Am Bestattungsunternehmen angekommen, fühlte Childe sich wie das Letzte, weil er nichts tun konnte. Und er hatte Panik, dass er es nicht mal schaffen würde, Zhongli zu helfen. In seinen Gedanken konnte er seinen leblosen Körper schon im Meer schwimmen sehen. Er musste ihn dringend finden. Ihm blieb nicht viel Zeit. Vor dem Haus traf er auf Hu Tao, die sich neugierig einen Überblick über die Lage verschaffte.
"Hey. Ist Zhongli da drin?", fragte er panisch, doch sie schien überhaupt nicht ängstlich, wegen der wilden Kreatur, die gerade Liyue angriff.
"Aiya, das ist möglich...hmm... ich musste einfach mal schauen was hier vor sich geht... man kann ja nicht mal in Ruhe arbeiten", sagte sie.
"Ähm... Missy, Sie sollten schleunigst aus der Stadt verschwinden, solange Sie noch können", warnte Childe sie.
"Warum? Das Ding da greift gerade Liyue an. Ich weiß, ihr Fatui habt damit nichts am Hut. Aber jemand sollte doch etwas tun, oder?", sagte sie und zückte im nächsten Moment einen Speer, der rot zu glühen begann.
"Was?! Warten Sie! Das Ding ist gefährlich...!!", warnte Childe sie weiter, doch sie lief einfach los, Richtung Hafen.
"Meine Waffe ist es auch!", rief sie und verschwand. Childe starrte ihr fassungslos hinterher. Dieses Mädchen war ... komplett wahnsinnig. Anders konnte er es nicht ausdrücken.
Doch er konnte jetzt nichts mehr tun. Schnell drehte er sich um und rannte in das Gebäude.
"Zhongli!", rief er seinen Namen und rannte durch die verlassenen Gänge. War hier überhaupt jemand? Vielleicht lag er auch noch bei ihm im Bett... Childe erschrak. Ihm blieb wohl kaum die Zeit, ganz Liyue nach ihm abzusuchen. Und doch musste er ihn finden. Er musste einfach...
Was würde aus ihm werden, wenn die Fatui mit dem göttlichen Herzen von Rex Lapis nach Hause kehrten, aber er dafür alles verloren hatte, was ihm wichtig war? Welchen Preis hätte er dann dafür gezahlt, nur um ein guter Harbinger zu werden? Eine Träne rann über sein Gesicht, während ihn seine Beine fast nicht mehr tragen wollten. Nach dem Kampf in der Goldstube war er kraftloser, als er einsehen wollte. Und so hatte er sich einem Archon gegenüberstellen wollen? Es wäre sein sicherer Tod gewesen... Würde er je dazu bereit sein, ein Harbinger zu sein? Aber das war jetzt ziemlich egal. Er würde Zhongli finden, ihn nehmen und mit ihm fliehen und danach würde er nie wieder zurück blicken. Das schwor er sich. Atemlos rannte er weiter.
Plötzlich hörte er ein Geräusch. Außerdem konnte er Licht in einem Zimmer erkennen. Er rannte weiter und erblickte plötzlich Zhongli, mit einer Teetasse in der Hand.
"Zhongli! Da bist du... ich hab dich endlich gefunden", stammelte er und sank kraftlos vor ihm auf die Knie.
"Childe. Was machst du denn hier?", fragte Zhongli überrascht. Völlig ruhig nahm er einen Schluck von seinem Tee. Childe starrte ihn entgeistert an. Offenbar wusste er gar nicht, was draußen vor sich ging.
"Zhongli. Hör mir kurz zu. Draußen ist die Hölle los. Ein altes göttliches Wesen aus dem Meer zerstört gerade Liyues Hafen. Wir müssen sofort hier weg, bevor wir von den Wellen verschlungen werden!", sagte er hastig und sah Zhongli ernst an.
"Ich habe es aus dem Fenster beobachten können", meinte Zhongli und deutete nach draußen. Childe konnte es nicht glauben, wie er in Anbetracht dessen so gefasst bleiben konnte. Ja, er hatte wohl auch ein göttliches Auge, Geo vom Element her, aber sie hatten kaum darüber gesprochen und er hatte ihn auch nie kämpfen gesehen. Und was würde er schon gegen ein derart gigantisches Wesen ausrichten können...
"Wir müssen hier weg. Schnell", sagte er und packte seinen Arm.
"Warte. Warum?", fragte Zhongli und schaute ihn an.
"Weil ich dich beschützen will natürlich! Weil ich dich liebe... Und weil... weil ich etwas sehr Unehrenhaftes getan habe...", platzte es aus Childe heraus. Er senkte den Blick. Jetzt war es gesagt. Eigentlich wollte er ihm das nicht in diesen Umständen mitteilen oder zugeben, dass er schuld an der Situation war. Aber er konnte es einfach nicht verschweigen.
"Du bist das gewesen, oder? Du hast Osial befreit?", fragte Zhongli regungslos und Childe nickte, schweren Herzens.
"Ja. Und ich kann ihn nicht aufhalten. Ich weiß, wie gefährlich er ist. Bitte, komm mit mir, ich weiß nicht mal ob wir es noch schaffen, aber wir müssen es versuchen!", stammelte er und glaubte, dass Zhongli ihn jetzt dafür hassen würde. Wahrscheinlich würde er nicht mitkommen. Möglicherweise hatte er jetzt sowieso alles aufs Spiel gesetzt, aber er hatte die Wahrheit einfach nicht mehr länger vor Zhongli verbergen können. Dieser bewegte sich kein Stück und Childe ließ ihn erschöpft los.
"Schon gut. Ich... ich kann das verstehen, wenn du mich jetzt hasst", sagte er leise.
"Ich hasse dich nicht", erwiderte Zhongli und schaute verwundert.
"Aber du hast jedes Recht dazu", murmelte Childe. Doch dann griff er erneut Zhonglis Hand und versuchte, ihn mitzuziehen. "Trotzdem – ich werde dich hier nicht sterben lassen. Egal was du fühlst, ich werde dich immer lieben!"
"Childe... warte...beruhige dich", rief Zhongli, der inzwischen hilflos ein paar Schritte mitlief.
"Mich beruhigen? Wir könnten bald nicht mehr leben!", sagte Childe und rannte weiter. "Ach ja... falls wir sterben, mein richtiger Name war Ajax"
"Ajax...", sagte Zhongli überrascht und blieb plötzlich stehen. Doch Childe hörte es kaum, merkte nur, dass er mit einem Ruck zurückgezogen wurde. Getrieben von einer Angst, die er so zuvor nicht kannte, starrte er Zhongli nun an. Warum merkte er nicht, dass sie schnell hier fort mussten, dass sie kaum noch Zeit hatten?
"Ajax. Hör mir zu", vernahm er plötzlich klare Zhonglis Stimme und spürte, wie er sein Gesicht berührte. Trotzdem fühlte sich die Situation surreal an. Seine Stimme klang von sehr weit weg zu ihm... "Wir werden nicht sterben. Alles wird gut."
"Was?", fragte er verwirrt. Doch plötzlich bemerkte er durch eines der Fenster, dass das Wetter aufgeklart hatte. Von dem Sturm, der eben noch über Liyue getobt hatte, war nichts mehr zu sehen.
"Alles wird gut. Und du hast auch nichts Schlimmes getan", sagte Zhongli und nahm ihn in den Arm. Anscheinend wollte er ihn beruhigen, aber es half in diesem Moment kein bisschen weiter. Die Schuld lastete einfach zu schwer auf ihm.
"Natürlich... ich hätte fast Liyue zerstört", sagte Childe und konnte immer noch nicht fassen, dass etwas Osial aufgehalten hatte. Rex Lapis... natürlich... nur... jetzt war er zur falschen Zeit am falschen Ort... weil er auf sein Herz gehört hatte. Childe ballte die Hand zur Faust. Er hatte seine Mission nicht ausführen können und damit versagt.
"Das war der Plan. Du hast das Richtige getan. Und du bist mein Held", sagte Zhongli plötzlich lächelnd, mit einem Zwinkern. Überrascht blickte Childe auf, mit leicht roten Wangen.
"Wie meinst du das?", fragte er sodann überrascht. Konnte es sein, dass sein Gegenüber etwa mehr wusste, als er sagte!? Der junge Harbinger verstand die Welt nicht mehr.
"Wenn du erlaubst, dann würde ich gerne ein Stück mit dir gehen. Ich möchte es dir gerne erklären", sagte Zhongli schließlich sanft und nahm seine Hand...
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The birth of a hero
FanfictionEin Streit in einem Ort, Schneeflocken in Shnezhnaya, einsame Nächte in der Kaserne, ein Mentor, von dem der Junge ohne Namen nicht weiß was er halten soll... Was ist geschehen, bevor Tartaglia aka Childe einer der Elf wurde und nach Liyue gekommen...