Kapitel 32

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(Aaron)

Ich ließ mich neben den zitternden Alec auf den Boden fallen. Tränen rannten über sein Gesicht und es brach mir das Herz. Alec darf nicht traurig sein.

„Hey", sage ich leise. „Es ist alles gut." Sachte fuhr ich mit meinen Händen durch seine Haare und zog Alec näher zu mir heran.

„Ich bin da, lass es raus", murmelte ich und Alec drückte sich an mich. Seine Tränen nässten mein Hemd, doch ich spürte, dass er jetzt einfach eine Umarmung brauchte - genauso wie ich.

Auch mir liefen die Tränen stumm über die Wangen. Die Vögel zwitscherten ihre Lieder und vereinzelte Sonnenstrahlen kämpften sich durch das Geäst.

Das wir beide auf dem nassen Waldboden saßen ignorierten wir beide. „Shh", sagte ich mit zitternder Stimme. Mit kreisenden Bewegungen fuhr ich ihm sanft über den Rücken.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit vergangen war, doch die Sonne stand deutlich tiefer am Himmel und die Kälte war gänzlich in unsere Knochen gekrochen.

Alec war schon seit längerer Zeit still. Besorgt sah ich zu ihm mach unten und ein sanftes Lächeln legte sich auf mein Gesicht als ich sah, wie er vor Erschöpfung eingeschlafen war.

Eine getrocknete Spur von Tränen zierte seine Wangen und waren das einzige Anzeichen dafür, dass das, was vorher wirklich geschehen war, wirklich passiert war.

„Was ist nur passiert?" Fragte ich leise seine Hände hatten sich in den Stoff meines Hemdes festgekrallt.

Mein Handy klingelte. Ungeschickt fischte ich es aus meiner Tasche. „Ja?" Nahm ich den Anruf entgegen. „Aaron? Es ist schon spät, wann willst du nach Hause kommen?" Erklang die Stimme meines Stiefvaters erschöpft und furchbar besorgt anderen Ende der Leitung.

„Ähm", ich sah auf Alec hinunter. „Vielleicht so in einer halben Stunde?" „Okay, dann bis gleich" „Ja, bis gleich", der Anruf wurde beendet.

Ich seufzte. „Hey", sagte ich und rüttelte leicht an seiner Schulter. „Aufwachen!" Alec grummelte und richtete sich verschlafen auf. Müde fuhr er sich über die Augen, welche seltsam leer aussahen. „Komm, ich bring dich noch nach Hause", meinte ich und half ihm auf. Alec spannte sich an. „Nein", hauchte er panisch.

„Nein? Alec, dir geht es nicht gut und ich lasse dich jetzt echt ungern allein", versuchte ich ihm mit ernster Stimme zu überreden. „Dann lass mich da", grummelte er. Ich wollte ihm aufhelfen, doch der größere spannte sich an.

„Nein, ich will nicht. Bitte bring mich nicht zurück", flehte er und erneut liefen im Tränen über die Wangen.

Schockiert sah ich ihn an. „Ist etwas mit Gabriel?" Fragte ich vorsichtig. Alec schüttelte den Kopf.

„Bitte", hauchte er tonlos.

Ich musterte ihn, wie er fix und fertig auf dem Boden lag. Seine Kleidung, welche durch die Feuchtigkeit des Bodens nass war, und seine Wangen, die von seinen Tränen überzogen waren.

Irgendwas ganz Schlimmes muss geschehen sein. Ich musste jetzt meinen eigenen Schmerz hintenanstellen, den Alec war deutlich wichtiger.

Ich seufzte und nickte mir selbst zu.

„Na komm, ich bringe dich zu mir", sagte ich sanft und half dem Jungen auf. Erschöpft und mit wackligen Knien stand er auf, knickte jedoch sofort wieder zusammen.

Schnell sprang ich an seine Seite und hielt ihn fest. Seine Hände krallten sich haltsuchend in meine Anzugsjacke. Er schluchzte.

Überfordert strich ich ihm über den Rücken.

I don't understand you | ᵇᵒʸˣᵇᵒʸ |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt