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Er wartete im Park auf mich.

„Komm mit", er nickte in eine Richtung während er an seiner Kippe zog.

Ohne etwas zu sagen führte er mich zu sich nach Hause. Es war mir ganz lieb, dass es so still war, so konnte ich mich erstmal beruhigen.

„Warum bin ich deine erste Wahl?", er schmiss seine Kippe weg und drehte sich sofort eine neue während er mich immer mehr ins ‚Ghetto' der Stadt führte.

„Weil du keine Fragen stellst", ich sah mich um „Willst du mich umbringen oder warum bringst du mich her?"

„Willst du heute lieber auf der Straße schlafen oder hältst du deine Fresse?", entgegnete er.

Ich schwieg.

Ich schwieg während er mich immer weiter bis zu einem heruntergekommenen Mehrfamilienhaus führte. Es gab einige Kinder die - trotz der Dunkelheit - noch draußen waren und auch viele Jugendliche, die Zark grüßten. Im Haus führte er mich die Treppe hoch bis zu einer Tür mit der Nummer 310. Ein System mit den Zahlen schien es aber nicht zu geben, da die Tür gegenüber die Nummer 435 drauf hatte.
Zark öffnete die Tür schweigend und ließ mich in eine stinkende kleine Wohnung.

„Meine Eltern sind nicht da. Wenn wir Glück haben bleiben sie heute Nacht auch weg. Essen gibts so gut wie nichts, deswegen kriegst du nichts", erklärte er mir während er mich in sein Zimmer führte.

Es war klein und hatte gerade mal Platz für das Bett was hier stand, einen Schreibtisch und eine Kommode. Alles aus ziemlich modrigem Holz.

„Kannst im Bett schlafen", bot er an und deutete auf dieses.

„Danke man", ich zog mir mein Shirt aus und legte mich hin. Er legte sich mit einer Kissen und einer Decke - die er aus einer Schublade geholt hat - auf den Boden.

Es war still. Irgendwann wurde die Stille von dem prasseln des Regens gegen das Fenster unterbrochen. Ich meinte sogar den kühlen Luftzug, durch das Fenster spüren zu können und zu hören, wie der Regen hier herein tropfte. Obwohl alles zu war, aber es wunderte mich nicht, dass es nicht dicht war.

„Du hast nie gesagt, dass du hier wohnst", sprach ich irgendwann. Er bewegte sich noch ziemlich, weswegen ich davon ausging, dass er noch wach war.

„Ich hab dir gesagt, dass ich das Geld gebraucht hab, was sie mir geboten haben", antwortete er nur.

„Meine Eltern und ich hatten einen Streit. Vor knapp drei Jahren ist mein großer Bruder - der gar nicht mein Bruder ist - gestorben und seitdem geht es meiner Schwester mit ihrem Drogenproblem schlechter. Er war der einzige, der ihr helfen konnte", ich starrte an die dunkle Decke.

„Hm", er drehte sich wieder „Ich hatte mal eine kleine Schwester", mehr sagte er nicht.

„Das tut mir leid"

„Mir auch. Wieso war er nicht dein Bruder?"

Ich seufzte schwer „Er war nicht der leibliche Sohn meiner Eltern"

Zark lachte humorlos auf „Das sagt doch nichts aus. Hier gibt es auch viele, die sich Geschwister nennen, obwohl sie nur Nachbarn sind. Es kommt auf die emotionale Verbindung an"

Da ich nichts weiter zu sagen wusste, wechselte ich das Thema. „Ich bin echt wütend auf meine Eltern. Und auf Lexi. Sie hat mich dazu überredet mich mit ihnen auszusprechen. Aber ich hab das Gefühl es ist alles schlimmer geworden", ich wusste nicht, warum ich es ihm sagte. Eigentlich hatten wir ja auch noch Streit. Aber irgendwie dachte ich, er könnte mir helfen oder ich wollte einfach jemanden zum reden haben.

„Sie wollte das beste für dich. Sie dachte, sie hilft dir", er seufzte „Manchmal tun Menschen Sachen, die wir nicht verstehen um und zu helfen und machen damit alles schlimmer. Aber ihr Grundgedanke war gut"

Loving the blind girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt