Kapitel 38

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(Aaron)

Der Film war schon lange vorbei, doch trotz dessen wollte keiner von uns beiden auflegen. Wir redeten kaum noch miteinander sondern genossen einfach die stille Anwesenheit des jeweils anderen.

Draußen zog ein Gewitter auf. Mit halb geschlossenen Augen lag ich in meinem Bett und schaute auf meinen Handybildschirm.

Auch Alec schlief fast, doch als das der Donner in der Ferne erklang, weiteten sich seine Augen. „Magst du Gewitter?" Fragte ich leise, doch trotzdem erklang sie viel zu laut in der Stille des Hauses.

Nicht wirklich", antwortete Alec mit bedrückter Stimme. Er schloss seine Augen und ein trauriges Lächeln legte sich auf sein Gesicht. „Sie wecken nicht so tolle Erinnerungen", murmelte er geknickt. Ich lächelte ihm beruhigend zu.

„Keine Sorge, ich bleibe einfach da, bis das Unwetter vorbei ist." Alec atmete erleichtert aus. „Danke, wirklich."

„Willst du mir erzählen, warum du Unwetter nicht so gerne magst?" Fragte ich Alec sanft, als er wegen einem erneuten Donnerschlag zusammengezuckt war.

„Ich glaube nicht, dass du das Wissen willst." Der Junge warf mir sein sonst so übliches, schiefes Lächeln zu, doch es hat noch nie verzweifelter als jetzt ausgesehen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Stille umhüllte uns, welche nur von dem prasselnden Regen und dem heulenden Wind unterbrochen wurde.

Erneut donnerte es und ich wollte gerade eine zu irgendeiner Erzählung ansetzten, als der andere nach einem erneuten Donnerschlag mit einem Räuspern seine Stimme erhob.

„Gewitter erinnert mich an meinen Vater."

Er senkte seinen Blick. Nervös spielten seine Finger miteinander. Ich schluckte und mein Herz klopfte nervös in meiner Brust. Alec hat nie wirklich über seine Familie geredet - außer dass das Verhältnis zwischen ihnen nicht das Beste ist. Deshalb war ich jetzt umso überraschter, als er mir mehr erzählte.

„Er hat mich immer, egal was ich getan habe, angeschrien. Als ich kleiner war, hat er mich deshalb immer an den Donner erinnert, weil er auch immer laut und plötzlich erklingt, so wie die Stimme meines Vaters", seine Augen schimmerten verräterisch.

Was würde ich jetzt alles tun, um ihn in den Arm nehmen zu können. Ein Blitz erhellte die Welt da draußen für eine Sekunde. Der Wind heulte und der Regen klopfte unaufhörlich gegen die Rollladen.

„Und jedes Mal, wenn ein Gewitter war, haben sie mir keine Beachtung geschenkt, obwohl ich nie mehr wollte als ein paar aufmunternde Worte. Manchmal, da haben sie es doch getan. Jedoch schrien sie mich nur an. Jungs haben keine Angst, haben meine Eltern immer gesagt."

Ich schluckte. „Meine Schwester hingegen wurde immer von ihnen verhätschelt, obwohl sie keine Angst hatte."

Er sah mich an. „Aber jetzt, jetzt geht es. Ich weiß, dass du da bist und dieses Wissen tut echt verdammt gut." Mein Herz schlug schneller und meine Wangen verfärbten sich leicht rot. Verlegen wendete ich den Blick ab.

„Ich", fing ich an. „Bin sehr gerne bei jedem Unwetter für dich da, Alec." Sein Blick fuhr zu meinem. „Du... findest es also nicht komisch, dass ich als Junge Angst vor einem Gewitter habe?"

I don't understand you | ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt