Kapitel 8 - Ann

79 6 0
                                    

,,Damals war jeder verkaterte Morgen wunderschön."

Ich laufe durch unseren langen Flur. Alle Türen stehen offen. In dem chaotischen Bad aus dem ich komme liegen Berge von Wäsche und die Badewanne ist aus irgendeinem Grund gefüllt mit leeren Sektflaschen. Auch in der Küche stapeln sich leere Flaschen und alle drei Aschenbecher quillen über. Auf einem Küchenstuhl der vor der Spüle steht erkenne ich einen von Julius Freunden. Er schnarcht leise und ich schließe die Küchentür. Hauptsächlich um den Gestank von Erbrochenem in der Küche einzusperren. Als ich an Julius Zimmer vorbei laufe vermeide ich es hinein zuschauen. Jetzt erst rieche ich die verteilten 'Düfte' von Alkohol, Erbrochebem und Sex. Ich öffne alle Fenster in meiner Reichweite und stelle dann zufrieden fest, dass der Kerl von gestern das Weite gesucht hat.

Nach diesem kleinen Rundgang verkrieche ich mich in meinem Zimmer und lüfte auch hier erstmal. Dann werfe ich meine Kippe aus dem Fenster und hoffe schadenfroh, dass sie irgendjemandem auf den Kopf fällt.

Nachdem kein Schmerzensschrei zu hören war stellte ich meine Musik zum wach werden an. Headbangend zur Musik lief ich Richtung Küche um mir einen Kaffee zu machen.

Ich könnte mir vorstellen wie dämlich ich aussah. Mein Messi-Dutt hüpfte auf und ab während ich halb hüpfend im abgetragenen Superman T-shirt zur Küche zur Küche tanzte. Aber es war ja eh keiner wach.

Die Kaffeemaschine ratterte und es war wie Musik in meinen Ohren.

Mit der Tasse Kaffee in der Hand lief ich auf den Balkon um frische Luft zu schnappen, denn trotz geöffneter Fenster standen immer Rauchschwaden bis zur Decke. Wenn man nachts mit dem Handy durch den Flur lief konnte das echt gruselig werden.

Als ich mit nackten Füßen den kalten Steinboden betrat zuckte ich zusammen. Die eisige Morgenluft umschlang meinen leicht bekleideten Körper und biss sich in meine Glieder.

Doch es tat gut diese eisige Luft in meine Lunge zu ziehen. Als könnte ich nur so die immer noch brennende Glut von Zigaretten und Alkohol löschen.

Ich blieb noch länger so stehen. Mit geschlossenen Augen und verschränkten Armen. Gedankenverloren.

,,Wird dein Kaffee nicht kalt?", riß mich eine vertraute Stimme aus meinen Tagträumen.

,,Ich dachte du schläfst noch.'', gab ich noch leicht weggetreten zurück.

,,Ich wurde von dem Drang zu atmen geweckt. Ich wäre fast erstickt!, Julius grinste breit. ,,Sandra oder Sabine oder so...hat mir mit ihren riesen Dingern alle Atemwege blockiert.''

Ich sah ihn ausdruckslos an.
,,Weißt du, ich dachte immer dass du genau deswegen stirbst.''

Wir beide mussten laut loslachen.Wir plauderten weiter bis meine Tasse Kaffee leer war. Wir beschlossen unser Gespräch in die Küche zuverlegen und ein bisschen klar Schiff zu machen.
Doch im Flur stand die fertig angezogene vollbusige Sandra oder Sabine mit Schmollmund.

,,Julius, du hast doch ein Auto, oder?", piepste sie mit abnormal hoher Stimme.

Wir sahen uns beide an und kicherten. Dann räusperte Julius sich.

,,Nein, aber Ann hat eins."

Verblüfft sah ich auf.
,,Und? Mein Baby fährt niemand außer ich.", rief ich empört über diese Entwicklung.
,,Ok Ann...kannst du mich bitte zur Schule fahren?", piepste sie.

Ich stöhnte. Ich bin doch kein Taxi. Doch Sandra/ Sabine sah mich fordert an.

,,Gut...auf welche Schule gehst du denn?", murmelte ich mit zusammen gebissenen Zähnen.

,,Auf das GHS-Gymnasium", sagte sie und klang dabei unpassend stolz.

Darauf hin zog ich mir eine Jeans, Stiefel und Mantel an. Dann sammelte ich Zigaretten, Feuer und Schlüssel ein während ich leise fluchte.

Sandra/ Sabine gab Julius einen Kuss und schnappte sich ihre Tasche.

,,Ich hab eine CD mit Charts dabei, die können wir gleich hören. ", trällert sie mir auf den Treppen zu.

Das wird eine lange Fahrt...

dead trees - white sheetsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt