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Nach dem Duschen föhnte ich noch schnell meine Haare - deren Spitzen ich vor ein paar Tagen aus Langeweile und weil ich eine Veränderung brauchte - blau gefärbt hatte und machte mich dann unten an die Arbeit.

Meine Hände brannten noch ein wenig von dem Sturz vorhin, doch so schlimm war es nicht. Während ich Cocktails mixte, so wie es mir Tracy beigebracht hatte, schweiften meine Gefanken immer wieder zu der mysteriösen Frau, die mich gerettet hat und landeten schlussendlich irgendwie beim Waisenhaus.

Mit meinen 19 Jahren hätte ich demnächst sowieso dort ausziehen und unabhängig werden müssen, doch ich vermisste es trotzdem. Es war schließlich mein ganzes Leben lang mein Zuhause und auch die Pflegekräfte sind mir zumindest ein kleines bisschen ans Herz gewachsen, wie ich nun bemerkte. Einige mochten mich nicht sonderlich, weil ich als kleines Kind viel Unfug angestellt hatte. Dazu gehörten auch meine nächtlichen Ausflüge in die Schlafzimmer der anderen oder in den Raum mit dem Fernseher, der über Nacht immer abgeschlossen wurde. Daher hatte ich auch die Fähigkeit die meisten Schlösser zu knacken - man lernt es halt, wenn man sich jede Nacht damit beschäftigt.

Ich nahm die zwei Gläser Tequila in die Hände und brachte diese zu den Männern, die auf der Couch in der Ecke saßen und laut rumgrölten. Sie hatten sich schon vorhin etwas bestellt und waren deshalb schon angetrunken, als ich die Getränke vor ihnen abstellte.

"Ey bleib doch hier und leiste uns Gesellschaft Prinzessin", stieß der eine bärtige Mann aus und langte mit seiner Hand nach meinem Bein.

"Ich bin nur zum Getränke servieren hier. Wenn Sie Gesellschaft brauchen, können Sie gerne in den Club auf der anderen Straßenseite, schönen Abend noch", erwiderte ich kühl und stampfte davon, was ich sogleich bereute. Solche Situationen waren bei so einem Job nichts neues und jedes Mal treibten sie mich zur Weißglut. Tracy hat mich davor gewarnt und gesagt, dass ich trotzdem höflich und beherrscht antworten sollte, doch das schaffte ich nicht immer.

Glücklicherweise waren sie aber schon betrunken, sodass ihnen meine eisernen Worte und der Abgang nichts ausmachten.

Ich wusste nicht wie lange ich noch hier schlafen und diese Arbeit erledigen würde. Es war klar, dass ich nicht für immer bleiben konnte, doch ich wusste einfach nicht, was ich mit dem Serum anstellen sollte. Der amerikanischen Polizei wollte ich sowas nicht anvertrauen - vor allem nachdem ich einer Person vertraut habe, die sich am Ende als Mörder und Mitglied eines terroristischen Teams entpuppt hat. Es gab nur eine Gruppe von Leuten, denen ich sowas aushändigen würde und die genügend Erfahrung damit hatten. Die Avengers.

Diese dachten, dass sie die Flag Smasher besiegt haben, doch das stimmte nicht ganz. Vielleicht haben sie das, aber es gab immer noch ein paar von ihnen und es gab immer noch das Supersoldaten-Serum, das laut den Nachrichten komplett zerstört wurde und nicht mehr existierte.

Wie gerne ich es ihnen einfach geben und ein normales Leben führen wollte, aber leider hatte ich keine Ahnung wie man Kontakt zu ihnen aufnehmen konnte - eine öffentliche Telefonnummer gab es ja offensichtlich nicht, was auch einen guten Grund hatte. Ich konnte mir vorstellen wie viele Fans dort tagtäglich anrufen würden...

Warum ich Bucky nicht direkt angesprochen hatte, als ich ihn gesehen habe...? Gute Frage. Vielleicht bin ich wegen dieser ganzen Situation viel zu überrumpelt gewesen, vielleicht hat sich mein Gehirn in diesem Moment verabschiedet, sodass ich nicht mal auf die Idee gekommen bin, vielleicht war ich aber auch einfach nur zu aufgeregt ihn anzusprechen und bin stattdessen lieber weggerannt. Ich wusste es nicht genau und werde es wohl nie erfahren.

Jetzt war es zu spät und es brachte nichts, sich darüber den Kopf zu zerbrechen. Stattdessen werde ich hierbleiben, bis mir wie durch ein Wunder etwas einfällt oder ich vielleicht wieder die Frau von vorhin treffe.

Affected (Bucky Barnes FF) ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt