Kapitel 6 - Fabi

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Die Maske

Auf meinem ewig erscheinenden Weg zum Klassenzimmer grüßen mich viele Leute. Mädchen die sich alle ähneln umarmen mich. Typen die ich verachte grinsen mir zu und Lehrer die denken sie würden mich verstehen grüßen mich fröhlich.
Ich grüße jeden von ihnen zurück.

Angekommen in dem Zimmer in dem ich jeden Tag die selbe verlogene Maske aufsetze sehe ich mich um. Die Jungs winken mir. Ich winke mechanisch zurück.
Alles was ich tue tue wie von selbst. Ohne darüber nachzudenken. Es ist als würde die Maske, das andere Ich mich kontrollieren.
Ich hasse diese Leute hier. Alle! Außer sie...

Jessica.

Wir sind schon ewig in der selben Klasse, haben uns allerdings erst vor kurzem zum ersten Mal richtig unterhalten. Wir haben zusammen einen Raucherplatz gefunden.
Sie ist die einzige die mich versteht und sie nimmt jedes Mal - als ob es ganz einfach wäre meine Maske ab und sieht mir ins Gesicht.

Ich weiß nicht was die anderen gegen sie haben. Die Mädchen vor allem.

,,Fabi, verlieb dich bloß nicht in sie! Sie hat zwar ein hübsches Gesicht, aber sie ist eine Schlampe!''

,,Genau! Die lässt echt jeden ran!"

Selbst mit Maske habe ich ihnen nicht zugestimmt. Es ist mir egal was die sagen. Jessica ist keine Schlampe. Ich glaube sowieso, dass niemand eine Schlampe ist...außer vielleicht die Typen die sich meine Freunde nennen. Und selbst wenn Jessica sich austobt, das kann mir doch egal sein. Sie ist ein toller Mensch und wirklich sehr schön, aber ich habe kein Interesse an ihr. Ich liebe sie auf eine andere Weise. Und selbst mit Maske werde ich sie gegen jeden verteidigen. Auch wenn die Maske da durch bricht.

Ich lasse den Unterricht über mich ergehen, wie einen Regenschauer dem man schutzlos ausgeliefert wurde. Ich begann zu überlegen was ich heute nach der Schule machen wollte. Das Wetter war unangenehm kalt, düster. Als wollte es einen zurück ins Bett zwingen um jeden zwischenmenschlichen Kontakt zu vermeiden. Ich würde dem Wunsch unter eine warme Decke zu kriechen und so zu tun als hätte mein zimmer kein Fenster und als würde außerhalb meines Zimmers nichts existieren  wohl nach geben. Und während der Lärm der aufstrebenden Jugend lauter wurde freute ich mich darauf mit einem Joint und einer Tasse Tee in meinem Bett zu sitzen und die Welt um mich herum zu vergessen.

Und vielleicht war neben mir noch ein Platz frei.

dead trees - white sheetsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt