10. Kapitel

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Mit einem seltsamen Gefühl ließ ich die Tür ins Schloss fallen. Normalerweise hatte ich ein gutes Gefühl, sobald ich das Haus in der Nacht verließ, aber heute war es nicht das übliche Kribbeln, sondern eher ein leichtes Stechen.

Etwas orientierungslos stand ich vor den Stufen zu meiner Tür. Mein Blick huschte durch die Straße, ich hatte rein gar keine Ahnung, wo ich ihn heute finden würde. Aber ich würde ihn schon finden. Ich fand ihn immer.

Ich streunte durch die Gassen Seouls, in Richtung des Baumes. Doch irgendetwas sagte mir, dass ich Jungkook dort nicht antreffen würde. Als hätte ich es gewusst, baumelte heute nicht das vertraute Beinpaar von den Zweigen. Ein kleiner Teil in mir seufzte frustriert, der andere suchte schon weiter.

Ich kehrte um und lief etwas schneller in die grobe Richtung der Brücke. Als ich durch die Häuserfront brach, stellte ich auch hier schnell fest, dass er nicht am Geländer stand und hinunter auf den reißenden Fluss sah. Das Rauschen des Wassers machte mich taub gegenüber allen anderen Geräuschen. Ich konnte es gar nicht hören, nur fühlen, das Wasser, welches nicht nur unter mir wanderte, sondern auch auf mich herab prasselte.

Der erste Tropfen landete auf meiner Hand und viele weitere folgten. Der Regen ließ die Welt um mich herum verschwimmen, die Laternen spendeten nicht genügend Licht, um alles klar zu erkennen. Das Wasser tropfte von meinen Haaren, rannte über meine Stirn und genau in meine Augen.

Noch orientierungsloser hangelte ich mich am Stein entlang zum Ende der Brücke. Hier standen mehr Laternen und es gab wenigstens etwas Licht. Ab jetzt streifte ich durch die Straßen.

In den Häusern um mich herum waren die Lampen aus. Rollläden schirmten die Fenster ab und es war gespenstisch still. Die Wege zogen sich in die Länge und es schien kein Ende in meiner ziellosen Suche geben. Kies wechselte sich mit Pflastersteinen ab, kleine Steinchen hatten sich in meiner Sohle festgesetzt und klickerten auf dem Steinboden.

Wie aus dem Nichts heraus raste ein Auto an mir vorbei. Es kam mir erschreckend nahe, ich sah mein Leben an mir vorbeiziehen, als die Scheinwerfer mich blendeten. Für einen Moment war die Welt weiß. Ich konnte keine Silhouetten um mich herum ausmachen, es war zu hell dafür. Die Reifen quietschen um eine Ecke, das Brummen verschwand in der Ferne.

Ich stolperte über meine eigenen Füße und fiel auf den Kies. Es dauerte eine ganze Weile, bis ich dort unten lag, als hätte jemand die Zeit für ein paar Sekunden angehalten. Meine Handflächen brannten verräterisch, ich spürte, wie eine warme Flüssigkeit ihren Weg über meine Wange suchte. Ich schmeckte Blut, welches über meine Lippen floss.

Langsam, ganz langsam veränderte sich meine Sicht. Es wurde wieder dunkler, mit dem Regen, welcher unaufhörlich in meine Augen tropfte unmöglich, näheres auszumachen. Mir tat alles weh. Mein Kopf hatte sich längst verabschiedet, mein Herz raste in einem unangenehmen Tempo, zog sich alle paar Sekunden schmerzhaft zusammen.

Ich wollte aufgeben. Hier liegen bleiben, bis mich jemand fand und mir helfen würde.

Ein weiteres Auto rauschte durch die Straßen, ich konnte die Scheibenwischer hören und wie es zum Stehen kam. Der Motor hörte auf zu Brummen, eine Tür fiel mit einem Knall zu, hastige Schritte hallten durch meinen Kopf. Jemand ließ mich neben mir zu Boden fallen, rüttelte an meinen Schultern. Ich blinzelte nur das Wasser aus meinen Augen. Es wurde stetig dunkler.

„Yoongi?!"

Night Love ~Yoonkook~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt