dead trees - white sheets

Kapitel 1 - Jessica

,, Er wird sich alles nehmen, was du nie freiwillig hergeben würdest."

Jeder von uns geht noch zur Schule. Jeder von uns muss früh aufstehen und zur Schule gehen. Ich für meinen Teil, bin die eine die morgens immer mit dem Zug fährt. Die kurz vor dem Einsteigen noch schnell eine Kippe gezogen hat. Ich steige also ein und bin das Mädchen mit den Piercings, die nach Rauch stinkt und die alle für unfreundlich halten. Der Zug ist so über füllt, dass man meinen könnte, es wäre der Letzte, der jemals fahren würde. Sie sind alle anders als ich. Die Allgemeinheit würde die anderen Fahrgäste wohl als 'normal' bezeichnen. Junge Mädchen mit Dutt und Perl-Ohrringen, erwachsene Männer mit Anzug und Aktentasche und nicht zu vergessen die alten Sacke, die sich so an dich dran lehnen als wärst du ihr gemütlich weiches Sofakissen. Ich zähle die Minuten bis zu meiner Station ab. Weil ich an der Zugtüre stehe sehe ich mein Spiegelbild in der Scheibe. Ich prüfe meine Frisur, obwohl ich sie eh nicht richten kann, weil meine Arme zwischen der Menschenmasse eingeklemmt sind. In meinem hellbraunen wirren Haar das mir ins Gesicht und meine mit Sommersprossen übersehene Nase kitzelt, schauen meine weißen Kopfhörer hervor. Als die gewohnte Sprechansage meine Station ankündigt quetsche ich mich mit Leibeskräften durch die Menge. Kurz vor der geöffneten Zugtür bleibe ich stehen. In meinem Ohr ertönt das Lied. Dieses eine Lied. Ich schüttel den Gedanken ab und Laufe schnell durch die Türen. Die Kälte schlägt mir eisig entgegen und kriecht durch meine Ärmel in die Winterjacke. Schon jetzt werden meine Fingerspitzen kalt. Ich krame Feuerzeug und Kippen aus der Tasche, dann zünde ich sie langsam an. Ich ziehe tief und genieße den wohl bekannten Tabakgeschmack. Das Lied läuft immer noch durch meine Kopfhörer. Ich dachte kurz an den letzten Winter. Mir wurde übel und ich begann zu zittern, dann lies ich ein anderes Lied laufen.