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„Wo kommst du her?", mit in die Hüfte gestämmten Händen sah Mom mich an als ich die Tür hereinkam.

„Geht dich ein scheiß an", grummelte ich. Mir war jetzt wirklich nicht danach zu streiten. Von Streit hatte ich heute schon gebaut gehabt - in den letzten Wochen oder Jahren sogar schon um ehrlich zu sein.

„Ryder!", sie stellte sich vor mich als ich die Treppe hoch wollte „du wirst mir verdammt nochmal sagen wo du plötzlich um drei Uhr nachts herkommst!"

Warum schläft sie nicht?

„Nein werde ich nicht", sanft schob ich sie zur Seite und ging die Treppe hoch.

„Ryder Mason James!", sie hob ihre Stimme „dein Verhalten geht mir gehörig gegen den Strich! Seit unserem Gespräch bist du noch abweisender als davor! Du bist noch keine 18! Du hast Hausarrest!"

„N scheiß", grummelte ich. Ich konnte ihr ja schlecht sagen, dass einer meiner Freunde an illegalen Straßenkämpfen teilnimmt und ich ihm dabei helfe indem ich mit ihm trainiere und nach den Kämpfen versorge; ebenso wenig, dass heute ein Streit ausgebrochen ist und mir deshalb eigentlich der Schädel brummte wie als hätte ich einen Kater nach fünf Tagen Vollsuff. „Weißt du wo Naomi ist?"

„Nein, weil keiner von euch gottverdammten Kindern mit uns redet! Die einzigen, die wir hinbekommen haben sind anscheinend Tatiana und Aaron", autsch. „Der rest von euch ist ja zu gar nichts mehr zu gebrauchen!"

„Ja dann viel Spaß mit den. Wenn ihr wollt kann ich gehen!", rief ich wütend. Was war denn mit ihr los? Sie hat mich erzogen. Wenn was mit mir falsch ist, ist es im Umkehrschluss auch ihre Schuld.

Plötzlich fing sie an zu weinen „Ihr seid so undankbar!", dann verschwand sie.

Verwirrt sah ich ihr hinterher, aber hatte gerade wirklich nicht den Kopf mich damit weiter zu befassen.
Ich wollte einfach ins Bett.

„Sie ist schon den ganzen Tag so", Aaron stand am Ende der Treppe.

„Ist was passiert?", ich ging zu ihm hoch und sah ihn fragend an. Warum war er überhaupt noch wach?

Er zuckte mit den Schultern „Nicht, dass ich wüsste. Also jedenfalls habe ich nichts mitbekommen", und das musste was heißen, denn dadurch, dass er recht still war bekam er recht viel mit.

„Ok", ich ging in die Richtung meines Zimmers „Gibts einen Grund warum du um drei Uhr nachts auf dem Flur rumschleichst?"

Er atmete tief durch und fragte mich dann: „Können wir in deinem Zimmer reden?"

„Klar komm", ich war froh, dass er es fragte. Endlich konnte ich ein großer Bruder für ihn sein und er redete mit mir. Da war mein brummender Schädel mir auch egal.

In meinem Zimmer setzten wir uns gemeinsam auf mein Bett. Nervös knetete er seine Hände und sah überall hin außer zu mir. Auch komisch für ihn, er konnte sich normalerweise gut zusammenreißen.

„Eigentlich wollte ich schon früher darüber reden und es dir erzählen, aber ich hab mich nicht getraut", gab er zu. „und dann warst du auch immer wieder im Stress und so..."

Wehe er sagt, dass er auf unsere Schwester steht. Ich würde Amok laufen.
Wenn wir denn überhaupt verwandt sind. Vielleicht ist ja noch wer adoptiert...

„Ich..also ich glaub", er atmete tief durch „nein, ich glaub es nicht, ich weiß es... Ich bin schwul"

Wehe er sagt, dass er auf mich steht.

„Das ist nichts schlimmes", ich legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Es ist was ganz normales". Ist es richtig sowas zu sagen?

„Ich hab auch einen Freund", fuhr er zögerlich fort.

„Das ist doch was tolles!", ich schenkte ihm ein Lächeln. „Wie heißt er? Wie alt ist er? Kenn ich ihn?

„Er heißt Mischa und ist 17. Du kennst ihn glaube ich nicht", tatsächlich kannte ich keinen Mischa.

