Als Habicht am nächsten Morgen aufwachte, waren alle schon aufgestanden. Seufzend rappelte er sich auf und fuhr sich mit ein paar Zungenstrichen übers Fell, welches gar nicht daran dachte, nach so wenig Pflege glatt anzuliegen. Bevor er hinauslief, versank er nochmal für ein paar Momente in seinem Nest. Es war zwar nicht wirklich weich, aber für ihn ein Traum, der jedoch gerade zerplatzte. Ein wütender Ruf hallte durchs Lager. Seufzend brachte er sich dazu aufzustehen und ins Licht zu treten. Wunde, der Betawolf stand mitten im Lager und teilte gerade Aufgaben zu. »Du sammelst Moos für die Nester«, bellte er Habicht an. Der Angesprochene verzog das Gesicht, lief aber los, um das weiche Gewächs zu suchen.
Der Wolf suchte und suchte, er ging alles ab, aber er fand kein Moos. Sogar am Rande der Todesschlucht war nichts von der Sporenpflanze¹ zu finden. Genervt und erschöpft, ließ er sich auf den Hintern fallen. Plötzlich kam ihm eine Idee, er stand auf und lief den Weg zurück, bis er auf einen großen Stein stieß. In der Begeisterung seines Einfalls, warf er sich mit der Schulter gegen den Felsen. Das war jedoch keine gute Idee, wie sich im Nachhinein herausstellte.
Der Stein bewegte sich keinen Millimeter, seine Schulter dagegen knackte herzhaft. Vor Schmerz jaulend zog er den Schwanz zwischen die Hinterläufe. Doch dann biss er die Zähne zusammen und drückte diesmal vorsichtig, aber bemüht kräftig, den Kopf gegen den Stein. Diesmal hatte Habicht Glück, der Felsen rollte ein paar Zentimeter nach rechts. Das Erste, was der Wolf bemerkte, war, dass die Ameisen, die unter dem Stein offenbar gehaust hatten, ihre Eier abtrugen. Das Ganze ging so schnell, dass er es gar nicht richtig beobachten konnte. Als alle Ameisen verschwunden waren, musste der junge Wolf feststellen, dass kein Moos unter dem Stein war, entgegen seiner Vermutung. Er überlegte, wo findet man Moos? Da er auf keine Idee kam und schon jedes Gebiet, was er kannte, abgelaufen war, trottete er geschlagen zurück ins Lager. Als Wunde ihn bemerkte und das Maul öffnete, kam Habicht ihm zuvor und murmelte: »Ich habe keins gefunden«.
Der Beta-Wolf nicke missbilligend und antwortete »Das sehe ich, jage lieber etwas, hoffentlich bist du darin geschickter, ach, und nimm jemanden mit, der dir hilft!« Genervt, dass der dürre Wolf sich so aufspielte, trabte Habicht zu Feder. »Kommst du mit jagen? Wunde will sicher gehen, dass ich Beute fange und nicht Schmetterlingen hinterherjage«. »Klar, komme ich mit«, gab seine beste Freundin ihre Zustimmung. Zusammen liefen sie aus dem Lager. Sie hatten Glück, Habicht entdeckte ein Mäusenest und tötete die kleinen Mäusebabys sowie ihre Mutter mit einem Schlag, der nebenbei das Nest zerstörte. Als Nächstes fing Feder eine dürre Amsel. Plötzlich vernahmen sie ein hohes Kreischen. Begeistert sahen sie sich an »Adler!« sagten sie wie aus einem Mund und schlichen los, bis sie den Raubvogel sehen konnten. Er saß auf einem Baum und hackte an einem Astloch herum.
Verwundert sahen sich die jagenden Wölfe an. Habicht brach das Schweigen als erster und flüsterte: »Das ist doch nicht normal für Adler«. »Vielleicht hat sich Beute darin versteckt?«, antwortete Feder und ihre Augen funkelten. Ihr Freund nickte. »Na dann los«, meinte er und begann leise den Baum hochzuklettern, Feder folgte ihm. Der Raubvogel war so beschäftigt, dass er sie gar nicht entdeckte. Erst als Habicht bei ihm angekommen war und die Krallen in seinen Rücken bohrte, bemerkte er sie und wollte losfliegen. Doch das wurde ihm unmöglich gemacht durch Feder, die wieselflink vorsprang und ihm mit einem Biss in die Kehle das Ende bereitete. Zufrieden angelte Habicht in das Astloch, um zu tasten, ob der Adler Beute darin gefunden hatte.
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From Wolf to Wolf
Fantasy»Verflucht seit ihr, möget ihr diesen Fluch von Generation zu Generation weitergeben und das für alle Ewigkeit!«. ❁❁❁ Kirous ist ein junger Wolf, der als Welpe ihm Wald gefunden wurde. Jetzt lebt er glücklich bei einem Wolfsrudel in den Bergen. Doch...