Regen

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POV Ben

Ich stehe immer noch an der gleichen Selle, wo mich Jen stehen gelassen hat. Johannes redet mit mir, ich höre aber gar nicht erst hin. Was habe ich getan? Was ist da bloß mit mir passiert?
Ohne darauf zu achten, was Johannes sagt oder macht trete ich aus der Tür. „ Ben? Ist alles gut? Komm wieder her. Emma kommt gleich um sich zu entschuldigen.“ Ich nicke und rausche aus der Tür. Mir ist es egal, ob Emma kommt oder ob sie sich entschuldigen will. Ich will einfach zu Jen und mit ihr reden. Will sie in die Arme nehmen  und ihre Lippen wieder spüren. Es war die richtige Entscheidung. Obwohl ich sie kaum kenne, fühle ich mich bei ihr geborgen. Ihr lachen lässt mein Herz höher schlagen und ihre Augen rufen Schmetterlinge in meinem Bauch hervor.  Ich muss einfach mit ihr reden. Ich bin schon fast beim Ausgang, als eine Hand mich am Arm berührt.
„ Ben ist alles ok bei dir? Du bis ja ganz blass.“ Ich drehe mich um und schaue in die Augen von Emma. Sie lächelt mich liebevoll an. „ das ist ja voll süß, dass du nach mir suchst.“ „ ich hab…“ „ du brauchst dich nicht entschuldigen. Es ist ok, dass du mal ausrastest. Es kann passieren. Aber heute ist unser Tag. Ich möchte einfach nur glücklich mit dir sein.“ Ich möchte ihr sagen, dass ich nicht glücklich mit ihr bin. Ich möchte ihr sagen, dass ich sie nicht heiraten kann. Ich liebe sie nicht mehr so wie ich sie früher geliebt hab.
Aber ich kann nichts sagen.
Ich schaue sie an und nicke. „ es tut mir Leid. Ich bin einfach aufgeregt. Ich weiß nicht. Können wir später reden. Ich brauche ein bisschen zeit für mich. Es…“ „ jetzt hör doch auf zu reden. Es ist ok, wenn du nervös bist. Aber ab jetzt ist es unsere Zeit. Erstmal werden wir alle Sachen zusammen machen. Ansonsten gibt es noch schlechte Schlagzeilen.“ Sie nimmt mich an die Hand und zieht mich wieder weiter in den Raum. „ wir werden eine großartige Hochzeit haben. Viele Gäste, eine Wunderschöne Kulisse und viele, viele Geschenke“ sie dreht sich im Kreis und breitet die Arme aus. Sie sieht aus wie ein Mädchen, dass gerade erfahren hat, dass sie ins Disneyland fährt. Sie macht aus unserer Hochzeit jetzt schon ein großes Event. „ Emma, ich brauche jetzt etwas Zeit für mich. Ich gehe jetzt raus und drehe eine Runde. Danach können wir weiter reden.“ Damit drehe ich mich um und verschwinde aus dem Raum und renne halb aus der Tür.  Ich höre nicht auf Emmas rufe.Ich schließe die Tür hinter mir und atme ein. Ich schaue nach links und nach rechts. Wie weit kann Jen wohl schon weg sein?
Ich entscheide mich für die linke seite, da in diese Richtung die Hauptstraße liegt.
Schon nach ein paar Metern entdecke ich vor mir einen Körper in der Dunkelheit. Ich fange an zu rennen. Wie auf Kommando fängt es an zu regnen. Erst ein leichter Regen, dann wird er immer heftiger. Als ich bei der Person angekommen bin erkenne ich von hinten Jens Hose und das helle T-Shirt. Schon jetzt drückt sich ihr hellblauer BH durch das Shirt.  
Ich bin bei ihr angekommen und bleibe Stehen. Ich glaube sie hat meine Schritte gehört, denn sie bleibt stehen dreht sich um. Ihre nassen Haare hängen in ihrem Gesicht und ihre Augen leicht gerötet. „ Dein Anzug wird ganz nass.“ Ich fange an zu lächeln. „ Irgendwie ist mir das gerade egal.“ Jen schaut nach oben und schaut mir in die Augen. Sofort wird mir ganz warm. Ich mache einen Schritt auf sie zu. Eine Strähne fällt ihr ins Gesicht. Ich strecke den Arm aus und stecke die feuchte Strähne hinter ihr Ohr. „ wieso bist du mir hinter her gekommen?“ sie schaut auf den Boden. „ Vielleicht, weil ich unbedingt im Regen stehen will.“ Sie schaut über meine Schulter. „ wo ist Emma?“ ich schüttle den Kopf. Und nehme ihre Hand. „ Wieso fragst du das gerade jetzt?“ ich gehe mit meinen Kopf näher an ihren dran. „ Ich weiß nicht.“ Jen flüstert nur noch. Ich beuge mich noch weiter runter.  „ Wir kennen uns doch fast gar nicht.“ Erneut stellt sie eine Frage, über die ich im Moment nicht nachdenken will. Mit einer Hand fasse ich ihr an die Wange und ziehe sie zu mir. „ Wir kennen uns aber gut genug.“ Dann ziehe ich sie komplett zu mir ran. Schaue ihr noch einen kleinen Moment in die Augen. Dann schließe ich sie und unsere Lippen treffen sich.
Dieser Kuss hält länger an, als der letzte. Dieses Mal erwidert sie den Kuss. Ihre Hände wandern zu meinen Haaren und verlieren sich dort. Mein Kopf ist nicht mehr zum denken fähig. Ich kann nur noch an Jen und ihre Lippen, ihre Augen und an ihr lächeln danken. Mein kompletter Körper kribbelt vor den ganzen Schmetterlingen, die darin herum fliegen. Meine zweite Hand legt sich auf ihre Hüfte. Einen kurzen Moment lassen wir von einander ab um Luft zu hohlen. Wir beide haben völlig vergessen, dass wir im Regen stehen. Selbst jetzt schauen wir und in die Augen und müssen anfangen zu lachen. Schnell laufen wir in den Nächsten Hauseingang und kommen erstmal wieder zur Puste.
„ Du bist ja jetzt ganz nass. Was machst du denn jetzt? Du musst doch auf die Premiere?“ entsetzt schaut sie an mir runter. „ keine Angst. Wir haben immer mehrere Anzüge dabei.“ Ich strecke die Hand aus und lege sie ihr unters Kinn. „ jetzt müssen wir dir erstmal ein Handtuch besorgen. Du bist nämlich auch nicht ganz trocken geblieben!“ sie lächelt mich an und mein Herz beginnt höher zu schlagen. Sie beugt sich nach vorne und küsst mich. Ich nehme ihre Hand und schnell rennen wir zurück zum Eingang. Kurz bevor wir hineingehen sieht sie mir leicht am Hemd. „was erzählen wir denen denn?“ ich drehe mich zu ihr um und überlege einen Moment. Dann sage ich etwas, dass ich schon wieder bereue, als ich es gesagt habe. „ Garnichts. Ich will erstmal diesen Abend überstehen, dann überlegen wir weiter.“ „ Aber du willst dich diesen Abend verloben.“ Der Schock steht ihr ins Gesicht geschrieben. Mein Mund antwortet, bevor ich richtig darüber nachgedacht habe. „Dann verlobe ich mich halt erst und dann können wir es ja allen erzählen“ Sofort lässt sie meine Hand los. „ du willst dich verloben und einer Zukünftigen verschweigen, dass du mich geküsst hast?! Nein! Vergiss es so etwas mache ich nicht mit. Entweder du sagst es ihr sofort oder ich verschwind jetzt. Für immer!“ „ ich kann diese Jahre lange Beziehung doch nicht einfach weg werfen. Ich muss noch einmal darüber nachdenken!“ Jen ist schon ganz rot vor Zorn. „ na dann denk mal lieber schnell! Wenn du dich heute verlobst bin ich nicht mehr da und du siehst mich nie wieder!“ damit dreht sie sich um und verschwindet in den Regenmassen.
Das Hochgefühl von eben ist wie weggeblasen. Nichts als lehre fühle ich in mir. Wie konnte ich nur so dumm sein und so etwas sagen. Allein, dass ich Jen hinterher gerannt bin hat meine Entscheidung doch schon klar gemacht. Wieso habe ich nur so etwas gesagt? Ich flüstre leise Jens Namen und schlage mir die Hände vor den Kopf. Dann lehne ich mich gegen die Tür und würde am liebsten los weinen. Wie konnte ein Mensch nur so dumm ein? Die Tür öffnet sich und ich währe fast hingefallen. Ich schaue auf und sehe, dass Emma vor mir steht. „ oh Gott Ben. Ich dachte schon, du wärst abgehauen und hättest kalte Füße bekommen. Komm erst einmal rein und ziehe dir deinen neuen Anzug an.“ Bevor ich noch irgendetwas sagen konnte wurde ich auch schon in den neuen Anzug gezwängt. Als ich merkte, dass Emma hinter mir steht drehe ich mich um schaue sie an und fange an zu reden…

Ein normales Mädchen// Benedict Cumberbatch ff (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt