„Drei Tage", knurrte der Direktor „drei Tage später kommst du wieder und das nichtmal mit einer Entschuldigung?"
„Jap", entspannt lehnte ich mich zurück, dabei waren diese Stühle nichtmal bequem. Können die von den scheiß Steuergeldern nichtmal richtige Stühle bezahlen oder was?
„Ich hoffe dir ist klar, dass das so nicht weitergehen kann", er legte seine Brille ab und fuhr sich übers Gesicht „sonst müssen wir dich von der Schule schmeißen und ich glaube nicht, dass deine Eltern so begeistert davon wären"
„Das kann Ihnen sowas von egal sein", meinte ich. Immerhin war es mein Leben und meine Eltern, mit denen ich mich rumschlagen muss.
„Ryder, geh jetzt bitte zur Außenstelle", er massierte wieder seine Nasenwurzel mit seinem Zeigefinger und Daumen.
Ich tat wie befohlen.
„Da bist du ja wieder", Mr. Homsphere saß in seinem Stuhl und las seine Zeitschrift.
„Scheint so", ich zuckte mit den Schultern und setzte mich auf meinen.
„Du wirkst müde, alles in Ordnung?", besorgt musterte er mich und legte seine Zeitschrift weg.
„Ja nur wenig geschlafen", ich nickte. So wie eigentlich immer.
„Mr. Homsphere?", Lexi stand in der Tür „Ivy lässt ausrichten, dass sie Ihnen dankt. Dass es ihr, wie Sie es eingerichtet haben, gefällt"
„Dankesehr. Aber es muss ihr nicht peinlich sein. Sie kann mich gerne auf dem Flur wieder grüßen", belustigt schüttelte er den Kopf und schlug er die Zeitschrift wieder auf.
Ich seufzte genervt. Der Troll nervte mich heute mehr als sonst, mit seiner guten Laune.
„Ryder, du bist wieder da?", Lexis Kopf schoss zu mir.
„Scheint so", wiederholte ich mich.
„Hast du Hunger? Es gibt gleich essen in der Cafeteria und ich wollte da hin", bot sie mir an.
„Passt schon"
„Oh ok", ihr Lächeln verschwand und sie ging. Irgendwie tat es mir fast leid. Aber auch nur fast. Immerhin war ich ihr nichts schuldig.
„Ryder", seufzte Homsphere.
„Ich geh nach Hause", ich stand auf.
„Du hast noch nicht Schluss! Du bist doch gerade erst gekommen"
„Es ist mir egal"
Heute war einfach ein scheiß Tag, in einer scheiß Woche, in einem scheiß Monat, in einem scheiß Jahr, in einem scheiß Leben.
Kurzgefasst: es war alles scheiße.
*
„Ryder!", Tatiana warf sich in meine Arme.
„Hey süße", ich gab der neun jährigen einen Kuss auf die Wange.
„Ich hab gerade mit Aaron Fifa gespielt. Er schreit dabei immer so lustig", die Kleine kicherte.
„Ja, das weiß ich", belustigt ließ ich mich von meine kleinen Schwester in das Zimmer unseres Bruder ziehen.
„Hey Mann", grüßte er mich.
„Hey", ich ging zu ihm und wuschelte ihm durch sein Haar.
Genervt ging er sich noch tausendmal durch die Haare, doch brachte es nichts. Typisch Teenager. Ich wollte garnicht wissen was er machte wenn er allein war. Aber er war erst vierzehn. Sollte er sich doch erstmal ausleben.
„Wo sind Mom und Dad?", fragte ich.
„Arbeiten. Die kommen heute Abend", Tati setzte sich auf meinen Schoß und kuschelte sich gegen meine Brust. Ich legte meine Arme um sie.
„Isst du heute mit uns?", Aaron löste kurz seinen Blick vom Bildschirm, nur um mich anzusehen.
„Wahrscheinlich nicht"
„Warum bist du sauer auf sie?", Tatiana malte kleine Kreise auf meine Brust und sah mich von unten an.
„Weil ich mit einigen Sachen die sie gemacht haben nicht einverstanden bin", ich gab ihr einen Kuss auf den Kopf.
„Könnt ihr euch wieder vertragen?"
„Irgendwann Viellicht", sie haben mir meinen Bruder genommen. So schnell werde ich ihnen das sicher nicht verzeihen. „Ich geh in mein Zimmer. Wenn etwas ist, dann klopft"
Wie fast immer wenn ich an meinen Bruder dachte brannten Tränen in meinen Augen.
Ich stand auf, legte Tatiana auf Aaron's Bett und ging in mein Zimmer. Nachdem ich die Tür geschlossen hab lehnte ich mich dagegen und schon entkam mir der erste Schluchzer. Ich ließ mich die Tür runtergleiten und saß nun auf dem Boden.„Verdammt Az! Ich brauch dich doch!", flüsterte ich kraftlos in die leere.
Wäre er hier wär nie etwas schlimmes passiert. Nichts von dem. Naomi wäre nicht tiefer in ihre Drogensucht gerutscht, Aaron wäre nicht so in sich gekehrt und ich hätte weiterhin eine Person mit der ich reden könnte. Nur weil Mom und Dad ihn sterben lassen haben ist alles den Bach runtergelaufen.
Wie konnten sie und nur jeden Tag in die Augen schauen wenn sie ihn auf dem Gewissen hatten? Wie?Mit einem wütenden Laut stand ich auf und nahm mir das erst beste was ich in die Hand bekam um es an die Wand zu werfen.
„Verdammt!", rief ich und warf das nächste Teil hinterher, während mit wieder ein Schluchzer entkam und Tränen über mein Gesicht rannen.
Dann lehnte ich mich wieder gegen die Tür und atmete durch. Ich hatte diese Phase hinter mir gelassen. Diese wütende Phase - dieses Gegenstände gegen die Wand werfen.
Seufzend bewegte ich mich zu den zerbrochenen Sachen. Eins davon war eine Schneekugel, die ich mit zehn im Urlaub gekauft hab und das andere ein Bilderrahmen mit einem Bild von Fridge, Kira - seiner Schwester, meiner Cousine -, Aaron, Naomi, Azriel, Tatiana und mir. Tatiana war das gerade mal vier und ich elf, es war ein Campingausflug gewesen.
Wieder wurde mir bewusst, dass sie Azriel nie wirklich gekannt hatte, weil sie einfach zu klein war.
Ich blinzelte die Tränen weg und sammelte die Scherben auf. Danach müsste ich nur einen anderen Bilderrahmen finden, das Bild wieder dahin stellen wo es war und dann wäre alles wieder in Ordnung. Alles wäre wieder gut. Als wäre nie etwas passiert. Als hätte ich nie so einen Wutausbruch gehabt.
Mitten in Gedanken versunken merkte ich nicht wie ich mich schnitt bis ich das Blut sah, welches auf meinen Boden tropfte.
„Scheiße", fluchend riss ich ein paar Tücher aus der Packung, die ich immer auf dem Nachttisch stehen hatte und presste sie auf meine Wunde. Erst dann fiel mir auf, dass ich auch kleine Schnitte in meinen Fingern hatte, aber die waren nicht allzu schlimm.
Ich stand auf und ging in die Küche in der wir unsere Medikamente und Wundbehandlungssachen lagerten und holte mir von dort einen Verband. Das war genauso ein dummer Schnitt wie die sich bei Vampire Diaries immer verpasste. Mitten durch die Handfläche.
Nachdem ich die Wunde gereinigt und den Verband umgelegt hab kamen meine Eltern in die Küche. Die waren die letzten die ich gerade gebrauchen konnte.
„Ryder, was ist passiert?", besorgt kam Mom auf mich zu.
„Nichts", ich ging um sie herum und wich ihren Händen aus, die mich berühren wollten.
„Ryder", seufzte mein Vater.
„Lasst mich einfach in Ruhe. Ich ess nicht mit euch, falls ihr das als Nächstes fragen wolltet", ich ging Richtung Treppe. Sicher würde ich mirch nicht mit Mördern an einen Tisch setzten und mit ihnen essen.
„Wie lange wirst du uns noch aus dem Weg gehen und hassen?", Mom's Stimme klang fast schon verzweifelt, sodass ich fast einknickte, aber dann tauchte Az's totes Gesicht vor mir auf und alle anderen Gedanken und Gefühle waren verschwunden.
„So lange Az noch tot ist", erwiderte ich nur und ging in mein Zimmer bevor ich die Tür zuknallte.
Die können mich doch alle mal.
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Loving the blind girl
Teen Fiction„Wer blind ist, sieht mit dem Herzen" Ryder Mason James. Ein Mitglied einer bekannten, nicht sehr angesehenen Gruppe Jugendlicher. Jeder weiß, dass dieser Name, vor allem in Verbindung mit denen seiner Freunde, Probleme bedeutet. Sein Leben ist g...