Das Geschrei hatte nun die gesamte Aufmerksamkeit der Leute auf sich gezogen. Selbst die in der Ecke liegenden Menschen hatte sich leicht umgedreht und beobachteten das Szenario interessiert. Doch ob sie überhaupt realisierten, was genau gerade vor sich ging konnte man nicht sagen.
Bolt wachte langsam wieder aus seiner Starre auf und sein Blick fiel auf das kleine Säckchen das ihm der Händler immer noch entgegen hielt. Nathan stand schwer atmend vor ihm, die Beiden trennten nur mehr ein paar Meter und aus dieser Entfernung konnte er die Verwirrung in dem Blick des grauhaarigen gut erkennen.
"Ey Bolt is das n neuer Kunde?"
Nathans Blick richtete sich kurz auf den Händler, ihm gefiel das ganze überhaupt nicht und er hätte sich auch nie an so einen Ort begeben, doch da ich er Bolt noch verlieren wollte musste er nun da durch.
"Nathan du solltest echt nicht hier sein.", brachte er schließlich sehr leise hervor.
Nathan war erleichtert, als Bolt endlich zu Sprechen begann. Er dachte schon, dass er die Drogen bereits genommen hatte, doch dem schien nicht so zu sein.
"Ich bin hier, weil du hier bist. Du hast gesagt, dass du dich bei mir wohl fühlst und nun ist es deine Aufgabe über deinen Schatten zu springen. Ich will von dir wissen was genau los ist und wie ich dir helfen kann."
Der Verkäufer hatte schon jegliche Szenerien beobachten können, aber selbst für ihn war das, was sich vor seiner Nase gerade abspielte sehr befremdlich.
"Also ehrlich Bolt, sowas is mir ja noch nie passiert. Seit wann datest du denn?"
Mit einem Ruck drehte sich der grauhaarige zu ihm und der Verkäufer verstummte.
"Wir sollten das echt nicht hier besprechen."
Nathan kam auf einmal sehr schnell auf ihn zu, Bolt hatte nicht mal genug Zeit um zu reagieren, schon wurde er an der Hand mitgezogen. Sie eilten die Treppen hinauf und verschwendeten keine Zeit damit, sich noch einmal zu den verwirrten Leuten umzudrehen. Oben angekommen, drehte sich Nathan sofort zu seinem Freund um.
"Also ich will jetzt, dass du dich mir anvertraust. Bitte."
Der grauhaarige atmete tief durch, er hatte nie geglaubt, dass der Tag einmal kommen würde, aber Nathan hatte Recht. Er war ihm definitiv die ganze Geschichte schuldig.
"Okay, aber wir sollten uns vielleicht irgendwo hinsetzen, wo ich mich nicht so beobachtet fühle."
Die Gesichtszüge seines Partners lockerten sich wieder auf und er schenkte ihm sogar ein Lächeln.
Er nickte und ging voran zu einem Café um sich dort mit Bolt gemeinsam hinein zu setzen. Sofort kam ein äußerst bemühter Kellner zu ihnen und führte sie zu einem Platz. Nachdem er ihre Bestellung aufgenommen hatte, eilte er sofort in die Küche und ließ die Beiden Jungen alleine.
"Okay. Also, es ist etwas kompliziert. Meine Mum arbeitet sehr viel und wir haben nicht viel Geld, naja eigentlich gar keines, weshalb ich auch in einem Café als Kellner arbeite. Meinen kleinen Bruder kennst du ja bereits. Mein Vater, auch wenn ich ihn so nie nennen würde, ist ein Arsch. Er säuft und schlägt meine Mutter. Naja und er hat vor vielen Jahren herausgefunden, dass er seinen Macht auch an mir ausüben kann."
Seine Stimme wurde leiser und er sank auch etwas in seinem Sitz zusammen.
