Nachdem alle erfahren hatten, dass es einen Grund zum Sorgen weniger gab, wetteiferten sie bis spät in die Nacht, wer am langsamsten weggerannt war. Kirous konnte dabei nur in sich hineingrinsen, weil das so typisch für sein Rudel war. Wenn man ihnen mitteilen würde, dass es sicherer war sich in Sicherheit zu bringen, würden sie schneller als der Wind nachhause rennen. Am nächsten Morgen waren sie dann alle unglaublich müde, aber da das Beuteloch noch relativ voll war‚ musste keiner jagen. Stattdessen beseitigten sie den Schatten. Fast jeder war sich sicher‚ dass nun alles besser werden würde.
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Inzwischen waren 5 Monde vergangen und alles schien perfekt für Kirous. Er und Weide verbrachten viel Zeit zusammen. Schnee hatte sich von ihren Wunden erholt, auch wenn sie immer noch stark unter dem Verlust ihrer Freundin litt, genauso wie Habicht. Man konnte sie fast jeden Morgen nebeneinander zum Grab von Schmetterling trotten sehen, welches inmitten des Blumenteppichs errichtet worden war. Sand war weniger grummelig geworden und wirkte insgesamt einfach glücklicher. Sie hatte sehr viel unternommen in der Zeit, seit der Fluch vorbei war, unter anderem Jagdausflüge mit Kirous, der sie alles Mögliche fragte und alles wissen wollte. Gerade waren sie von einem dieser Ausflüge zurückgekehrt und hatten ihre, heute eher spärliche Beute im Beutegraben abgelegt und den Stein, der es schützte, wieder darüber gerollt. Sand verabschiedete sich von ihrem Neffen für einen Mittagsschlaf und war gerade im Bau verschwunden, als eine weißbläuliche Wölfin mit langen Beinen im Eingang auftauchte. Sie sah sich um und trabte dann auf Kirous zu. »Entschuldigung«, zwitscherte sie mit einer hellen Stimme, »Könnte ich mal bitte euren Alpha sprechen?« Kirous starrte sie verwirrt an, ehe ihm die dunklen Augen auffielen, die gut zu ihrem symmetrischen Gesicht passten. Allerdings kannte er diese Augen auch irgendwoher, ein kleines Vögelchen in seinem Kopf trällerte es ihm ein. Plötzlich machte es dann Klick. Diese Augen gehörten zu der Duftspur und der ihm unbekannten Welpenstimme.
Der Name wollte ihm aber immer noch nicht einfallen. Währenddessen musterte ihn die hübsche Wölfin, offensichtlich verwirrt, warum er nicht antwortete. Da trat Sand noch einmal in die Sonne, eigentlich hatte sie Kirous nur mitteilen wollen, dass sie eine Maus unter einer Wurzel vergessen hatte und ob er sie holen könnte, doch da sah sie die Fremde. Zur gleichen Zeit wie sie, sprach auch Sturm, der gerade ins Lager kam, ihren Namen aus: »Schwalbe?!«
Es musste viel erklärt werden. Die fremde Wölfin, die den Namen Schwalbe trug, lebte scheinbar schon länger mit ihren zwei Geschwistern namens Amsel und Grashalm sowie ihrem Vater zusammen. Ihr Wohnort war eine halb verschütteten und gut versteckten Höhle auf dem Territorium des Rudels. Sturm hatte sie irgendwann zufällig entdeckt und war sofort verzaubert von ihr. Auch sie fand, dass er nett aussah, und somit hatten sie sich höflich und nicht wie es üblicherweise war, grob angesprochen. Aufgrund des guten ersten Eindrucks, den beide hatten, war mehr daraus geworden und sie hatten angefangen sich unauffällig zu treffen. Sturm war etwas beschämt, obwohl es keinen Grund gab. Immerhin durfte er sich mit jemand von außerhalb treffen. Trotzdem war es ihm unangenehm, wahrscheinlich weil er es nicht erzählt hatte. Warum Sand wusste, wer sie war, überraschte alle. Es stellte sich heraus, dass Schwalbe die Schwester von Kirous war. Als diese etwas später ihren Vater Dachs und ihre beiden Geschwister dazu holte, erzählte Dachs, was alles passiert war. Der graubraune Wolf mit den einzelnen weißen Streifen erklärte, dass er von den Menschen hatte abhauen können, seine Kinder hatte er zum Glück auch rausschmuggeln können aus dem Gehege, indem er festgehalten wurde. Täglich waren Menschenwelpen vorbeigekommen und hatten sie angeschaut, rumgeschrien und in schlimmen Fällen sogar Gemüse nach ihnen geworfen. Essen hatten sie bekommen, nur die Freiheit nicht. Irgendwann hatte er in der Nacht ein Loch unter dem Zaun durchbuddeln können und war weggerannt, bis noch ein Zaun kam, unter dem er sich ebenfalls durchbuddelte. Kirous hatte die ganze Zeit über seinen Körper kaum unter Kontrolle und seine Rute wedelte wie verrückt. Er beschnupperte Amsel, seine zweite Schwester und Grashalm seinen Bruder. Danach zeigte er ihnen alles und zerrte ganze drei leere Nester auf einmal neben seines. Weide musste auf die andere Seite seiner Kuhle ziehen, damit genug Platz war. Zuerst war sie ein wenig beleidigt, doch dann sah sie wie er sich über seine Familie freute und wurde versöhnlicher. Kirous, dem es eh schon fantastisch ging, ging es noch besser als eigentlich möglich, als Weide ihm gegen Ende des Tages einen guten Sternenschein zu murmelte, sowie ein: »Hab dich lieb«
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~754 Wörter
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From Wolf to Wolf
Fantasy»Verflucht seit ihr, möget ihr diesen Fluch von Generation zu Generation weitergeben und das für alle Ewigkeit!«. ❁❁❁ Kirous ist ein junger Wolf, der als Welpe ihm Wald gefunden wurde. Jetzt lebt er glücklich bei einem Wolfsrudel in den Bergen. Doch...