Bolt blieb noch zum Abendessen, da er nicht unhöflich erscheinen und die Einladung ablehnen wollte. Das Essen verlief ruhig und der grauhaarige, welcher es nicht gewohnt war, dass die ganze Familie zusammen aß, fühlte sich sichtlich wohl. Nathan begleitete ihn noch bis zur Tür und verabschiedete ihn. Der Junge machte sich auf dem Weg nach Hause und als er die Haustür öffnete, bemerkte er, dass seine Mutter weinend in der Küche saß. Als sie ihren Sohn erblickte, verstummte sie und tupfte sich die Augen ab.
"Bolt mein großer! Na wie war es?-" fragte sie in einem liebevollen Ton. Er konnte nicht glauben, dass sie nach allem was sie erlebt hatte, immer noch so beherrscht war und sich liebevoll um ihre Söhne kümmerte. Vor allem um Bolt, obwohl er ihrem Monster von Mann viel zu ähnlich sah.
"Es war ganz angenehm.-" antwortete er etwas tonlos und ließ seinen Blick über den Tisch wandern. Es war alles ganz, was hieß, dass sein Vater noch nicht zu Hause war.
"Warum hast du geweint?-" sprach Bolt die einzige Frage aus, welche ihm im Moment im Kopf herumschwirrte. Seine Mutter versuchte anscheinend abzulenken, indem sie lächelte und irgendetwas über die Katze einer Nachbarin erzählte. Plötzlich ließ der Klang von Schritte im Stiegenhaus die beiden verstummen.
"Geh zu Timothy.-" sagte Bolt bestimmt. Seine Mutter schüttelte den Kopf und machte keine Anstalten aufzustehen.
"Nein ich lass dich nicht schon wieder mit ihm alleine."
"Mum! Timothy braucht eine Mutter. Wenn er dich krankenhausreif prügelt, dann hilft das keinem. Ich komm schon klar mit ihm. Bitte geh jetzt.-" er sah seine Mutter flehend an. Als seine Mutter nachgab atmete er erleichtert auf. Er sah seiner Mutter zu, wie sie in Timothys Kinderzimmer ging und nahm selbst am Tisch Platz. Die Tür öffnete sich und sein Vater trat herein. Er war sichtlich nicht begeistert davon, nicht seinen Frau vor zu finden.
"Wo ist deine Mutter?-" fragte er in einem mehr als nur gereizten Ton. Bolt bemühte sich ruhig zu atmen und sich nur auf seinen Vater zu konzentrieren.
"Geht dich nichts an."
Obwohl Bolt innerlich tobte, war seine Stimme komplett ruhig und er zwang sich dazu ruhig zu bleiben.
"Ich hab dich gefragt wo deine Mutter ist du Bastard!"
"Das geht dich einen Scheiß an.-" erwiderte er ebenso ruhig wie schon zuvor. Sein Vater wurde langsam immer wütender und Bolt ballte seine Hände zu Fäusten, da er diese sicher bald gebrauchen würde. Schweren Schrittes näherte er sich Bolt und baute sich bedrohlich vor dem Tisch auf. Seine Arme waren nicht lang genug um den Jungen zu ergreifen, sollte er dies versuchen. Dieser Gedanke schien auch seinem Peiniger klar zu werden, denn er blitzte Bolt bedrohlich an.
"Du bist ein sehr undankbarer Junge!-" blaffte ihn sein Vater schließlich an. Doch das störte den Jungen keineswegs. Sein Vater stand kurze Zeit stillschweigend da, als er plötzlich den gesamten Tisch umwarf. Bolt konnte gerade noch vom Sessel aufspringen und nach hinten ausweichen.