"Das erste Mal als es passierte, war ich gerade mal 10 Jahre alt. Ich wusste nicht was genau er getan hatte, doch ich hatte starke Schmerzen. Es wurde schlimmer als mein kleiner Bruder geboren wurde. Ich wurde zum Teenager und verstand langsam was für ein Monster mein Vater war. Meine größte Sorge, war die um meinen Bruder, ich wusste, dass ich ihm vor meinem Vater beschützen musste. Natürlich wusste mein Vater auch von meiner Sorge um ihn, weshalb ihm dies nur gerade recht kam. Seit gut einem Jahr beginnt er, dass er sich versucht meinem Bruder zu nähern, so wie er es bei mir getan hatte, doch ich weiß ihn zu schützen. Mittlerweile versuche ich auch meine Mutter mehr vor meinem Vater zu beschützen, doch das fällt nicht immer besonders gut für mich aus. Um den Schmerzen der Schläge und anderer Dinge zu entfliehen, habe ich begonnen Drogen zu nehmen und zu Trinken. Ich weiß, dass es nicht die beste Lösung ist, aber ich kann nicht zur Polizei und auch nicht ins Krankenhaus. Mein Vater würde, sobald er es rausgefunden hat, sich an meiner Familie vergreifen und natürlich nun auch an dir."
So nun war alles raus. Er hatte sich das Erste mal in seinem Leben jemand geöffnet, er hoffte nur, dass er dies nicht bereuen würde.
Bevor Nathan etwas darauf antworten konnte, kam der Kellner und brachte ihnen, das bestellte Trinken.
"Bitte sehr.", sagte er äußerst freundlich und verschwand gleich darauf wieder.
Bei genauerer Betrachtung fiel Bolt auf, dass Nathan etwas blasser als vorher wirkte. Was ihn eigentlich nicht sonderlich überraschen sollte, da er ja auch gerade sehr viel erfahren hatte und das erst einmal verarbeiten musste.
Doch die Zeit die der grünhaarige schwieg, schien für Bolt wie eine Ewigkeit. Sein Herz schlug mittlerweile ziemlich stark und schnell in seiner Brust. Je länger die Stille dauerte, umso mehr begann sich sein Brustkorb zusammenzuziehen.
"Bolt. Wie konntest du das so lange für dich behalten?", sagte der Jüngere nun endlich. Tränen standen ihm in den Augen, doch er würde nicht von Bolts Seite weichen.
"Wir müssen deine Mutter und deinen Bruder da unbedingt rausholen. Außerdem will ich nicht, dass er dich verletzt."
Nun schoss ihm ein Gedanke durch den Kopf und es ergab plötzlich alles Sinn.
"Warte. Sagtest du deswegen, dass du kein Model sein könntest. Wegen den Drogen?"
Bolt lächelte leicht und öffnete langsam sein Hemd.
"Nicht ganz. Er hat mir noch eine kleine Erinnerung verpasst."
Als er sein Hemd geöffnet hatte, konnte man die lange und sehr unschöne Narbe auf seinem Oberkörper erkennen. Sie zog vom äußeren Ende seines Schlüsselbeines quer über seinen Oberkörper, bis zu seiner Hüfte und schien, noch ein Stück weiter zu verlaufen. Nathan betrachtet mit leicht geöffneten Mund die Narbe, die Sorge stand ihm ins Gesicht geschrieben, doch gerade als Bolt dachte, dass er Schock in seinem Blick sehen würde, begann sein Freund sanft zu lächeln und streckte seine Hand nach der Narbe aus. Vorsichtig und sanft berührte er den Oberkörper seines Freundes.
"Du bist immer noch wunderschön. Diese Narbe macht dich nicht hässlich, sie macht dich einzigartig. Du hast etwas grauenhaftes überlebt, würde ich es wie mein Vater beschreiben, dann bist du ein Engel der sich durch die Hölle kämpfen musste und die Narbe trägt als seine Kampfverletzung. Dennoch ist er ein Engel und sogar der schönste von allen."
Ihre Blicke trafen sich und Bolt erwiderte das sanfte Lächeln.
Hallo :3
Wiedermal verlässt ein Kapitel meinen Computer. Vorerst möchte ich mich für das Interesse an der Story bedanken und mich zugleich auch für die längeren Pausen entschuldigen. Da mir das schreiben nicht immer leicht von der Hand geht und auch die Zeit eine sehr bedeutende Rolle bei dem ganzen spielt. Dennoch freue ich mich, euch wieder ein neues Kapitel zeigen zu können. Ich hoffe ihr begleitet mich und die Beiden noch weiter <3
Eure Lysa~

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Ästhetik
RomanceWenig Geld, schäbige Wohnung und ein Monster als Vater. Alle schlechten Dinge hatte Bolt erwischt, doch er musste auch an seine Mutter und seinen Bruder denken, also ließ er alles über sich ergehen. Als sich auch noch ein ziemlich merkwürdiger Junge...