»Regen, dürfen wir reinkommen?« mit einem freundlichen Lächeln saß Sand vor dem Alphabau. Hätte Regen dieses Lächeln gesehen, hätte er sie wahrscheinlich nicht reingelassen, denn wenn Sand lächelte, bedeutete das selten etwas Gutes.
Aber der Timberwolf schaute nicht aus seinem Bau als er »Meinetwegen!« zurückrief.
Kirous hinkte seiner Tante hinterher, hatte der Biss ihn nicht unbedingt eingeschränkt, tat es der Verband umso mehr. Scheinbar sah er auch komisch aus, denn auf dem Weg von der Höhle hatte er irritierte Blicke abbekommen.
Auch Regen sah ihn verwirrt an, fragte aber nicht. »Also, was ist eurer Anliegen?« Fragend blickte er seine Rudelgenossen an und tippte ab und zu mit der Spitze seiner Rute auf den Boden. Diese Macke konnte man öfter an ihm beobachten, angeblich brauchte der Graue immer eine Beschäftigung. Ob das stimmte, war nicht sicher, jedoch war das Rudel schon immer eines der wichtigsten Gewürze in der Gerüchteküche gewesen.
»Wegen dem riesigen Schatten von dem deine Tochter und Weide erzählt haben. Nun ja, es gibt ihn wirklich. Hör mir bitte zu, wenn ich es dir jetzt erkläre. Wenn nicht, lass dir gesagt sein, ich habe was gegen dich in der Pfote.« begann Kirous Verbündete.
Regen hatte das Maul schon zum Protest geöffnet, klappte es dann aber wieder zu und ließ Sand reden. Diese erklärte ihm alles und erzählte noch nebenbei, dass sie das Rudel brauchten, um den Schatten zu besiegen und dass ihr Alpha es dafür überzeugen müsste. Dabei legte sie ordentlich an Tempo zu, doch Regen war das scheinbar schon gewöhnt, denn am Ende sah er aus, als hätte er alles verstanden. So gut es eben ging.
Nach ein paar Momente Stille seufzte er und fragte, womit die Wölfin ihn erpressen wollte. Er wirkte so, als hätte er schon immer gewusst, dass dieser Moment kommen würde und er sich schon gefragt hatte, wann es passieren würde. Dass Sand einen erpresste, war tatsächlich gar nicht so abwegig und von daher wäre auch Kirous vermutlich nicht wirklich überrascht, sollte diese Situation eintreten.
Die listige Wölfin schien ebenfalls nur auf diesen Tag gewartet zu haben und dass war der gleiche Moment, indem Kirous auffiel, dass sie ja anscheinend die ganze Zeit etwas hatte, womit sie Regen hatte unter Druck setzen können.
Dass gab ihm zu denken. Eine Weile fragte er sich, ob seine Tante ebenso etwas hatte, um ihn zu erpressen, aber einfallen wollte ihm nichts.
Kirous sah das als ein gutes Zeichen und war recht zufrieden damit. Schließlich wandte er sich wieder dem Geschehen zu, in dem Sand Regen gerade hitzköpfig erklärte was ihr Druckmittel war.
Die Augen von dem Alpha hatten währenddessen zunehmend entsetzt und erschrocken zu glänzen begonnen. Als seine Erpresserin fertig war, seufzte er nochmal und nickte dann.
»Meinetwegen, ich helfe euch! Aber wehe ihr macht das, ohne nicht 100% sicher zu sein!« Wie Kirous schien, war diesem Wolf sein guter Ruf wichtig. Damit lag er auch richtig, Regen versuchte immer wieder besser zu werden und hatte einen starken, angeborenen, Ehrgeiz. Diesem hatte er unteranderem seine gute Position im Rudel zu verdanken und dass mit einem Fehlalarm zu ruinieren, kam gar nicht Frage, zumindest für den Timberwolf.
Ein paar Minuten später stand Regen auch schon auf dem Felsenplateau und rief mit einem Heulen, dass Rudel. Tuschelnd versammelte sich die Gemeinschaft und verstummte allmählich. Erwartungsvoll und gespannt blickten die Gesichter zu ihrem Alpha hoch. Einige sahen auch irritiert aus, weil niemand etwas mitbekommen hatte. Normalerweise brauchten sie gar keine Versammlung, die Wölfe flüsterten schneller weiter was los war, als Regen sie zusammenrief. Inzwischen dienten diese Zusammentreffen des Rudels nur noch als Info für wenigen, die es noch nicht gehört hatten und damit niemand sagen konnte, dass man in diesem Rudel ja gar nichts erfuhr und dass die alten Traditionen auch missachtet wurden.
DU LIEST GERADE
From Wolf to Wolf
Fantasy»Verflucht seit ihr, möget ihr diesen Fluch von Generation zu Generation weitergeben und das für alle Ewigkeit!«. ❁❁❁ Kirous ist ein junger Wolf, der als Welpe ihm Wald gefunden wurde. Jetzt lebt er glücklich bei einem Wolfsrudel in den Bergen. Doch...