Zerstörung

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Am nächsten Morgen wachte Childe mit einem Lächeln auf den Lippen auf. Er fühlte sich ziemlich gut, außer der Tatsache, dass sein Hintern leicht wehtat. Sie hatten gestern Nacht ziemlich viel ausprobiert... Er drehte sich um und entdeckte Zhongli neben sich, noch schlafend. Für einen Moment beobachtete er ihn. Wie friedlich er aussah... Gerade war alles gut, doch dann kam Childe der Gedanke, dass dieser Frieden vielleicht nicht lange anhalten würde, sofern er nicht in der Lage war, Rex Lapis' Herz zu finden. Was würde nur aus allem werden, wenn er diesen Meeresgott befreite und dieser die Stadt zerstörte. Wegen dem Auftrag hatte er große Bedenken und Sorgen, aber niemand mit dem er darüber reden konnte. Auch wenn er Zhongli nun sehr nahe stand, könnte er das doch unmöglich ansprechen. Was sollte er dann nur bloß von ihm halten? Childe fühlte sich wie das letzte Arschloch, aber er konnte den Auftrag nicht abbrechen. Er wusste nicht, was mit Deserteuren bei den Fatui passierte. Seine hart erkämpfte Position als Harbinger wäre er sicherlich los.

Dennoch machte er sich Sorgen um Zhongli. Die ganze Zeit war er antriebslos und gelangweilt in Liyue gewesen, doch jetzt hatte er jemanden gefunden, für den er kämpfen und alles geben würde, um ihn zu beschützen. Er hoffte so sehr, dass alles gut würde. Sonst hätte er sich wohl nie solche Sorgen gemacht, aber jetzt war er selbst verwundert, wie verwundbar er sich plötzlich fühlte.

Während er Zhongli weiter anblickte, wie er schlief, nahm sich Childe vor, immer an seiner Seite zu sein. Doch jetzt musste er los. Denn er musste schnell das Herz von Rex Lapis finden. Also hinterließ er ihm, nachdem er sich fertig gemacht hatte, eine Notiz. Bevor er ging, streichelte er ihm noch einmal sanft über die Wange, dann verließ er das Zimmer.

Mit schnellen Schritten ging er zur Goldstube. Dort, wo einst Mora geprägt wurden, war sicherlich ein passender Ort um die Überreste von Rex Lapis, auch Morax genannt, aufzubewahren. Er verschaffte sich Zutritt und ging durch die Hallen. Er hoffte, dass er hier das finden würde, was er suchte. Dann wäre der Plan B, den er für viel zu riskant hielt, vom Tisch. Es störte ihn auch, den Auftrag auszuführen, da Signora diesen geschmiedet hatte. Aber ihm fiel auch keine bessere Lösung ein. Childe bereute es für einen Moment, Harbinger zu sein. Er hatte unbedingt dazu gehören wollen, und jetzt steckte er in gefährlichen Missionen drin, die hinterhältig und ziemlich rücksichtslos waren. Er hatte es einerseits gewusst, aber jetzt wo er so einen Auftrag ausführen musste, war es ihm nicht egal. Für einen Moment wäre er lieber wieder im normalen Regiment gewesen und hätte mit Vitaliy und Freunden Gesetzesbrecher in Snezhnaya gejagt. Doch dahin konnte er nicht mehr zurück. Jetzt war er ein Harbinger, korrupt und hinterhältig wie die anderen. Nur, dass er eben nicht so war. Für einen Moment fragte sich, ob Pulcinella deswegen gesagt hatte, er sei nicht bereit. Jetzt wurde es Childe klar ... er war eben auch nicht bereit. Und trotzdem war er gezwungen, das zu tun. Je länger es dauerte, bis er Rex Lapis fand, desto eher dachte er daran, dass er zu Plan B übergehen müsste. Und er musste. Er hatte keine andere Wahl. Die Zarin und Snezhnaya, oder er würde alles verlieren. Für einen Moment dachte er darüber nach, mit Zhongli einfach durchzubrennen, dorthin, wo auch immer dieser gehen wollte. Doch das konnte er nicht. Er konnte die Zarin und sein Land nicht verraten. Sie erwarteten seine Unterstützung. Welche Mittel dafür auch immer nötig waren...

Plötzlich fand er etwas, in einer Wandnische eingelassen. Es war der tote Körper von Rex Lapis, mehr eine leere Hülle. Er begann nach dem Herz zu suchen, doch keine Spur. Jemand hatte es genommen. Childe fluchte und schlug mit der Faust gegen die Wand. Er hatte so etwas fast erwartet nur jetzt war ihm klar, dass es jemand anderes schon genommen haben musste. Oder dass Rex Lapis vielleicht noch am Leben war? Wer wusste das schon? Doch wenn er das Signora erzählte, wäre er gezwungen, zu Plan B zu schreiten. Es gab keinen anderen Weg... als hätte er es vorhersehen können...