„Darf ich ihn kennenlernen?"

„Wirklich?", mit glitzernden Augen sah er mich an. Ich nickte. „Ich frag ihn später wann er Zeit hat", er umarmte mich „Danke Ryder"

„Dafür bin ich da großer. Sag mir aber falls er jemals etwas macht, was du nicht magst, dann mach ich ihn kaputt!", ich lachte leicht. Ich war glücklich, dass Aaron jemanden hatte. „Wie ist er so?"

„Er ist perfekt", Aaron's Gesicht leuchtete auf „Er kuschelt viel mit mir wenn ich es will oder macht mir Komplimente. Seinen Eltern und Freunden hat er noch nichts erzählt. Nur seiner Zwillingsschwester Naddie hat er es erzählt. Sie ist auch super nett! Wir treffen uns meistens irgendwo außerhalb, weil er Angst hat wie seine Leute darauf reagieren und ich auch nicht unbedingt will, dass Mom und Dad ihn sehen"

„Habt ihr schon...?", ich wackelte anzüglich mit den Augenbrauen.

Aaron wurde rot „Ja einmal bis jetzt. Wir sind schon seit vier Monaten zusammen und wollen es eigentlich langsam angehen, weil es ja meine erste Beziehung ist und ja", nervös Kratze er sich im Nacken „Er ist wirklich toll. Ich hoffe du magst ihn wenn du ihn mal kennenlernst"

„Bestimmt", ich gab ihm einen Kuss auf den Scheitel. Das hatte Azriel immer gemacht. Vor allem nach oder bei ernsten Gesprächen.

„Was meinst du werden Mom und Dad dazu sagen?", jetzt war er wieder unsicher „Mischa hat gesagt er will nicht immer ein Geheimnis bleiben und wenn halt einer von uns es seiner Familie sagt, wollen wir es am liebsten relativ zur gleichen Zeit machen, damit wir es hinter uns haben"

Ich überlegte. Unsere Eltern unterstützten LGBTQ nicht wirklich. „Ich weiß es nicht", antwortete ich dann ehrlich.
„Aber warum hast du dann so viele Poster von halbnackten Frauen an deinen Wänden?"

„Alibi?", er lachte und zuckte mit den Schultern „In meinen Schubladen und unter dem Bett hab ich die nackten Männer"

„Oh Gott", ich lachte auch. Diese Vorstellung war nicht sehr unterhaltsam.

„Danke, dass du zugehört hast und mich nicht rausschmeißt", er drückte mich nochmal. Er war definitiv Bottom. Nein fuck. So durfte ich nicht denken. Er ist mein kleiner Bruder.

„Danke, dass du es mir anvertraut hast. Aber selbst wenn Mom und Dad blöd reagieren sollten hast du noch mich. Und Naomi. Und Kira und Fridge, genauso wie Tati und die Jungs", ich erwiderte seine Umarmung.

„Danke", er sah wirklich erleichtert aus.

„Nicht dafür Kleiner", noch einmal wuschelte ich ihm durchs Haar und dann verließ er mein Zimmer.

Vielleicht war er deshalb recht verschlossen, weil er Angst hatte, dass es zu schnell raus kommt.

Aber auch Mum's Verhalten heute ging mir nicht aus dem Kopf. Sie verhielt sich zwar oft seltsam, aber das war noch einmal ganz anders. Irgendwas stimmte ganz und garnicht und das hatte nicht unbedingt nur etwas mit den Gespräch letztens zu tun. Es war etwas anderes.

Wie konnte es nur sein, dass es auf einmal so viele Baustellen in meinem Leben gab? Wo sollte ich anfangen?

Naomi. Mit Naomi sollte ich bald reden.


Hallo Leute,

also erstmal tut es mir leid, dass nicht so regelmäßig etwas kommt, aber ich versuche mein bestes zu geben, dass ich (mindestens) einmal die Woche was hoch lade.

Aber wir haben einfach schon 1K reads erreicht. Dankeschön wirklich! Das bedeutet mir sehr viel!

Ich hoffe die anderen Teile werde euch auch gefallen, denn auch für Fridge, Perry, Trevor, Jeremy und Zark ist momentan was in Arbeit und Fridge's Geschichte wird schon sehr bald kommen.

An <3

Loving the blind girl Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt