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Jisung PoV

Ich wachte am nächsten Morgen in meinem Bett auf, in das Minho mich anscheinend getragen hatte, nachdem ich gestern beim Videotelefonat doch noch eingeschlafen war. Minho lag dicht an mir und ich konnte seine warme weiche Haut auf meiner spüren. So wie es aussah, hatte er mir gestern mein Shirt wieder ausgezogen, da es irgendwie schon fast zur Gewohnheit geworden war, dass wir ohne Oberteile schliefen, was mir mehr als nur gut gefiel. Ich liebte es, morgens aufzuwachen und als erstes seine ungefilterte Körperwärme zu spüren. Aecha störte sich da inzwischen auch nicht mehr daran, dass sie hier mit zwei halbnackten Jungen im Bett lag, da besonders Minho ziemlich schamlos war, wenn es darum ging, seinen Oberkörper zu zeigen und er nicht im geringsten den Sinn dahinter sah, sein Oberteil wieder anzuziehen, wenn wir miteinander geschlafen hatten. Dies führte jedoch dazu, dass inzwischen jeder in diesem Haus wusste, wie er ohne Oberteil aussah, was seine Schamgefühle aber auch nicht wirklich steigerte.

"Baby, bist du wach?", fragte er leise und vergrub sein Gesicht irgendwo in meinen Haaren.

"Ja, bin ich.", antwortete ich in der gleichen Lautstärke, woraufhin er nach meiner Hüfte griff und mich vorsichtig zu sich drehte, weshalb ich mir ein Lächeln nicht verkneifen konnte. "Guten Morgen."

"Jeder Morgen, an dem ich neben dir aufwache, ist gut.", lächelte er und küsste mich liebevoll, was ich genauso erwiderte. "Aber dir auch einen guten Morgen."

"Ohh, den hab ich.", antwortete ich und gab ihm noch einen Kuss. "Na los, wir machen uns Frühstück. Ich hab Hunger."

"Zu Befehl."

Wir standen auf und ich zog mir noch schnell einen meiner bequemsten Hoodies an, ehe wir gemeinsam in die Küche gingen, die eigentlich nur durch eine niedrige Mauer vom Wohnzimmer getrennt wurde. 

"Soll ich uns Rührei machen, Sungie?"

"Wenn du Lust dazu hast. Beschweren werde ich mich definitiv nicht. Ich backe solange die Brötchen auf. Weißt du, wo alles ist?"

"Jo, weiß ich."

"Sehr gut." 

Ich drückte ihm einen Schmatzer auf die Lippen und packte dann die Brötchen in den Ofen, während er Rührei machte. Da ich vor ihm fertig war, stellte ich mich hinter ihn und umarmte ihn.

"Ji, ich kann mich so nicht vernünftig bewegen.", meinte er und versuchte dabei streng zu klingen, doch legte dann eine seiner Hände auf meine und strich sanft darüber.

"Dann beweg dich halt nicht.", erwiderte ich und verteilte Küsse auf seinem Hals und seinem Schulterblatt. 

"Ich geb mir Mühe.", lachte er, woraufhin ich die Augen schloss und meinen Kopf gegen seinen Rücken lehnte.

"Du bist der beste, weißt du das?"

"Ich bin nicht der beste, Sung. Ich bin nur Minho."

"Und das ist mehr als genug, um für mich der beste zu sein."

"Jisung, es tut mir leid, dass ich dir immer wehgetan habe.", entschuldigte er sich traurig.

"Das ist okay, Minho. Wir sollten das in der Vergangenheit lassen und uns darauf konzentrieren, was jetzt ist. Ich habe das auch aus meinen eigenen Gründen mitgemacht, aber so, wie wir jetzt sind, habe ich diese Gründe nicht mehr, weil du mich liebst und deshalb bin ich dir nicht böse."

"Wenn du das sagst... Ich wollte das nur nicht so unausgesprochen lassen, weißt du?"

"Ja, ich weiß, was du meinst."

"Und du weißt, dass ich dich liebe?"

"Weiß ich. Und ich liebe dich auch, Linoling."

Er drehte sich zu mir um, legte eine Hand an meine Hüfte, die andere an meine Wange und küsste mich. Ich behielt meine Arme da, wo sie waren, und erwiderte seinen Kuss liebevoll.

"Achja... Junge Liebe... So etwas schönes.", hörte ich aufeinmal und schreckte daraufhin von Minho weg, nur um einen älteren Herren im Anzug zu sehen, der uns anlächelte und zwischendurch einen kurzen anerkennenden Blick auf Minho's unzählige Knutschflecken warf. "Tut mir leid, ich wollte euch beide nicht erschrecken."

"Wen wollten Sie nicht erschrecken?", fragte meine Mutter, die gerade durch die Tür kam und Minho mit ihren Blicken quasi erstach.

"Ich wäre dir sehr dankbar, wenn du Minho nicht mit deinen Augen umbringen würdest. Ich weiß, dass du ihn nicht magst, aber ich brauche ihn noch und du kannst ihn nicht töten, nur weil er ein Typ ist und kein Mädchen. Ich liebe ihn. Finde dich endlich damit ab."

"Ich zieh mir eben was an. Passt du auf das Rührei auf?", fragte er leise und drückte mir noch einen Kuss auf die Wange, bevor er aus der Küche ging und in mein Zimmer verschwand. Ich stellte mich währenddessen an den Herd und passte auf, dass das Rührei nicht anbrannte.

"Unterstützen Sie Ihren Sohn nicht?", fragte der Mann und sah nun überrascht zu meiner Mutter, die mit ihren Zähnen knirschte. Ich war sowas von tot... "Wissen Sie, ich denke, dass Unterstützung und Hilfe besonders für Jugendliche, die in der Gesellschaft nicht als 'normal' angesehen werden, besonders wichtig ist."

"Sind Sie etwa auch schwul?", fragte meine Mutter in einem Tonfall, der sehr leicht misszuverstehen war.

"Der beste Freund meines Sohnes war es."

"War?", fragte ich, da mich die Wortwahl stutzig machte.

"Er hat sich letztes Jahr umgebracht auf Grund seiner familiären Situation und die fehlende Akzeptanz wegen seiner Sexualität hat da wohl eine sehr große Rolle gespielt..."

"Das tut mir leid...", sagte ich, doch von meiner Mutter kam keine richtige Reaktion. "Hast du dazu nicht auch was zu sagen?"

"Was soll ich denn sagen? Du hast dir schließlich noch nie selbst weh getan."

"Meine Fingerknöchel sind immer noch halb aufgeplatzt, weil ich auf eine fucking Tür eingeschlagen habe! Ich hab mich freiwillig verprügeln lassen und mir wurde dabei mein scheiß Finger gebrochen! Du hast keine Ahnung, wie viel Blut ich schon vergossen habe, weil ich es wollte, nein weil ich nicht mehr anders konnte! Und jetzt habe ich Minho, der der einzige Grund ist, warum ich das nicht mehr mache, und du hasst ihn, nur weil er ein Mann ist!"

"Ich dachte, wir hätten das geklärt, Jisung."

"Geklärt? Wir haben rein gar nichts geklärt! Du hast einfach ein Mädchen in mein Zimmer gesteckt, in der Hoffnung, dass mich das irgendwie wieder straight macht, aber große Überraschung: Das hat es nicht und das wird es auch nie!"

"Was ist hier los?", fragte Minho besorgt, als er wieder kam, und stellte sich direkt neben mich. "Babe, was ist passiert, als ich weg war? Ich hab nur Schreie gehört."

"Nichts. Es ist ja anscheinend alles geklärt.", antwortete ich nur verächtlich und wandte drehte mich von ihr weg. Für mich war die Diskussion damit beendet.

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The Boy in the bubble || MinsungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt