Um die Mittagszeit in Liyue war immer viel los. Seine Mittagspause ging auch nicht so lange, von daher war es ziemlich suboptimal, dass Childe sich in den Kopf gesetzt hatte, ein lokales Restaurant auszuprobieren. Nun saß er vorm Restaurant Wanmin und versuchte, seine Mahlzeit zu essen, was sich als schwierig gestaltete. Irgendwie hatte er völlig vergessen, dass die Menschen in Liyue mit Stäbchen aßen, und jetzt saß er ziemlich hilflos vor seinem Essen. Es roch unwiderstehlich gut, aber Childe hatte nicht die geringste Ahnung, wie man diese Stäbchen benutzte. Vorsichtig piekste er das Essen an. Aufspießen war im Moment seine einzige Taktik, aber das ging auch nicht so richtig. Jeder Einwohner von Liyue hätte ihn hierfür sicherlich ausgelacht und er hoffte, dass ihn niemand dabei bemerkte. Wenn er versuchte, die Stäbchen anders zu halten, dann rutschte ihm das Essen einfach vorbei und es gelang ihm nicht, es zu greifen. Frustriert leckte er zwei Körnchen Reis vom Stäbchen, die da kleben geblieben waren. Wie sollte er so nur rechtzeitig zurück in seinem Büro sein?
"Mahlzeit!", hörte er plötzlich eine Stimme, und erkannte Herr Zhongli, der offenbar gerade zufällig vorbei lief.
"Danke!", erwiderte Childe, nickte ihm zu und lächelte leicht, dann handelte er jedoch aus einem Impuls, als er ihm plötzlich hinterher rief, "Warten Sie!!!"
Herr Zhongli drehte sich langsam um und schaute ihn verwundert an.
"Ähm... können Sie mir vielleicht kurz helfen? Ich weiß nicht, wie das geht...", erklärte Childe verlegen und deutete auf die Stäbchen.
"Hm? Wirklich nicht? Wie kann man das nicht wissen?", fragte Zhongli, ein wenig zerstreut.
"Sie wissen doch, dass ich nicht von hier bin. In Snezhnaya isst man nicht mit so komischen Stäbchen-Dingern", erwiderte Childe trotzig.
"Achso. Deswegen sagt man also, die Fatui seien nicht zivilisiert. Ich verstehe. Na gut... also ich kann es dir ja erklären. Darf ich?", fragte Zhongli und setzte sich neben Childe.
"Pff. Na danke auch", murmelte Childe und reichte ihm die Stäbchen. Aufmerksam beobachte er allerdings, wie Zhongli sie in die Hand nahm. Es sah so unglaublich elegant aus und seine Hände waren ... irgendwie zierlich und schön...
"Also so nimmt man sie und jetzt bewegen und das Essen aufheben. So, jetzt versuchen Sie es mal", sagte Zhongli und gab Childe die Stäbchen zurück. Dieser sah ihn nur mit großen Augen an und war sich sicher, dass er es nie im Leben so hinbekommen würde.
"Ähhh... also... so?", fragte er und versuchte es ihm nachzumachen. Es fühlte sich allerdings ziemlich falsch und komisch an.
"Fast", meinte Zhongli und korrigierte mit einem schnellen Griff seine Handhaltung. Childe blickte ihn irritiert an. Er hatte nicht damit gerechnet, dass er einfach seine Hand anfassen würde, und es fühlte sich seltsam an. Unsicher versuchte er, jetzt eine mundgerechte Portion von dem Essen zu greifen, doch aus irgendeinem Grund zitterte seine Hand fürchterlich. Aus Angst, dass das Essen gleich auf ihm landete, legte er es wieder ab.
"Es rutscht raus, ich glaube, ich kann das nicht", sagte er und lachte verlegen.
"Mit etwas Übung geht das sicher", munterte Zhongli ihn auf und lächelte leicht.
"Ich habe nur keine Zeit zum Üben, meine Mittagspause ist bald vorbei und ich habe noch nichts gegessen. Ich bin so hungrig", murmelte Childe traurig. Frustriert steckte er die Stäbchen in das Essen zurück. Aus dem Augenwinkel bemerkte er, wie Zhongli die Stäbchen nahm und ein Stückchen damit aufnahm.
"Ja, nehmen Sie ruhig. Wär schade um das gute Essen", murmelte er leise. Doch Zhongli hielt ihm das Essen unter die Nase.
"Hier. Damit Sie wenigstens ein bisschen was essen können", sagte er und lächelte leicht. Childe starrte ihn mit großen Augen an. War das gerade sein Ernst? Er wollte ihn füttern, wie so ein... Kind? Auf offener Straße? Panisch blickte Childe um sich, ob sie irgendjemand beobachtete. Dann bewegte er sich schnell nach vorne und schnappte sich den Bissen. Als er sich wieder zurücklehnte, wurde er ziemlich rot. Das war so peinlich... und auch, wie Zhongli ihn anguckte, war irgendwie... es machte ihn verlegen. Aber wenn er essen wollte, hatte er keine andere Wahl oder? Nachdem er den Bissen geschluckt hatte, atmete er tief durch und beugte sich vor, um sich den nächsten Bissen zu nehmen.
"Mhh, das Essen in Liyue schmeckt wirklich gut", sagte er, um die Situation weniger unbehaglich zu machen. Dabei war es ihm irgendwie nicht mal unangenehm, im Gegenteil...
"Ja, oder?", erwiderte Zhongli lachend und fütterte ihn einfach weiter. Als sei es völlig normal... einem erwachsenen Mann, den er darüber hinaus kaum kannte, auf offener Straße Essen in den Mund zu stopfen. Childe biss sich leicht auf die Lippe, weil es ihm irgendwann zu viel wurde.
"Ich glaube, ich bin ein bisschen satt und ich muss auch dringend los, danke!", rief er hastig und drückte Zhongli einfach den Rest des Essens in die Hand. Dann stand er auf und war bereits auf dem Sprung.
"Keine Ursache. Wenn Sie irgendetwas brauchen, dann kommen Sie einfach bei Wangsheng vorbei", erwiderte Mister Zhongli freundlich und winkte ihm zu.
"Alles klar!", erwiderte Childe hastig, dann raste er Richtung Bank des Nordens davon.
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The birth of a hero
FanfictionEin Streit in einem Ort, Schneeflocken in Shnezhnaya, einsame Nächte in der Kaserne, ein Mentor, von dem der Junge ohne Namen nicht weiß was er halten soll... Was ist geschehen, bevor Tartaglia aka Childe einer der Elf wurde und nach Liyue gekommen...