Gerade als er seinen Vater anschreien wollte, war dieser schon um den Tisch herum und hielt ihn an der Kehle gegen die Wand gedrückt. Bolt versuchte ruhig weiter zu atmen, da er sonst ersticken würde. Verzweifelt versuchte er mit seinen Füßen halt an der Wand zu finden und sich wegzudrücken. Immer wieder rutschten seine Füße über die Wand, wodurch sich langsam Panik in ihm ausbreitete. Sein Vater drückte unerbittlich weiter zu und ließ seinen Sohn keinesfalls zu Atem kommen. Da die Wand zu rutschig war wagte Bolt einen anderen Versuch und trat seinen Vater in die Genitalen. Wie von einer Hornisse gestochen ließ dieser seinen Jungen los und krümmte sich zusammen. Bolt der mittlerweile nach Luft ringend am Boden lag, hatte keine Zeit um auf seinen Vater zu achten. Ein Schlag in den Magen verschlimmerte dann seinen Gesundheitszustand. Bolts Vater drehte sich von seinem Sohn weg, murmelte etwas von Missgeburt, als er die Tür öffnete und verschwand.
Der Junge stand unter Schmerzen auf. Seine Lungen brannten, sein Herz schlug wahnsinnig schnell und sein ganzer Körper schmerzte. Schwach schleppte er sich zur Tür und drückte diese auf. Die Treppen gestalteten sich als nicht besonders schwierig, da er ja nur hinunter musste. Natürlich war es den anderen Leuten im Haus egal, dass sich gerade ein verletzter Jugendlicher die Treppe hinunterschleppte. Er wusste nur zu gut, dass sie sicher hinter ihren Türspionen standen und ihn beobachten. Jeder hier hatte so seine Probleme und keiner in diesem Haus interessierte sich für die Probleme anderer. Endlich trat er hinaus auf die Straße, doch sein Ziel war noch etwas weiter entfernt. Am liebsten hätte er sich auf den Boden gelegt und wäre gestorben. Hätte es so einen Unterschied gemacht? Ja. Sein kleiner Bruder und seine Mutter brauchten ihn. Er durfte jetzt nicht aufgeben, auch wenn er bald nicht mehr konnte. Sein Weg führt ihn zu einem ihm sehr vertrauten Ort, er würde ihn selbst blind wiederfinden, was nicht unbedingt gut war. Die Stiegen führten ihn wieder hinab in die Dunkelheit, was Bolt nur mehr als Recht war. Er folgte einen langen Gang und versuchte so schnell wie möglich voran zukommen. An den Wänden angelehnt saßen oder lagen Menschen. Bolt hatte sich mittlerweile an den Anblick gewöhnt und so schritt er so schnell wie er nur konnte voran.
"Bolt! Das is ja mal ne Überraschung!-" eine krächzende Stimme begrüßte ihn aus der Dunkelheit.
"Hey...-" erwiderte er schwach darauf.
Der Mann trat aus den Schatten und man konnte sein ausgemergeltes und bleiches Gesicht erkennen.
"Na hola! Was hat'n der mit dir gemacht?-" der Mann musterte ihn.
"Ist nicht wichtig. Wieviel willst du?-" Bolt hielt das Gespräch so kurz wie möglich.
"Jaja is ja schon gut. Du kriegst es für 120 weilst'e so ein guter Kunde bist."
"Tz...wucher.-" widerwillig gab er dem Mann das Geld und drehte sich um zum Gehen um.
"Bolt. Nicht hier unten, weißt schon die Bullen."
"Ja mach dir keine Sorgen."
Nun begann der Aufstieg der Treppen. Das Säckchen, welches er soeben erhalten hatte hielt er fest in der Hand.
Hallo meine Lieben <3
Ich möchte ein klares Statement zu diesem Buch abgeben, da es um einiges härter sein wird als meine bisherigen Bücher, einfach weil die Charaktere eine dementsprechende Hintergrund Geschichte haben. Ich bin gegen Verherrlichung von Drogen und Alkohol. Sollte sich jemals einer meiner Lesen in einer solchen Situation befinden, dann bitte sucht euch Hilfe. Wendet euch an Leute denen ihr Vertraut. Keiner sollte Angst haben müssen oder in einer gewalttätigen Familie wohnen.
Sonst hoffe ich, dass euch der heutige Teil gefallen hat und bin schon gespannt auf das Nächste Kapitel!
Eure Lysa~

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Ästhetik
RomantikWenig Geld, schäbige Wohnung und ein Monster als Vater. Alle schlechten Dinge hatte Bolt erwischt, doch er musste auch an seine Mutter und seinen Bruder denken, also ließ er alles über sich ergehen. Als sich auch noch ein ziemlich merkwürdiger Junge...