Kapitel 10

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Alles um sie herum schien vollkommen ausgeblendet zu sein und im Moment gab es nichts wichtigeres für die Beiden als das hier und jetzt. 
Über Nathans Gesicht hatte sich mittlerweile eine leichte Röte gelegt und er lächelte seinem Gegenüber schüchtern an. 
"Doch nicht nur rein platonisch oder?", fragte Bolt mit einem sanften Lächeln und strich liebevoll über die Wange des Grünhaarigen. Dieser nickte nur leicht zur Bestätigung und lies seinen Kopf gegen dessen Brust sinken. 
Dieses Gefühl, welches gerade den Körper des grauhaarigen durchdrang, hatte er schon extrem lange nicht mehr gespürt und ihm war gar nicht bewusst gewesen, wie sehr er dies doch vermisst hatte. 
Jemand so nahe bei sich zu spüren, die zärtliche Berührung einer anderen Person, einer Person, die ihn nie verletzten würde. 
Noch immer in seinen eigenen Gedanken vertieft, spürte er wie Nathan leicht seinen Kopf hob und ihn direkt ansah. 
"Du denkst schon wieder soviel nach. Ist alles in Ordnung?", flüsterte er ihm zu. 
Bolt hatte gar nicht bemerkt, dass sich der Film schon seinem Ende näherte und er wieder einmal in seine Gedankenwelt abgedriftet war. 
"Ja. Ich bin froh hier mit dir zu sein."
Der grünhaarige schenkte ihm ein leichtes Lächeln und kuschelte sich wieder an dessen Brust. 
Der Moment schien nahezu perfekt, doch eine dunkler Schatten machte sich in Bolts Unterbewusstsein breit. Er dachte an seinen kleinen Bruder und an das grauen, dass daheim in der Dunkelheit lauerte. Normalerweise hielt Bolt sich bewusst aus Gefühlen und Beziehungen raus, da er genau wusste, dass er seinen kleinen Bruder um jeden Preis auf der Welt vor ihrem Vater beschützen müsse, doch so sehr ihn dieser Gedanke auch quälte, so sehr wollte er auch, dass Nathan an seiner Seite war. 
Bolt mochte sich nicht ausmalen, was sein Vater Nathan antun würde, wenn er von der Beziehung zwischen den beiden erfahren würde. Doch eines war sich der grauhaarige ganz sicher, sollte sein Vater auch nur in Nathans Nähe kommen, würde er ihn diesmal umbringen. 
Der innere Kampf des größeren blieb natürlich nicht unbemerkt und so gab ihm der grünhaarige einen leichten Stoß in die Seite, damit dieser wieder zurück ins hier und jetzt fand. 
"Hey, ist alles gut bei dir? Du driftest so oft weg.", die Sorge war dem Jungen ins Gesicht geschrieben und versuchte verzweifelt zu verstehen, was denn nur in Bolts Kopf vor sich ging. 
Dieser sprang vollkommen unerwartet auf, blankes Entsetzen war in seinem Blick zu erkennen.
Ein leichter wässriger Schimmer schlich sich in seine Augen, bevor er überhaupt erst zu sprechen beginnen konnte. 
"Es tut mir leid. Das geht nicht. Ich...ich kann nicht. Ich hätte das nicht tun sollen. Ich muss gehen.", je mehr er sagte umso schneller redete er und für Nathan begann sich die Welt wahnsinnig schnell zu drehen. Sein Glück schien in Scherben zu zersplittern und als Bolt nach draußen lief, saß er still da und konnte seine Tränen nicht zurückhalten. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand ein Messer in den Bauch gerammt und das Atmen schien ihm unmöglich zu sein. 
Heiße Tränen liefen über seine Wangen und benetzten sein Oberteil. 

Bolt lief die Straße entlang, immer wieder musste er sich dazu zwingen nicht wieder umzukehren. Doch die Angst um Nathan sein leibliches und seelisches Wohl war in diesem Moment wichtiger als seine eigenen Wünsche. Noch nie hatte er so einen Schmerz verspürt, er war schlimmer als alles was er bis jetzt gekannt hatte. Er wusste nur einen Ausweg aus diesem Schmerz und so lief er zu der verlassenen U-Bahn Station die er immer wieder aufsuchte, wenn alles um ihn herum in zu erdrücken schien. Er stolperte mehr die Treppen hinunter, als dass er sie hinunterstieg, was natürlich die Aufmerksamkeit einiger Leute auf sich zog. Doch Bolt würdigte sie keines Blickes, die einzige Person die zählte, war die Person die seine Schmerzen enden lassen würde. 
Es war diesmal ein anderer Händler, aber Bolt kannte diesen ebenso gut. 
"Na du siehst ja richtig fertig aus Bolt. Willst du drüber reden?"
"Nein gib mir einfach das Zeug."

Nathan sprang von seinem Sitz auf. Nein das konnte nicht wahr sein. Er würde es sicher nicht zulassen! Er hatte die Schmerzen in Bolts Augen gesehen, irgendetwas stimmte nicht und wenn er ihn wirklich nicht lieben würde, dann hätte er ihn sicher nicht so geküsst. 
Er lief ebenfalls aus dem Kino hinaus und die Straße entlang, er hatte zwar keinen blassen Schimmer wo Bolt sein konnte, doch er würde sich nicht einfach so abschütteln lassen. Im Laufen wischte er sich die Tränen aus den Augen und versuchte sich vorzustellen in welche Richtung sein Freund gelaufen sein könnte. 
Er blieb einmal kurz stehen um einen Passanten zu fragen, dieser war sehr freundlich und konnte Nathan sogar weiterhelfen. Das makellose Aussehen des grauhaarigen zog ziemliche viele Blicke auf sich und so konnte Nathan ihm um einiges schneller folgen als er gedacht hätte. 
Er blieb vor einer verlassenen U-Bahn Station stehen und überlegt, ob er wirklich da hinuntergehen sollte. Das war für gewöhnlich keiner dieser Orte, die er normalerweise aufsuchen würde und er fragte sich, was Bolt hier wollte. Doch egal was es war, Nathan wollte es wissen. Die ganzen Lügen und Verheimlichungen hatten jetzt ein Ende, er wollte die Wahrheit. Er würde sie ertragen und er würde nicht wieder umdrehen. 
Zielstrebig schritt er die Treppen hinunter und richtete seinen Blick stur gerade aus. Einige Leute drehte sich zu ihm um und sahen ihn gleichermaßen verwirrt, wie interessiert an, doch auch Nathan schenkte ihnen keine Beachtung. Das einzige was zählte war jetzt Bolt. 
Er konnte den grauhaarigen bei einem sehr unseriösen Typen stehen sehen und entschied sich die letzten Meter laufend zurückzulegen. 
Je mehr er sich der Situation bewusst wurde, umso mehr konnte er sich denken was Bolt bei diesem Mann wollte. Es machte alles Sinn, doch das schreckte ihn nicht ab, ganz im Gegenteil. 
Er lief nun noch ein bisschen schneller und nahm seinen ganzen Mut zusammen. 
"Nein!"
Bolt drehte sich ruckartig um und der Schreck stand ihm ins Gesicht geschrieben. 
"Du ziehst dich jetzt nicht zurück! Ich bin jetzt bei dir und bleibe es verdammt nochmal auch! Ich lasse nicht mehr zu, dass eine geliebte Person einfach aus meinem Leben verschwindet! Es ist mir egal, was du durchmachst! Aber du machst es nicht alleine!"
Die Tränen strömten über seine Wangen und schienen nun überhaupt nicht mehr zu versiegen. 
Bolt stand wie vom Blitz getroffen starr da und konnte sich nicht bewegen. 

Endlich komme ich wieder etwas zum Schreiben!
Die Geschichte der Beiden nimmt nun Fahrt auf und ich hoffe ihr seid schon auf eine emotionale Achterbahn gespannt. Denn ab jetzt wird sich zeigen, wie gut ihre Liebe bestand hat. 
Ich freue mich darauf diese Reise mit euch gemeinsam zu erleben.
Eure Lysa~



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