Hogwarts, 31. August 1998 17:08 Uhr
Ohne anzuklopfen betrat der hochgewachsene, junge Mann das Büro der Schulleiterin. Seine Haare waren mit glänzendem Haarwachs geglättet, die Unterlagen in seinem Arm nach Farben sortiert und die breitrandige Hornbrille mit den daumendicken Gläsern hätte gerader nicht sitzen können. Er kräuselte wichtig die Nase und sah sich mit geschürzten Lippen im Arbeitszimmer von Minerva McGonagall um.
Dieses war nach der Schlacht von Hogwarts wieder nahezu genauso aufgebaut worden, wie es immer gewesen war, antiquarisch, leise und vollkommen, und unterschied sich nur in minimalen Nuancen von dem, wie es seit Jahrhunderten bestanden hatte. Die Wände waren noch immer bedeckt von Bücherregalen, dicken Wälzern und Schmökern, dicht aneinandergereiht bis unter die hohe Decke des runden Turmzimmers. Eine kreisrunde Formation, mannshoch, von einzigartigem Glanz wie das Silber der Koboldminen, filigran gewoben aus Drahtgeflechten in verschiedensten Formen und Farben, glitzerte im Sonnenlicht vor der Fensterfront, und in einer schmalen, goldbeschlagenen Vitrine waren, aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur, geschwungene Fläschchen angerichtet worden, große und kleine aus klarem ornamentnem Glas, direkt über einer kreisrunden Schüssel aus mattglänzendem Koboldeisen, die eine zähe gräulichblaue Flüssigkeit enthielt, welche langsam hin und her schwappte. Gar seltsame Artefakte, aus hellem, wie leuchtendem Glas, dunklen Gestein und mattglänzendem Gold fanden sich in weiteren, niedrigeren Vitrinen, Kelche und Münzen aus fernen und vergangenen Ländern, ein düster schimmerndes Collier, besetzt mit tiefblauen Edelsteinen, kleine und große Skulpturen, geschnitzt und gemeißelt, und eigenartige Apparate aus einfachem Eisen, dessen Nutzen wohl kaum jemand kannte, glitzerten und glänzten unter dem verdunkelten Glas der niedrigen Vitrinen. Regale voll von Gerümpel und Staub, wie es für einen kritischen Betrachter wohl gewirkt hätte, drängten sich dicht aneinander, beherbergten Schubladen und Schächtelchen aus dunkelstem Holz und seidenstem Papier, reihten sich neben dem von Unterlagen überhäuften Schreibtisch der Professorin und der leeren Vogelstange des einst so prachtvollen Phönixes des ehemaligen Schulleiters.
Es war Sommer. Durch das geöffnete Fenster strahlte die Sonne und draußen auf den weiten Ländereien der Hogwartsschule für Hexerei und Zauberei leuchtete das Leben in den buntesten Farben. Die fernen Hügel schienen im Licht der strahlenden Sommersonne, wie in hellem, gräsernen Grün zu glühen, bis zum weiten Horizont hinaus, wo Schleierwolken das Firmament vereinzelt in blütenes Weiß tünchten, während er Himmel hoch über den Spitzen des alten Schlosses in hellem Vergissmeinichtblau leuchtete. Selbst der Verbotene Wald sah ansatzweise einladend aus, mit dem Sonnenlicht, das durch die dunklen Blätter schien, welche im seichten Wind rauschten, flüsterten, wisperten und Geschichten von Ferne und Magie erzählten. Vögel zwitscherten in den hohen Baumkronen, sangen und schwangen in der warmen Sommerluft zum Himmel empor, und der Schwarze See, der dunkle, finstere See, wirkte ganz und gar nicht düster, sondern glitzerte in allen erdenklichen Blau- und Grüntönen, während durchsichtige Wesen auf der Wasseroberfläche tanzten und in den Strahlen der Sonne glänzten und schillerten. Es war still auf den Ländereien von Hogwarts, die Internatsschüler würden erst am Abend des morgigen Tages anreisen, die sommerliche Luft mit freudigen Rufen, Kichern und Lachen erfüllen. Bis dahin herrschte Stille auf den grünen Wiesen und an dem seichten Ufer des Sees. Warme, sommerliche Stille. Doch für all die Schönheiten dieses Tages, hatte der Mann mit den mit glänzendem Haarwachs geglätteten Haaren, den nach Farben sortierten Unterlagen und der breitrandigen Hornbrille mit den daumendicken Gläsern, die gerader nicht hätte sitzen können, keine Zeit. Er zog bloß die schwere Tür zum Turmzimmer hinter sich zu und zog die silberne Klinke hoch, als wolle er sich noch einmal vergewissern, dass sie auch wirklich geschlossen war. Dann fuhr er herum, drehte sich um zur Mitte des Raumes, wo die Schulleiterin Professor Minerva McGonagall gerade von ihren über den Schreibtisch ausgebreiteten Unterlagen aufsah.
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Dein Schatten in mir • Dramione-Fanfiction
Fanfic[Wattys Gewinner 2022 in der Kategorie Fanfiction] "Manchmal sind es die kleinen Zauber, Malfoy, die Großes bewirken." Als Hermine Granger ein halbes Jahr nach der Schlacht gemeinsam mit ihren Freunden im Zug Richtung Hogwarts sitzt, ahnt sie noch...