(Alec)
Vorsichtig tupfte ich mit einem in Wund-desenfizirierenden getränkten Kompress Aarons Ohrläppchen ab.
Kurz zischte er auf, da das Mittel sehr brannte.
„Alles gut, schon vorbei", murmelte ich und tupfte ein letztes Mal darüber bevor ich nach der Salbe griff. „Danke nochmal", sagte er leise und ich lächelte ihn an.
„Ist doch klar", meinte ich. Aaron nickte bloß und drehte sich so, dass er mir wieder sein Ohr entgegen hielt. Ich gab eine kleine Menge der Salbe auf meinen Finger und nahm sein Gesicht in meine freie Hand.
Ich drückte sein Gesicht ein bisschen mehr nach rechts, bis ich die Salbe ohne Probleme an sein verletztes Ohr schmieren konnte.
Aaron fummelte an den Enden seines Hoodies herum „Du musst das nicht machen", murmelte er leise. Ich seufzte kurz und schloss meine Augen. „Ich weiß aber ich will", war meine Antwort wie zuvor auch. Aaron zuckte mit den Schultern.
Wir schwiegen eine Weile und ich musterte ihn, während ich ihm ein Pflaster über sein Ohrläppchen klebte und mich den anderen zuwandte.
Aarons Gesicht hatte was an sich. Seine Haut war rein und wurde nicht von irgendwelchen Pickeln zu einer hügeligen Landschaft verustaltet. Wenn ich ehrlich war, fragte ich mich ob er Makeup benutzte. Aber das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Denn sein Geischt wirkte zu natürlich schön um mit Makeup hervorgezwungen zu werden.
Wir waren uns so nahe, dass ich seine schwarzen Wimpern zählen konnte, die seine braunen Augen umrandeten und sein Gesicht perfektionierten.
Ich griff nach der Salbe und schmierte ebenfalls einen Klecks vorsichtig auf seine Wunde. Konzentriert biss ich mir auf meine Unterlippe als die Tatsache, dass ich Mitschuld an den Wunden hatte, wieder in meinen Gedankengang kam.
Diese Erkenntnis schlug in mein Bewusstsein ein wie ein Blitz in einen Baum. Es wütete ein Sturm in mir, der alles in seiner Nähe zerstören wird.
Vielleicht war es gut so. Denn nach einer Zerstörung kann man darauf aufbauen, es besser machen und beim nächsten Mal besser darauf vorbereitet sein.
Aber der Mensch war anderes. Er war zwar ein Werk der Natur aber nach einer Zerstörung wird er Narben tragen, die ihm an das vergangene erinnern werden und ihn mit Skepsis die Welt betrachten.
Aaron war unfreiwillig Opfer dieses Sturmes geworden. Unbewusst hatte er sich in die schützenden Mauern eines brüchigen Hauses geschlichen und ich konnte nicht versprechen ob sie den Sturm, der wütete, standhalten können.
Ich weiß, dass die Mauern nicht ewig halten werden. Eines Tages werden sie einstürzen, weil sie die Kraft des Windes nicht mehr standhalten können. Der Wind wird seine langen Klauen nach Aaron ausstrecken und ihn mit sich reißen.
Er wird ihn zu einem Spielzeug seiner Laune machen bis er ihn satt hat und ihn auf den harten Boden fallen lässt.
Ich will ihm das nicht zumuten.
Deshalb ließ ich die Luft, die sich in meinen inneren angestaut hatte, zitternd raus.
„Ich sollte mich entschuldigen", murmelte ich leise und ließ meine Hände in meinen Schoß sinken. Verwirrt sah Aaron mich an.
„Für was denn?" Fragte er und setzte sich in den Schneidersitz. Ich zog meine Unterlippe zwischen meine Zähne und meinte zögerlich: „Für das hier" und nickte leicht mit meinem Kopf auf seine Ohrläppchen, die von Pflaster umhüllt wurden.
Aarons Blick suchte meinen. Wir sahen uns ein paar Momente in die Augen, bevor ich beschämt meinen Blick abwand.
Die Schuld krallte sich mit jedem Atemzug den ich tat fester in mir fest und bohrte ihre kalten Klauen tief in mein Eingeweide. Man konnte es mit einer kleinen Katze vergleichen, die dich als Kletterbaum missbrauchte. Nur dass sich die Krallen an Orten festkrallten, wo ihre Krallen nie hinkommen werden.
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I don't understand you | ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ |
Teen Fiction𝘡𝘸𝘦𝘪 𝘶𝘯𝘵𝘦𝘳𝘴𝘤𝘩𝘪𝘦𝘥𝘭𝘪𝘤𝘩𝘦 𝘑𝘶𝘯𝘨𝘦𝘯, 𝘸𝘦𝘭𝘤𝘩𝘦 𝘣𝘦𝘪𝘥𝘦 𝘕𝘢𝘳𝘣𝘦𝘯 𝘥𝘦𝘳 𝘝𝘦𝘳𝘨𝘢𝘯𝘨𝘦𝘯𝘩𝘦𝘪𝘵 𝘵𝘳𝘢𝘨𝘦𝘯, 𝘵𝘳𝘦𝘧𝘧𝘦𝘯 𝘢𝘶𝘧𝘦𝘪𝘯𝘢𝘯𝘥𝘦𝘳. 𝘜𝘯𝘥 𝘢𝘶𝘤𝘩 𝘸𝘦𝘯𝘯 𝘪𝘩𝘳𝘦 𝘚𝘤𝘩𝘪𝘤𝘬𝘴𝘢𝘭𝘦 𝘷𝘦𝘳𝘴𝘤𝘩�...