Ende • Ein neues Leben

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Narzissa Malfoy drehte das kleine, in ledereingeschlagene Notizbuch in ihren Händen und fuhr mit zitterndem Daumen über den kleinen Zettel, der nur Minuten zuvor herausgefallen war. N, du last, was mein war... Sie schloss für einen Moment die Augen und dachte an die Worte zurück, über die ihre eisiggrauen Iriden eben noch gefahren waren. Und obgleich sie es nicht wollte, sie wusste, was sie imstande war zu tun. Sie wusste, dass es verstieß gegen alles, was ihr heilig war, gegen alles, das Meredith heilig gewesen war. Und genau deshalb würde sie tun, wie von ihr verlangt. Sie würde Meredith Heiligstes an sich nehmen, noch heute, gleich, jetzt und es übergeben, dem einzigen Mann, der ihm ein Leben ohne seine Bestimmung ermöglichen konnte. Und wenn dieser Mann ihr Erzfeind war, dann sei dem so.

Als Narzissa Malfoy die Augen schließlich öffnete und das kleine Tagebuch in einer Schublade verschwinden ließ, war der Entschluss bereits gefasst. Denn es war, wie Meredith gesagt hatte: Es vergeht die Zeit – Die Liebe bleibt. Und die Liebe zu einem anderen, einem kleineren Leben war kostbarer, als alles, was Narzissa je gefühlt hatte. Und Dumbledore würde verstehen.

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„Ron, jetzt komm endlich! Wir sind schon viel zu spät dran." Hermine hievte ihren schweren Schrankkoffer in den alten VW Käfer, den sie vor vielen Jahren im Sommer von ihren Eltern bekommen hatte. Dieser war hier und da schon etwas zerkratzt und der dunkelblaue Lack war an manchen Stellen abgeblättert, aber er war immer noch funktionstüchtig und das war doch die Hauptsache. Sie hatte ihn bekommen, als sie Monate davor mit Ron nach Australien gereist war und ihre Eltern mit dessen Hilfe entobliviiert und den Zauber des Vergessens von diesen genommen. Jene waren aus dem Staunen nicht mehr herausgekommen, ja, sie hatten gar nicht glauben können, dass der Kampf gegen die dunklen Mächte vorübergezogen und ihre Tochter zurückgekehrt war. Mister Granger hatte es sich einfach nicht nehmen lassen können, Hermine ein Auto zu kaufen und aus diesem Grund würde sie nun in ihrem, nicht ganz nigelnagelneuen Käfer dem Weg in ein neues Leben antreten.

Es hatte Hermine einiges an Überredungskünsten gekostet, Harry und sogar Ron davon zu überzeugen, diesen Weg mit ihr zu gehen, ihre beiden besten Freunde weiterhin an ihrer Seite zu wissen. Ihre beiden ehemaligen Gryffindors hatten durch ihre Heldentaten während des letzten Krieges einiges an Selbstlosigkeit und Courage gezeigt und kaum hatten die Aufräumarbeiten im Land begonnen, hatten die Beiden ein nahezu unausschlagbares Angebot des Zauberreiministeriums bekommen, das sie lange Zeit überlegen ließ, die Aurorenausbildung jedem anderen Jobangebot vorzuziehen. Erst als Hermine die Beiden an die wunderbaren Kaminfeuerabende, die sie zu dritt verbracht hatten und die wöchentlichen Treffen mit Neville und Luna erinnert hatte, hatten sie eingewilligt ihr an die Küste von England zu folgen, doch wenn Hermine und Ron heute pünktlich kommen wollten, wenn all die Bemühungen Hermines sich lohnen sollten, mussten sie sich beeilen.

Hermine zuckte zusammen, als ihr bester Freund mit einem leisen Plopp hinter ihr auftauchte. Ein „Huch" entfuhr ihr und sie drehte sich zu ihm um. Ron lachte, als er ihr erschrockenes Gesicht sah und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. Seine tiefblauen Augen leuchteten und die Vorfreude auf das, was vor ihnen lag, war kaum zu übersehen. Auch auf Hermines Lippen schlich sich ein leises Lächeln, als sie an die bevorstehende Zeit dachte und sie wurde fast ein wenig wehmütig bei dem Gedanken, dass dies nun wirklich das allerletzte Mal sein würde, dass sie sich in ein ungewisses Abendteuer stürzen würden, ohne eine Ahnung, ob ihre Pläne überhaupt fruchten würden. Sie biss sich auf die Innenseite der Unterlippe, als sie den dicken Kloß in ihrem Hals spürte, der nur allzu sehr davon zeugte, wie sehr sie die alten Zeiten dann doch ein wenig vermisste.

Die Fahrt von London aus dauerte nicht lange. Der Stau kurz vor Cambridge hatte sich schon nach wenigen Minuten aufgelöst und Hermine genoss die Fahrt an der rauen Ostküste des Landes entlang. Wenig später lud Ron die beiden großen Koffer auf den Straßenrand, nachdem Hermine das Auto geparkt hatte. Gemeinsam betraten sie die Auffahrt, die den Weg in ihr neues Leben bildete.

Dein Schatten in mir • Dramione-FanfictionWo Geschichten leben. Entdecke jetzt