Kapitel 7 - Chloe

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,,Ich weiß nicht welche wirklich meine Persönlichkeit ist."

Ich torkle aus meinem Zug. Die Blicke der Menschen waren unerträglich. Ich schüttle meine langen Ärmel zurück und sehe auf meine zitternde Hände. Verängstigt wie ein knapp vom Tod entkommenes Reh sehe ich mich um. Ich stehe an der in kaltes blassblaues Winterlicht getauchte Zugstation in der nähe meiner Schule. Ein paar Leute sehen mich geringschätzig an. Ich meine einen eisigen Wind der Einsamkeit zu spüren. Ich fühle mich schwach. Ausgelaugt.

Ich ging den Weg zur Schule. Wohl wissend dass ich wieder gewechselt hatte nahm ich meine Tabletten nicht. Ich könnte sie kurz einwerfen und wäre nach einer Weile wieder quirlig und verrückt. Ich hätte eine naive Perspektive auf die Leute, die Umgebung, die Welt. Aber ich fand es so besser. Ich fand mich so besser. Mit klarem distanzieren Blick auf alles. Vor allem in der Schule wollte ich gestörte Wahrnehmung verhindern. So lange es ging.

Auch wenn ich eine sicher scheinende Entscheidung getroffen hatte, meinte ich bei jedem Schritt die Tabletten in ihrer Schachtel klappern zu hören.

Im Schulgebäude angekommen durchfuhr mich ein fremdes Gefühl.
Meine Füße und Zehen versteifen sich. Ich streckte die Zehen doch es kroch mir langsam die Waden hoch. Ich biss mir auf die Lippe und versuchte es mit aller Kraft abzuschütteln doch es zerrte jetzt an jedem Muskel in meinem Körper.

Ich sah mich nervös um als ich bemerke, dass ich immer noch in der Aula stand.

Ein paar Schüler beobachteten mich. Manche von ihnen kicherten. Andere erkannten mich und riefen mir schwache Beleidigungen zu.
Ich entschloss aufgrund meines instabilen Zustands erst zur zweiten Stunden zum Unterricht zu gehen.

Ich habe wegen meines 'Zustands' immer die Möglichkeit nicht zum Unterricht zu gehen. Was ich allerdings selten ausnutze, weil mir früher immer eingetrichtert wurde wie wichtig die Schule ist. Naja früher...

Ich lief zuerst in den Coffeeshop um mir mein Lieblingsgetränk zu besorgen und dann zum Zigarettenautomat. Da ich 18 Jahre war könnte ich die Zigaretten auch im Laden kaufen, wo sie billiger waren. Ich hatte allerdings keine Lust dass an der Kasse 'mein Verstand auf reisen ging' wie Doktor Kullen, meine Ärztin es ausdrückte.

Mit meinem leicht abgekühlten Kaffee und meinen Zigaretten machte ich es mir auf einer Bank, weit genug von der Schule bequem und genoss.

Nach der Zigarette sah ich auf die Uhr, die mir 8:14 Uhr anzeigte. Ich entschied mich statt einer Englischstunde für ein gutes Buch.

Nach fünf Kapiteln meldete sich das fremde Gefühl wieder und ich rauchte mit zittrigen Händen alle Zigaretten weg, weil ich wusste dass wenn 'mein Verstand auf Reisen war' ich sie alle weg werfen würde.

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