Dreizehntes Kapitel – Das Zeitungsarchiv
Mein linker Unterarm schmerzt in stetigem, nahezu unaushaltbarem Pochen und die schmalen dunklen Linien sind an den Rändern noch rosig von dem Fleisch, das sie mir weggebrannt haben. Die Prozedur war länger und schmerzhafter, als ich es für möglich gehalten hatte und ich habe unmerklich zu wimmern begonnen, als sie angefangen haben, mich zu einer von ihnen zu machen. Aber Titan sagt, ich bin stark. Und man muss stark sein, um ein Todesser zu werden...
Meredith Lestrange, 07. August 1978
13.
Professor Sinistra, eine hochgewachsene Lehrerin mit pechschwarzem, hüftlangem Haar und einem purpurroten Gewand, quiekte überrascht auf, ein Geräusch, welches so gar nicht zu der für gewöhnlich stillen und in sich gekehrten Astronomieprofessorin passte. Sie taumelte leicht, an ihren Seiten mit den Armen rudernd, wie um so ihr Gleichgewicht zurück zu erlangen. Kurz bevor sie mit einem dumpfen Laut auf dem harten Boden aufkommen konnte, fing sie sich jedoch gerade noch und Hermine hielt sich bestürzt die Hand vor den in Entsetzen geöffneten Mund. Erschrocken blickte sie die Professorin an und begann auch sogleich, die Lehrerin mit Entschuldigungen zu überhäufen. „Oh je, Professor Sinistra, es tut mir so unsagbar leid. Wirklich, das... Ich war einfach so in Gedanken und hab Sie nicht gesehen. Merlin, ist alles in Ordnung? Das... also das tut mir wirklich-" Doch sie verstummte augenblicklich, als die Lehrerin um Einhalt bittend die Hand hob und sich dann wieder zu ihrer vollen Größe aufrichtete. „Alles in bester Ordnung, Miss Granger. Machen Sie sich..." Sie schob ihren Spitzhut, der farblich perfekt mit ihrem Gewand harmonierte, auf ihrem wallenden dunklen Haar zurecht und lächelte dann, halb in Eile, halb um Ruhe bemüht. „Machen Sie sich keine Sorgen um mich." Mit einem Schwenken ihres dürren, tiefebenholzfarbenen Zauberstabs hatten sich ihre Bücher wieder in ihren Armen aufgestapelt.
Sie verzog die weinrotgeschminkten Lippen zu einem hastigen, aber höflichen Lächeln und wollte gerade die Treppen hinabsteigen, die Hermine gerade heraufgekommen war, als sich ihr Gesicht mit einem Mal erhellte und sie sich noch einmal herumdrehte. „Ach ja, richtig. Miss Granger?" Die Angesprochene hatte sich schon hinab auf den Boden knien wollen, um die Tintenspuren zu beseitigen und das zugehörige, zersprungene Glas wieder eins werden zu lassen, als sie den Kopf wieder hob und gerade fragen wollte, was denn noch sei, als die Professorin ihr schon ins Wort gefallen war. „Eigentlich hatte ich Ihnen eine Eule zukommen lassen wollen, aber wenn ich Sie schon treffe..." Sie hielt kurz inne und strich sich mit der freien Hand eine wirre Haarsträhne aus dem gehetzt wirkenden Gesicht. „Sehen Sie: Professor Dumbledore hat mich vor seinem Tod um etwas gebeten. Es geht um..." Abermals stockte sie und zog die furchendurchzogene Stirn in tiefe Falten, als wolle die Lehrerin für Astronomie sich an den genauen Wortlaut des verstorbenen Schulleiters erinnern. Hermine zog verwirrt die Augenbrauen zusammen. Dumbledore hatte Professor Sinistra mit etwas betraut, was Hermine betraf? Eine Bitte, in der es um sie ging? Das konnte nur mit der Adoption zu tun haben! Und war obendrein vielleicht eine Erklärung dafür, weshalb ausgerechnet seine Unterschrift die abschließende Urkunde unterzeichnet und besiegelt hatte.
„Sollte Miss Granger einmal nicht mehr sie selbst sein, erfahren, erleben, was sie verloren und einsam macht, seien Sie so gut und lehren Sie sie die Magie des Jupiters. Ja, das war es." Professor Sinistra lächelte, als sei sie stolz darauf, sich die Zeilen Wort für Wort gemerkt zu haben. „Ich habe mich lange gefragt, wie der Jupiter und meine astronomische Arbeit Ihnen wohl helfen sollen und vor allem, was Professor Dumbledore wohl mit verloren und einsam gemeint hat." Sie seufzte und musterte Hermine bedauernd, nahezu eine Spur mitleidig „Nach dem, was man sich jedoch nun über Mister Potter, Mister Weasley und Sie erzählt, ist es mir natürlich klar."
Hermine schnaubte innerlich. Oh je. Auf eine Mitleidsbekundung und Sätze, wie ach so schlimm es doch sei, dass die drei berühmten Kriegshelden miteinander gebrochen hatten, konnte sie, bei Merlin und Morgana, dankend verzichten. Vor allem, weil es bei erfahren, erleben, was sie verloren macht wohl eher um die Castor-Sache ging und nicht um den Streit mit Ron und Harry. Wie hätte der alte Professor diesen denn bitte vorhersagen sollen? Hermine schüttelte unmerklich den Kopf. Nein, hier ging es um die Adoption, dessen war sie sich sicher. Aber wie sollte Professor Sinistra ihr weiterhelfen? Noch dazu in der Lehre eines einfachen harmlosen Planeten, wie der Jupiter es war? Grübelnd legte Hermine den Kopf schief.
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Dein Schatten in mir • Dramione-Fanfiction
Fanfic[Wattys Gewinner 2022 in der Kategorie Fanfiction] "Manchmal sind es die kleinen Zauber, Malfoy, die Großes bewirken." Als Hermine Granger ein halbes Jahr nach der Schlacht gemeinsam mit ihren Freunden im Zug Richtung Hogwarts sitzt, ahnt sie noch...