8. Kapitel

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Leise Schritte hallten durch die Gasse. Es war heute das achte Mal, dass ich einen Nachtspaziergang machte. Dass sich das gut auf meine Gesundheit auswirken würde, bezweifelte ich stark.

Jungkook hatte tatsächlich wie versprochen den kleinen Stein mitgebracht. Eingewickelt in einem Seidentuch, sicher verstaut in einer Box. Es wurde mir schnell bewusst, wie wichtig dieses kleine Objekt dem Jungen war. Er hütete es wie seinen Augapfel.

Auf diese komischen Wunden hatte ich ihn nicht mehr angesprochen. Der Verband an seinem Handgelenk sah aus, als ob er regelmäßig gewechselt wurde. Jeden Tag war er einen Ton heller, ich wollte ihn nicht nerven mit meiner seltsamen Fürsorglichkeit.

Meine Instinkte führten mich zu dem Baum. Der Kies knirschte unter meinen Füßen und aus der Ferne konnte ich bereits das vertraute Bild der baumelnden Beine erkennen. Nur zweimal in der ganzen Zeit hatte ich ihn nicht hier angefunden. Das erste Mal an der Brücke und ein letztes Mal vor zwei Nächten.

Ich war sorgenvoll durch Nebenstraßen gewandert, als er in mein Sichtfeld kam. Er saß nicht weit von hier entfernt unter einer Laterne, seinen Rücken an das Metall gelehnt. Sein Blick war direkt auf das Licht gerichtet. Selten hatte ich jemanden gesehen, der so verloren ohne Ziel in die Höhe starrte. Es dauerte mehrere Minuten, bis er sich regte und mich bemerkte. Ich hatte mich neben ihn gesetzt und einen Arm um seine Schultern gelegt.

Ich legte meinen Arm an die Rinde des Baumes um schwang mich auf den ersten Ast. Jungkook sah erwartungsvoll zu mir herunter. „Du bist wieder da." Er bekam nur ein Nicken als Antwort und musste sich gedulden, bis ich bei ihm ankam.

„Du bist auch wieder da", flüsterte ich mit einem Seitenblick auf seinen Arm. Ein strahlendes weiß begrüßte mich dort. Es war verheilt.

Jungkook verfolgte meinen Blick und ein leichtes Lächeln zierte sein Gesicht. „Du bist sicherer geworden im Klettern", stellte er fest. „Und du hast dich gut um dich gekümmert." „Du hattest einen guten Einfluss auf mich." Ich sah ihm kurz in die Augen. Heute konnte ich alles besser erkennen als die Nächte zuvor.

Als hätte er meine Gedanken gelesen blickte er durch das stetig abnehmende Laubdach zum Himmel auf. „Vollmond." Die große helle Scheibe stand ziemlich genau über uns und spendete ein weißes Licht. „In neunundzwanzig ein halb Tagen steht der Mond wieder so über uns." Ich beobachtete wie mein Gegenüber seufzte und traurig lächelte.

„Was ist los?" Die Worte waren so leise, dass das Echo nicht einmal hier ankam. Jungkook sah mir tief in die Augen und schüttelte den Kopf. „Ich mag die Vollmondnächte am liebsten. Ich kann dort immer entspannen und erstaunlich gut schlafen. Das Licht schenkt mir Trost und ich fühle mich draußen in der Höhe mehr zu Hause als in meinem Bett. An solchen Tagen kann ich meine Rollläden nicht runterlassen."

Verwirrt drehte ich mich etwas mehr zu ihm. „Aber es ist doch gut wenn du etwas findest, was dir Trost spendet. Das Leben ist nicht einfach, man braucht etwas, was auch in den dunkelsten Zeiten Licht spendet." Jungkook seufzte hörbar und richtete seinen Kopf hoch, den Sternen zugewandt.

„Andere Menschen können zu Vollmond nicht schlafen, ich schlafe wie ein Baby. Nichts kann mich in der Zeit stören. Nicht einmal die Sonne, die auf mich herab durch das Fenster brennt." Ich wollte nicht, dass er traurig wird. „Es tut weh. Es tut weh, wenn man in der Dunkelheit ruhig und entspannt einschläft, nur um dann die Augen im brennenden Licht der Sonne zu öffnen und den Mond für einen Monat vermissen muss."

Er hatte seine Hand auf den Verband am Gelenk gelegt und verfestigte bei seinen Worten seinen Griff. Wenn er so weiter machte, könnte die Wunde wieder aufgehen. Ich umfasste die Hand entschlossen mit meiner eigenen und hielt sie so fest ich konnte. Er verkrampfte sich sichtlich, weshalb ich langsam über seinen Handrücken streichelte, um ihn zu beruhigen.

„Der Mond wird wiederkommen. Immer wieder. Du musst es bis dahin nur aushalten. Aber ich weiß, dass du das schaffen kannst. Du bist stark genug um bis dahin ohne ihn auszukommen. Das weißt du." Seine Hand lag ruhig in meiner und ich spürte ein leichtes Kribbeln, als er mir ein paar Haare aus dem Gesicht strich.

„Ich weiß, danke für dein Vertrauen Yoongi."
„Nichts wofür du dich bedanken brauchst Mondkind."

Night Love ~Yoonkook~Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt