. »Wie können wir behilflich sein?«

»Meine Tochter, deine Gefährtin Eufrosinia Krieger Sverre, hat den Wunsch geäußert, dass sie morgen früh gerne abreisen möchte.«, wiederholt der Alpha mit zusammen gebissen Zähnen. »Sie möchte, den Abschied nicht noch Herz zerreißender machen, als es schon ist. Deswegen würde sie gerne morgen mit den ersten Sonnenstrahlen unser Rudel verlassen.«

»Und das ist auch wirklich ihr Wunsch, Alpha Felix?«, erkundige ich mich und sehe den Vater meiner Gefährtin an. Es scheint ihn zu ärgern, dass er uns Respekt zollen muss und für das andere Geschlecht hat er auch nicht viel übrig. »Meine Eufrosinia, hat mir gesagt, dass sie gerne noch einen Tag bleiben würde. Sie möchte sich von ihren Schwestern und ihrer Mutter verabschieden. Das Kriegsrudel ist sehr beschäftigt, wir können nicht jeden Monat hier einen hält einlegen, damit sie ihre Familie sehen kann. Eine eurer Töchter ist doch schwanger, wir werden die Geburt nicht beiwohnen.«

»Das habe ich auch nicht erwartet, Krieger. Meine Tochter Florence bringt ihr erstes Kind zur Welt, aber Ihr habt Pflichten gegenüber unserer Spezies, die sich nicht wegen einer einfachen Werwölfin verabschieden lassen. Meine Tochter hat sich bloß nicht getraut, euch von ihrem Wunsch zu erzählen.«

»Wir gehen bei Sonnenaufgang, Alpha.«, bestimmt Salvius, bevor ich etwas sagen. Salvius glaubt das doch nicht, er war dabei als meine Gefährtin mir vorhin ihre Meinung gegeigt hat. »Frauen sind nun einmal wankelmütige Geschöpfe.«

»Vielen Dank, ich werde es ihr mitteilen. Ich wünsche den Kriegern noch eine schöne Nacht.«, damit verabschiedet der Alpha sich und knallt die Tür lautstark hinter sich zu. Kleinkind. Er hat seine Tochter bestimmt bedroht. Sie will nicht einmal meine Gefährtin sein und jetzt will sie freiwillig früher abreisen? Warum will ihr Vater, dass wir sein Territorium verlassen? Was hat er zu verbergen?

»Dein Schwiegervater mag dich auf jeden Fall nicht.«, lacht Oskar. »Aber, jetzt hat sich Aegirs Vermutung bestätigt oder?«

»Ja, die haben etwas mit den Angriffen zu tun. Wieso sollte er uns sonst so schnell los werden. Was hat die Geisterhexe noch einmal gesagt?«

»Der Prinz wird seine Gefährtin finden. Wirnehmen ihren Platz ein. Wir zerstören euer Königliche Familie. Wir zerstöreneuer Rasse. Wir nehmen uns, unsere Welt zurück. Ihr werdet die Sklaven sein.Wir herrschen, ihr dient. Wir werden euch als Sündenbock darstellen, Krieger des Kriegsrudels.«

Eure Linkszanne

Montag, der 19 Juli 2021

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