Bevor er sich irgendwie aufregen konnte, hörte er ein Geräusch. Und er staunte nicht schlecht, als die Reisenden vor ihm standen. Oder ihm eher im Weg standen. Es kam zu einer unangenehmen Konversation in der Childe zwar versuchte, seine Position zu erklären, es aber dann doch zum Kampf kam. Gut so... denn er musste sich schließlich irgendwo abreagieren. Das alles hatte ihn so wütend gemacht. Doch während dem Kampf glaubte Childe, seinen wahren Gegner gefunden zu haben. Zunächst hatte er gedacht, diese Kinder könnten ihm nichts anhaben, aber ja... falsch gedacht. Woher diese Reisenden kamen, das waren keine normalen Menschen. Vielleicht lag es aber auch daran, dass er wütend, geschwächt oder was auch immer war und nicht genug Kampferfahrung mit der neuen Dämonenform hatte. Wie sollte man auch, wenn man in einem komischen Unterricht auch noch Scaramouche als Trainer ertragen musste? Dass er verlor und sich das auch eingestehen musste, war nur der Tatsache geschuldet, dass ihm diese Form so zusetzte. Dennoch war Childe gespannt. Was würden die Reisenden jetzt tun? Was würde passieren? Childe hatte sich nicht zurückhalten könnten, ihnen von dem Plan zu erzählen. Denn ihm waren die Hände gebunden, er war sich sicher, falls Rex Lapis nichts gegen Osial bewirken konnte, vielleicht könnte es jemand, der ihn eben besiegt hatte. Er wollte nicht zulassen, dass Liyue zerstört wurde oder irgendjemand Unschuldiges zu Schaden kam. Dennoch musste er seinem Weg treu bleiben, und der Zarin.

Und so begann er, zur Tat zu schreiten und die Passagierscheine zu aktivieren. Mit dieser Energie, gebündelt mit seiner eigenen Elementkraft, würde es möglich sein, den Gott Osial selbst von hier aus zu erwecken. Für einen Moment hoffte er, sie würden ihn dabei aufhalten, aber nichts dergleichen geschah. Vielleicht war auch die letzte Hoffnung Rex Lapis. Er brauchte dieses Herz. Einfach, damit er endlich etwas richtig machte. Und nicht immer von allen Harbingern nur belächelt wurde.

"Finde Rex Lapis und sein Herz", hörte er Signora noch sagen. Und er nahm sich vor, dass er das würde, als er mit dem Energiestrom die Goldstube verließ. Draußen stürmte es bereits kräftig. Osial war aus dem Meer emporgestiegen. Childe flog Richtung Liyue Hafen, wo er bereits sah, dass der Jadepalast, der Palast der Qixing, sich bereits erhoben hatte, um sich dem Ungetüm entgegen zu setzen. Nur wo war... Rex Lapis? Er musste ihn finden, um sich ihm entgegen zu stellen, sobald er Osial erneut im Meer versenkt hatte. Nur war er stark genug, es gegen einen Gott aufzunehmen? War er gerissen genug, ihm das wichtigste, was er besaß, zu stehlen?

Er erinnerte sich daran, dass Signora das göttliche Herz von Venti in Mondstadt genommen hatte. Childe musste es versuchen.

"Das ist zu gefährlich. Du bist dazu nicht bereit. Vielleicht könntest du dabei umkommen", hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Es war Pulcinellas Stimme.

"Nein. Ich werde dir zeigen, aus welchem Holz ich geschnitzt bin", sagte Childe laut und mit einem Schrei näherte er sich dem Geschehen, bereit zum Angriff, falls nötig.

Doch dann steuerte er zurück. Lohnte es sich überhaupt anzugreifen? Da war keine Spur von Rex Lapis. Auch nicht von der Kraft seines göttlichen Herzens. Es war nicht einmal abzusehen, ob das Chaos beendet werden konnte... Childe sah, wie ein paar Qixing und Adepten mit Schussanlagen auf Rekruten und Osial schossen, ohne Erfolg. Das Meereswesen würde den Jadepalast verschlingen und ganz Liyue mit... Childe erstarrte. Der Plan war... eine komplette Fehlkalkulation von Signora gewesen. Er konnte es nicht fassen. Erschrocken starrte er auf seine Hände. Mit diesen hatte er vorhin Liyues Zerstörung bewirkt.

Während der Regen auf ihn einströmte, ließ Childe sich kraftlos zu Boden sinken. Er konnte Osial nicht wieder zurückkommandieren, aber er hätte alles dafür gegeben, das tun zu können. Doch es war nicht möglich.

Eine Flutwelle schwappte über den Hafenbereich und trug ihn mit sich, weiter in die Stadt.

"Du hast unser Dorf zerstört. Deswegen wirst du jetzt deine gerechte Strafe erhalten, Teufelsjunge", hörte er eine Stimme in seinem Kopf. Daneben sah er das Gesicht des Bürgermeisters seines Dorfes. Was konnte er eigentlich, außer Zerstörung über andere bringen? Die Tränen stürmten über sein Gesicht, als er in einer Nische, die die Flut noch nicht erreicht hatte, sich wiederfand. Bald würden ihn alle für das Monster halten, das er eigentlich war. Wenn er doch nur etwas tun könnte...

Hilflos blickte er zum Himmel, wo Osial weiter sein Unwesen tat. Vor seinem inneren Auge sah er schon, wie ein Großteil der Stadtbevölkerung einfach im Meer ertrank.

"Zhongli!", kam es ihm plötzlich schlagartig. Entschlossen sprang er auf und rannte davon. Er musste es bis zum Wangsheng Bestattungsunternehmen schaffen, bevor alles zu spät war.

The birth of a heroWo Geschichten leben. Entdecke jetzt